Großmährisches Freilichtmuseum in Modra bei Velehrad
In Tschechien gibt es seit kurzem ein einzigartiges Freilichtmuseum. Wer die Geschichte des Großmährischen Reiches kennen lernen möchte, sollte sich einen Besuch im südmährischen Modra in der Nähe des Wallfahrtsortes Velehrad nicht entgehen lassen. Durch die Sendung führen Sie Daniel Satra und Dagmar Keberlova.
Am 19. Juni, zwei Wochen vor dem Feiertag der beiden Heiligen Kyrill und Methodius, die als christliche Missionare mit der Geschichte des Großmährischen Reiches verbunden sind, wurde das einzigartige Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 5. Juli wird der Ankunft der beiden Slawenapostel und Schirmherren Europas - Kyrill und Methodius - in Großmähren gedacht. Vor mehr als 1100 Jahren hatten sie in Mähren mit ihrer ersten slawischen Bibelübersetzung ihre Mission begonnen. Das Projekt stellt das Leben der Menschen im Großmährischen Reich im 9. Jahrhundert dar. Das Großmährische Reich war das erste Staatsgebilde der Westslawen, das zu seiner Zeit eine mitteleuropäische Großmacht war. Wie es zu diesem Projekt kam, sagte uns der Bürgermeister der Gemeinde Modra, Miroslav Kovacik:
"Die ersten Andeutungen dieses Projektes gab es im Jahre 1990 nach dem Besuch des Papstes Johannes Paul II in Velehrad. Nach dem Besuch kamen wir, also Velehrad und Modra, zusammen um einen Gebietsplan vorzubereiten. Wir gingen dabei von der Basilika in Velehrad aus und bestimmten mehrere markante Punkte in der Gegend, die die Charakteristik und die Bedeutung der Umgebung unterstreichen würden. Einer davon ist die Kirche des Heiligen Johann."
Ursprünglich bestand der Glaube, dass die Kirche bereits im 18. Jahrhundert verschwunden war, doch bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass sie noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gestanden hatte. Die Einwohner von Modra beschlossen in einem Referendum, die Kirche wieder aufzubauen. Als das notwendige Geld gesammelt war, begann 1998 der Bau der Kirche. Weiter Bürgermeister Kovacik:
"Schon damals spielte ich mit dem Gedanken, dass es gut wäre, einige Bauten hier in der Gemeinde zu haben, die an das damalige Großmährische Reich erinnern. Aber damals waren wir noch nicht sicher, ob es so groß sein sollte. Die Funde auf der Anhöhe waren allerdings groß."
Inzwischen wurde die Kirche im Jahre 2000 eröffnet. Die Gemeinde bekam anschließend das notwendige Gebiet, um etwas Umfassenderes aufzubauen. Experten hatten sich für den Ausbau Überreste der Siedlung ausgesprochen. Sie wollten jedoch nicht die tatsächlichen Funde erneuern, denn die Ausgrabungen hätten viele Jahre in Anspruch genommen. So beschlossen sie, bereits bestehende renovierte Objekte zu verwenden. Damit war der erste Entwurf der großmährischen Siedlung geboren. Erst vor zwei Jahren bekam die Gemeinde Geld sowohl von der EU als auch vom tschechischen Staat. Wie die nachgebaute Siedlung heute aussieht, dazu mehr von Bürgermeister Kovacik:
"Derzeit gibt es ein Kirchenareal. Es besteht aus der bereits erwähnten Kirche und den Ausgrabungen der ursprünglichen Kirche. Daneben gibt es - derzeit noch abgetrennt aber später werden diese beiden zusammenhängen - die Siedlung der Macht. In der Machtsiedlung steht auch das wichtigste Monument, welches bei Stare Mesto gefunden wurde. Es ist ein Steinpalast, der von einem Metzgerhaus begleitet wird. Ein dritter Teil ist die tatsächliche Siedlung mit den Wirtschaftseinrichtungen, die zeigt, wie die Menschen im 9. Jahrhundert gelebt haben und was sie produziert haben. Der letzte Teil des Areals ist eine Abteilung, die die Handwerker vereint. Der ganze Komplex zeigt das Leben der Menschen im 9. Jahrhundert."
Bürgermeister Kovacik ist auch Mitglied des Verbandes für nachhaltige Entwicklung der ländlichen Gebiete und sieht die Bedeutung des gelungenen Projektes nicht nur in der Darstellung der Geschichte:
"Es gibt gleich mehrere Gründe, warum dieses Projekt wichtig ist. Erstens wird dadurch unsere Gemeinde Modra hervorgehoben, zweitens knüpfen wir damit an die Tradition der Heiligen Kyrill und Method an, die mit dem benachbarten Velehrad verknüpft sind. Drittens veranstalten wir hier Bildungskurse für Bürgermeister im Bereich der Wiederbelebung der ländlichen Gebiete, und es ist ein gutes Beispiel, dass die Gemeinden einfach auf passende Weise ihre Gegebenheiten für den Fremdenverkehr nutzen müssen. Auch kleine Gemeinden haben die Möglichkeiten, sie müssen sie nur zu nutzen wissen. Wir wollen zeigen, dass Gelder entweder aus den tschechischen oder europäischen Fonds erreichbar sind, und dass es immer darauf ankommt, ob das Projekt gut vorbereitet ist und in der Linie nachhaltiger Entwicklung konzipiert ist."