Große Mucha-Ausstellung in der Galerie Belvedere in Wien
Am kommenden Freitag wird in der Österreichischen Galerie im Unteren Belvedere eine umfassende Ausstellung über den Graphiker, Maler und Kunstgewerbler Alfons Mucha eröffnet. Alfons Mucha gilt als herausragender Repräsentant des tschechischen Jugendstils, hier als Sezession bezeichnet. Geboren wurde Mucha 1860 im mährischen Ivančice. Am 14. Juli jährt sich sein Todestag zum siebzigsten Mal. Aus diesem Anlass gibt es in diesem Jahr gleich mehrere große Ausstellungen seiner Werke in Mitteleuropa, so auch in Museen in Brünn und Budapest. Bei der Wiener Ausstellung, die anschließend in die Kunsthalle nach München weiterzieht, werden rund 150 Exponate, vorwiegend aus böhmischen und mährischen Sammlungen, gezeigt. Die Mucha-Ausstellung ist eines von mehreren Projekten des Unteren Belvedere, welche die europäische Kunst um 1900 vorstellen. Dazu der Kurator der Ausstellung Jean-Louis Gaillemin im Interview:
Herr Gaillemin, die Sezession war auch schon das Thema eines Projekts, das gerade zu Ende gegangen ist. Dabei ging es um die Rekonstruktion einer Kunstschau aus dem Jahr 1908, die damals ein triumphaler Erfolg für Gustav Klimt und die Wiener Werkstätte wurde. In welcher Weise knüpft nun die Mucha-Ausstellung an dieses Projekt an?
„Die Mucha-Ausstellung ist die erste große Ausstellung seit 1980. Diese Ausstellung wurde damals in Paris, in Darmstadt und auch in Prag gezeigt. Und jetzt gibt es auch in Wien so einen Versuch, die verschiedenen Teile, die verschiedenen Aspekte der Kunst von Mucha zu zeigen. Nämlich nicht nur die Plakate, die natürlich die Besucher zuerst sehen werden, sondern auch die anderen Mittel, mit denen sich Mucha ausgedrückt hat.“
Welche Kunstwerke von Alfons Mucha befinden sich im ständigen Besitz von österreichischen Galerien? Also wenn ein kunstinteressierter tschechischer Besucher nach Österreich fährt, was findet er in den dortigen Museen von Alfons Mucha vor?
„Leider findet er in Österreich nicht viele Werke vor. Es gibt hier nicht viele Sachen von Mucha. Es gibt natürlich Plakate von Mucha in der Albertina und im MAK, dem Museum für angewandte Kunst, aber das sind keine Unikate.“
Mucha hat einige symbolstarke Prager Gebäude dekoriert, ich denke an den Veitsdom, das Fenster mit Motiven von Cyrill und Method. Wie kann man einem österreichischen Besucher der Ausstellung heute diese Seite von Mucha, dieses Engagement für die so genannte „tschechische nationale Erneuerung“ oder „Wiedergeburt“ nahe bringen? Also diesen historischen Kontext, in dem Muchas Werk auch stand.
„Diese historische Seite ist immer brennend, wie Sie wissen. Dann die slawischen Sachen, die sind auch sehr interessant für die Geschichte Europas. Denn Mucha hat vor dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1912, bei seiner allegorischen Dekoration im Prager Gemeindehaus die berühmte Sokol-Bewegung erwähnt. Jetzt sind die Frauen plötzlich ganz weg, diese Pariserinnen, jetzt sind sie plötzlich ganz vergessen. Die tschechischen Tugenden, die historischen Tugenden werden mehr männlich dargestellt.“
Herr Gaillemin, vielen Dank für das Gespräch.
„Dankeschön“.