Größter tschechischer Satellit im All – Aufnahmen für den militärischen Abschirmdienst

SATurnin-1

Seit vergangener Woche ist der bisher größte tschechische Satellit im All. Er wurde in Geheimhaltung entwickelt.

Vor acht Tagen startete erneut die Rakete Falcon 9 des Raumfahrtunternehmens SpaceX. An Bord diesmal 21 Satelliten. Erst einige Tage nach dem Start wurde bekannt, dass Tschechien nicht nur einen, sondern gleich zwei Raumflugkörper mit der Rakete ins All geschickt hat. Schon früher war über den Satelliten Troll berichtet worden, der mit einer Hyperspektralkamera ausgestattet ist. Doch mit ihm wurde auch der bisher größte tschechische Satellit auf seine Umlaufbahn gebracht. Sein Name: Saturnin-1, benannt nach einer Romanfigur von Zdeněk Jirotka. Er wurde vom militärischen Abschirmdienst Tschechiens (Vojenské zpravodajství) in Auftrag gegeben, deswegen unterlag er bis vor kurzem der Geheimhaltung.

Entwickelt wurde Saturnin-1 vom Aeronautischen Forschungs- und Prüfungsinstitut in Prag (VZLU Aerospace). Petr Svoboda ist dort Ingenieur und betont, dass der Technik-Quader im weltweiten Vergleich aber weiter zu den kleineren Satelliten gehöre:

„Er hat die Maße 20 x 20 x 30 Zentimeter, wenn die ausklappbaren Solarzellenpaneele noch anliegen. Das war beim Start der Fall, damit der Satellit besser von allen Seiten Sonnenlicht aufnehmen kann. Erst im Weltraum haben sich die Paneele geöffnet, und zwar als sie voll auf die Sonne ausgerichtet werden konnten.“

Mit ausgefahrenen Paneelen hat Saturnin-1 eine Spannweite von 80 Zentimetern. Die sonnenabgewandte Seite ist auf die Erde gerichtet, um dort Aufnahmen zu machen…

SATurnin-1 | Foto: VZLÚ

„Der Satellit kreist um die Erde und fliegt zweimal am Vormittag und zweimal am Abend über das Interessensgebiet. Diese Überflüge dauern rund zehn Minuten. Wenn die Fotos nicht aus zu spitzem Winkel geschossen werden sollen, ist die Zeit sogar noch geringer. Während der Dauer müssen aber so viele Aufnahmen wie möglich erstellt, abgespeichert und auf die Erde gesandt werden“, so Svoboda.

Gesteuert wird der Satellit zwar von VZLU Aerospace. Doch das tschechische Verteidigungsministerium entscheidet darüber, was fotografiert werden soll. Die Bilder werden dann vom militärischen Abschirmdienst ausgewertet. Wie Verteidigungsministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten) in einer Pressemeldung des Aeronautischen Forschungs- und Prüfungsinstituts zitiert wird, dient dies nicht nur der Sicherheit Tschechiens, sondern auch der Nato-Partner.

Saturnin-1 hat aber zudem die tschechische Weltraumtechnik vorangebracht. Denn VZLU Aerospace musste praktisch die gesamte Technik des Satelliten selbst entwerfen. Und für die Herstellung wandte man sich an Firmen in Tschechien, um nicht von ausländischen Herstellern abhängig zu sein. Dazu Petr Svoboda:

SATurnin-1 | Foto: VZLÚ

„Heutzutage lassen sich nicht mehr die einzelnen Teile eines Satelliten kaufen, sondern ich muss wie beim Auto das gesamte Produkt erwerben. Und dann bin ich vom Hersteller abhängig, ob er mir den Wagen wartet und eventuell ein weiteres Exemplar liefern kann. Im Fall von Satelliten kommt noch hinzu, dass meist auch seine Bedienung zum Gesamtpaket gehört. Deswegen haben wir den Weg eingeschlagen, so viele Komponenten wie möglich selbst zu entwickeln. Damit sind wir nun ebenso unabhängig davon, ob uns jemand diese Teile für einen weiteren Satelliten bereitstellen kann. Und es droht zudem nicht, dass sich ein Hersteller etwa aus feindlicher Absicht weigert, das Gerät zu bedienen.“

Unter anderem hat das Unternehmen das System für die räumliche Orientierung von Saturnin-1 komplett neu entwickelt.

Autoren: Till Janzer , Martin Srb | Quellen: Český rozhlas , ČTK
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