Griechische Götter und Chinesen: Schloss Troja zeigt Plastiken aus Prager Gärten
Seit Jahrhunderten schmücken sie die Prager Parks und Gärten: allegorische Skulpturen, Vasen oder Springbrunnen. Eine Auswahl von Statuen aus den Barockgärten der tschechischen Hauptstadt ist seit Dienstag im Schloss Troja zu sehen. Das Schloss wurde Ende des 17. Jahrhunderts als Sommerresidenz für die Familie Sternberg erbaut. Es liegt auf einer Terrasse am rechten Moldauufer zwischen dem Prager Zoo im Westen und den Weinbergen und dem Botanischen Garten im Norden. Verwaltet wird der Prachtbau von der Galerie der Hauptstadt Prag.
Braunsche spitze Nase
Zwei Statuen, die Allegorien von Tag und Nacht darstellen, stammen von der Villa Portheimka im Prager Stadtteil Smíchov. Das Herrenhaus wurde von Kilian Ignaz Dientzenhofer in den 1720er Jahren erbaut. An der Gestaltung des Gebäudes beteiligten sich zwei namhafte Barockkünstler: der Maler Václav Vavřinec Reiner und der Bildhauer Antonín Braun.
„Die beiden Büsten kann man sich hier aus nächster Nähe anschauen. Das ist an der Portheimka, wo deren Kopien stehen, nicht möglich. Die Statuen sind ein Werk von Antonín Braun. Er führte nach dem Tod seines berühmten Onkels Matthias Bernhard Braun im Jahre 1738 die Bildhauerwerkstatt weiter. Antonín Braun starb aber schon vier Jahre später. Es gibt keine Informationen über andere seiner Werke in Prag. Ich schätze an den beiden Büsten besonders die sehr feine Gestaltung der Gesichter sowie die typische Braunsche spitze Nase.“
Chinesenfiguren und verschwundener Mandarin
Aus dem Garten des klassizistischen Schlosses Cibulka im Stadtteil Košíře sind gleich mehrere Exponate zu sehen. Das Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute kleine Schloss sowie der Park drum herum sind heute in keinem guten Zustand. Deren Zukunft sei unsicher, sagt Marie Foltýnová.„Es gibt dort noch immer einige Statuen wie beispielsweise eine Johannes-Nepomuk-Statue. Erhalten geblieben sind zudem die Reste eines chinesischen Pavillons. Einige der Skulpturen wurden aber in unsere Galerie gebracht. Die Figuren der Chinesen, die hier gezeigt werden, standen auf dem Aussichtsturm. Sie sind ein Pendant zum chinesischen Pavillon. Auf seiner Spitze stand einst eine Mandarinfigur mit einem Sonnenschirm in der Hand. Leider ist diese nicht erhalten geblieben. Die vier Chinesen sind vermutlich ein Werk von Václav Práchner. Wir haben aber keine schriftlichen Belege dafür. Wegen der feinen Gestaltung der Figuren würde ich die Statuen aber dennoch Práchner oder einem seiner Schüler zuschreiben.“
Leider seien die Figuren aus Sandstein und es sei nicht mehr möglich, sie im Freien auszustellen, sagte die Kuratorin. Sie könnten künftig aber in einem neu errichteten Prager Lapidarium gezeigt werden.
„Zu sehen ist hier zudem eine Büste des Gärtners von Václav Nedoma. Sie wurde bisher im Lapidarium des Nationalmuseums auf dem Prager Messegelände gezeigt. Ein weiteres Exponat, das jedoch kein Originalwerk, sondern nur ein Abguss ist, ist die Stele von Bischof Thun-Hohenstein, dem Begründer des Schlosses Cibulka.“Adonis und Aphrodite aus dem Vrtba-Garten
Weitere Kunstwerke stammen aus dem Vrtba-Garten. Diesen ließ der Prager Burggraf Jan Josef z Vrtby Anfang des 18. Jahrhunderts anlegen. Er befindet sich am unteren Hang des Hügels Petřín / Laurenziberg nahe des Kleinseitner Rings. Im Vrtba-Garten wurden in den 1980er Jahren Sandsteinkopien der Skulpturen installiert, die Originalwerke befinden sich in den Sammlungen der Galerie der Hauptstadt Prag.
„In der Ausstellung zeigen wir zwei Statuen: Es handelt sich um den schönen Jüngling Adonis, den die Göttin Aphrodite auf der Jagd trifft. Eine weitere Skulptur stellt zwei ringende kleine Jungen dar. Es handelt sich dabei um das Motiv des Eros und Anteros. Im Kampf siegt Anteros, der mit seiner Hand Richtung Himmel zeigt.“Schließlich sind im abschließenden Teil der Ausstellung Fragmente eines Springbrunnens zu sehen. Sie waren bereits vorher ein Teil des Parks des Schlosses Troja:
„Der Springbrunnen wurde zweifelsohne gemeinsam mit dem Garten errichtet. Er wurde durch italienische Vorbilder inspiriert. Erhalten geblieben sind vier Statuen-Gruppen von Nereiden und Tritonen. Der Springbrunnen wurde auf den ursprünglichen Fundamenten neu angelegt.“
Die Ausstellung mit dem Titel „Stein, Stuck, Terrakotta – Bildhauerwerke aus den Prager Gärten“ ist im Schloss Troja bis 29. Oktober zu sehen. Das Schloss ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr und am Freitag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Der Springbrunnen fiel dem Bau eines Wirtschaftsgebäudes zu Opfer. Vor etwa 30 Jahren stießen die Restauratoren bei der Instandsetzung des Gartens auf einen Teil des Wasserspiels.
„In den 1980er Jahren wurden auf den Einfriedungsmauern des Schlosses Figurengruppen gefunden, die ursprünglich zum Springbrunnen gehörten.“
In der Ausstellung werden zudem Videoaufnahmen und Fotos gezeigt, auf denen die Herstellung von Kopien der Terrakotta-Vasen und das Schlossareal nach der Hochwasserkatastrophe vom August 2002 zu sehen sind.