Im Weltall: Tschechischer Satellit erkennt Flussverschmutzung und versteckte Mülldeponien

Visualisierung des Satelliten TROLL

Ein neuer tschechischer Satellit wird im Herbst dieses Jahres in die Umlaufbahn gebracht. Dank einer Spezialkamera können mit seiner Hilfe etwa die Verschmutzung von Flüssen, das Chlorophyll in Pflanzen oder schwarze Müllhalden in Wäldern aufgespürt werden.

Der Satellit heißt Troll. Er ist eine etwa 30 Zentimeter lange Schachtel, die es aber in sich hat. Im Oktober soll er im All ausgesetzt werden.

Troll-Satellit mit Hyperspektralkamera | Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk

Der Satellit Troll sei zum Start vorbereitet. Er werde in der Höhe von 550 Kilometern um die Erde fliegen, natürlich auch über dem Gebiet der Tschechischen Republik. Dies sagt Petr Kapoun, Direktor des Raumfahrtunternehmens TRL Space, das die Anlage entwickelt hat.

In der Umlaufbahn befinden sich bereits jetzt rund 7000 Satelliten, mit denen die Erde überwacht wird. Einzigartig an dem Troll ist jedoch eine Linse mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern. Sie gehört zu einer Hyperspektralkamera, die ein breiteres Farbspektrum als das menschliche Auge erfassen kann. Petr Kapoun erläutert:

Herstellung von Satelliten TROLL | Foto: TRL Space

„Ich würde es mit der Nachtsicht vergleichen. Wenn man eine Nachtsichtbrille aufsetzt, sieht man plötzlich die Umrisse einer Person in der Dunkelheit, man sieht unterschiedliche Objekte. Eine Hyperspektralkamera ist etwas Ähnliches. Sie kann auch durch eine Pflanze hindurchsehen, um festzustellen, welche Chemikalien in dieser enthalten sind, oder ob der Boden genügend Nährstoffe oder Wasser enthält."

Troll ist der erste tschechische und erst der dritte Satellit weltweit, der mit einer solchen Hyperspektralkamera ausgestattet ist. Die von ihm erstellten Aufnahmen von ansonsten unsichtbaren Lichtspektren können für Ökologen oder Landwirte, aber auch für Soldaten nützlich sein. Da die Kamera durch Baumkronen hindurchsehen kann, lassen sich etwa die Verschmutzung in Flüssen erkennen oder schwarze Mülldeponien in Wäldern ausfindig machen. Kapoun ergänzt:

„Die Anlage kann aber ebenso zur Grenzkontrolle oder zur Überwachung militärischer Objekte oder Fahrzeuge eingesetzt werden.“

Petr Kapoun und Michal Mičola | Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk

Der Satellit soll fünf- bis siebenmal am Tag über das Gebiet Tschechiens fliegen. Dabei werden immer Bilder von einem etwa 120 Kilometer breiten Streifen aufgenommen. Um die große Datenmenge effizient zu verarbeiten, ist er mit einem Modul für künstliche Intelligenz ausgestattet, das die Fotos bereits im Weltall auswertet und sortiert. Michal Mičola leitet das TRL-Weltraumlabor:

„Der Satellit schickt uns nur Fotos mit Daten, die für uns relevant sind, wie zum Beispiel von Wasserläufen. Und er schickt uns auch nur Bilder, die scharf, sauber und von guter Qualität sind.“

Der Satellit Troll soll von Elon Musks Raumfahrtunternehmen Space X in die Umlaufbahn gebracht werden. Bereits jetzt plant TRL Space, bis 2030 neun weitere ähnliche Satelliten ins Weltall zu schicken.

Foto: Michal Šafařík,  Tschechischer Rundfunk
Autoren: Markéta Kachlíková , Michal Šafařík | Quelle: Český rozhlas
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