Großes Theater: Spejbl und Hurvinek empfangen die Augsburger Puppenkiste
Wenn Sie sich an Ihre Kindheit zurückerinnern, dann sagen Ihnen die Namen "Urmel" oder "Jim Knopf" bestimmt etwas. Das sind die zwei bekanntesten Figuren der Augsburger Puppenkiste. Je nachdem, wo Sie aufgewachsen sind, kennen Sie bestimmt auch "Spejbl und Hurvínek" aus dem gleichnamigen Prager Theater. Was diese Figuren gemeinsam haben? - Ihr Leben hängt am seidenen Faden, und das ist bildlich zu verstehen. Es handelt sich hierbei um die zwei berühmtesten Marionettentheater Europas. Sie haben Generationen von Kindern mit ihren Geschichten begeistert und inspiriert.
Auf der Bühne stehen vier große bunte Säcke. Darin verbergen sich in zusammengeklappter Form die einzelnen Schauplätze des Stückes und die Protagonisten selbst. Für jede Szene wird dann ein anderer dieser Säcke geöffnet und dient den Puppenspielern als Spielkulisse.
Nach der gut dreißigminütigen Vorstellung sprach ich mit dem Puppenspieler und jetzigen Leiter der Augsburger Puppenkiste, Klaus Marschall. Sein Großvater war es, der das Marionettentheater 1948 gegründet hat. Klaus Marschall selbst gehört bereits seit 25 Jahren zum festen Ensemble, an der Arbeit findet er jedoch noch immer Gefallen.
"Die Arbeit hat sich für mich im Laufe der Jahre natürlich sehr stark verändert. Aber es macht nach wie vor Spaß. Und ganz besonderen Spaß macht es mir natürlich, wenn ich so wie hier auch mal wieder mit auf der Bühne sein darf."
Macht es Ihnen generell Spaß, mit Kindern zusammenzuarbeiten, oder was ist das Besondere daran?
"Es macht generell Spaß, mit Kindern oder für Kinder zu arbeiten. Es ist einfach klasse, wenn man von der Bühne aus den direkten Kontakt hat und die Begeisterung auch auf die Bühne überschwappt."Wie hat Ihnen hier die Zusammenarbeit mit dem Haus Spejbl und Hurvinek gefallen?
"Die hat uns sehr gut gefallen. Wir sind hier sehr nett aufgenommen worden und es ist alles mehr als perfekt für uns vorbereitet. Und wir freuen uns, wenn im Oktober dieses Jahres das Spejbl-und-Hurvinek-Theater auch nach Augsburg kommen wird."
Ist denn geplant, dass dann auch einmal beide Ensembles gemeinsam auf der Bühne stehen?
"Ja, wir haben das mal angedacht. Ich denke, das ist eine Geschichte, die langsam wachsen muss. Wir sind das erste Mal jetzt kurz hintereinander auf der Bühne. In Augsburg wird sich das in etwa auch in dieser Form abspielen. Ich denke, ein größeres Projekt, das man zusammen machen kann, wird problematisch, weil die Puppen doch recht unterschiedlich sind. Es ist aber nicht unmöglich."
Für mich war heute neu, dass die Puppenspieler selbst auch zu sehen sind auf der Bühne. Machen Sie das öfters so oder war das heute eine besondere Vorstellung?
"Dieses Stück, das wir hier gespielt haben - das Känguru und der Angsthase - ist das erste Stück der Augsburger Puppenkiste in offener Spielweise, wo die Puppenspieler auch selbst mit beteiligt sind. Das liegt ein bisschen daran, dass dieses Stück ursprünglich dafür entwickelt wurde, um damit Kinder in Krankenhäusern zu besuchen. Dort trifft man auf unterschiedliche Verhältnisse, in denen man mit möglichst wenig Bühnenaufwand spielen muss."
Sehen Sie Spejbl und Hurvinek als eine Art Konkurrenz oder sind das mittlerweile gute Freunde oder Kollegen geworden?
"Ich selbst bin mit Spejbl und Hurvinek aufgewachsen. Mein Großvater war schon ein großer Fan von ihnen. Ich erinnere mich an meine Lieblingsplatte im Kindestalter. Das war damals "Der Weihnachtskarpfen", den ich wirklich rauf und runter gehört habe. Also ich bin schon mit Spejbl und Hurvinek aufgewachsen, ich in ihnen noch nie eine Konkurrenz gesehen. Ich glaube sowieso, dass wir uns im Bereich der Figurentheater untereinander keine Konkurrenz machen. Das Figurentheater ist für die Kinder heutzutage - egal welcher Nation - unheimlich wichtig, weil das Figurentheater heute die letzte Bastion ist, wo man die eigene Fantasie so richtig einsetzen muss und einsetzen kann. Und deshalb bin ich der Meinung, dass wir uns da nicht Konkurrenz machen. Vielmehr unterstützen wir uns gegenseitig und ich glaube, wir fördern uns auch gegenseitig."
Wie war das jetzt bei diesem Stück: Sie hatten eine konkrete Literaturvorlage. Wie macht man das? Wie münzt man das auf so ein Theaterspiel um?
"Die Literaturvorlage stammt von Paul Maar. Es handelt sich um ein Bilderbuch. Man muss sich halt hinsetzen und muss das, was in Bildern dort zu sehen ist, in Dialogform umsetzen."
Wie lange hat das gedauert?
"Die erste Umsetzung hat ungefähr fünf bis sechs Monate gedauert. Wir haben dann hier auch den bekannten Kinderliederautor Rolf Zukowski dazugewonnen, der uns eines seiner ganz bekannten Lieder zur Verfügung gestellt hat, das wir etwas umdichten durften, sodass es auf unser Stück passt. Ich denke, das ist damit eine sehr gelungene Produktion, die gerade auch in Deutschland sehr viele Kinder wiedererkennen."
Wie geht es jetzt weiter? Läuft die Kooperation mit Spejbl und Hurvinek weiter?
"Wir werden im Herbst dieses Jahres Spejbl und Hurvinek anlässlich der Augsburger Puppenspieltage in Augsburg begrüßen dürfen. Wir hoffen natürlich, dass wir hier die Kooperation noch weiter ausbauen können. Warum nicht auch mal gemeinsam auf der Bühne stehen?"
Eine schöne Vorstellung - in doppelter Hinsicht. Organisiert wurde das Treffen in Prag vom hiesigen Goethe-Institut. Ich habe mit dem stellvertretenden Institutsleiter, Matthias Makowski, gesprochen und wollte zunächst wissen, wie es dazu kam, die Augsburger Puppenkiste bei den Tschechischen Kollegen auftreten zu lassen.
"Die Idee des Goethe-Instituts bestand darin, das bekannteste deutsche Puppentheater, das mit der längsten Tradition und bei vielen Menschen auch bekannte Puppentheater - die Augsburger Puppenkiste - mit den berühmten tschechischen "Spejbl und Hurvinek" zusammenzubringen. Dann haben wir dieses Theater besucht und danach haben die beiden Ensembles festgestellt, dass hier eine Kooperation möglich wäre. Das haben wir jetzt im Rahmen des deutsch-tschechischen Kulturfrühlings verwirklicht."
Wurde jetzt erstmals eine gemeinsame Aufführung gemacht oder war das beim ersten Treffen auch schon der Fall?
"Eine gemeinsame Aufführung hat es beim ersten Mal nicht gegeben, wir waren auch nicht in diesem Haus. Aber das Publikum kennt die Puppenkiste schon vom letzten Jahr."
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Haus? Ist das einfach, so etwas zu organisieren?
"Frau Stachova, die Intendantin, kannte natürlich die Puppenkiste, so wie die Puppenkiste auch Spejbl und Hurvinek kannte. Und sie wusste, dass dies die beiden Leuchttürme sind. Es war eine so angenehme menschliche Atmosphäre, das zu organisieren."
Kennen Sie eines der Puppentheater aus Ihrer persönlichen Kindheit? Verbinden Sie etwas damit?
"Ich kenne sie natürlich beide. Spejbl und Hurvinek - damit sind wir groß geworden als Kind. Ich hatte von denen eine Musik-Kassette. Und natürlich kenne ich auch die Fernsehproduktionen der Puppenkiste. Als Kind wollte ich immer mal in die Augsburger Puppenkiste gehen und jetzt erfülle ich mir damit auch einen kleinen Traum."