Gutenbergs Erbe: Geschichte der Drucktechnik im Nationalen Technikmuseum
In den Sammlungen des Nationalen Technikmuseums befinden sich seit seiner Gründung viele wertvolle Maschinen, Geräte und Drucke, die die Geschichte des Buchdrucks und der Vervielfältigungstechnik dokumentieren. Zu sehen bekamen sie jedoch bislang nur einige Forscher und Mitarbeiter des Museums. Es fehlte an Räumlichkeiten, um die historischen Exponate auszustellen, von denen viele recht groß sind. Bis in die 1990er Jahre konnte nämlich nur ein Teil des Museumsgebäudes genutzt werden.
„Es ist auch an der Einrichtung zu sehen, dass wir uns bemüht haben, den Besuchern das Ambiente einer Druckerei näher zu bringen. Der große Raum wurde früher für Büroräume genutzt. Zu Beginn kann man mehr über die Anfänge des Buchdrucks in den Böhmischen Ländern erfahren. Wir stellen vor allem die verschiedenen Drucktechniken vor. Zu sehen ist hier das so genannte ´Juwel´ der Buchdruckgeschichte: ein Faksimile von Gutenbergs Bibel. Es handelt sich um eine Leihgabe. Wenn man sich die Bibel näher ansieht, muss man Gutenberg bewundern, was er schon vor etwa 550 Jahren konnte. Viele der heutigen Typografen könnten von ihm noch lernen.“
In der Ausstellung geht es weiter mit den Techniken der Schriftgießerei. Am ältesten sei die Maschine, die der Ethnologe und Gründer des Tschechischen Industrie-Museums, Vojtěch Náprstek, im 19. Jahrhundert aus England mitbrachte.„Diese Maschine beschleunigte das Gießen des Bleisatzes. Hier kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie der Druck vorbereitet wurde: eine Zeichnung wurde in eine geschnitzte Form übertragen, dann stellte der Stecher eine Matrize her. Diese musste vervielfältigt werden. Dann wurden die Buchstaben abgegossen. Nebenan ist eine wichtige Erfindung ausgestellt – das so genannte ´Instrumentum´. Das war eine Einrichtung, mit der man Buchstaben abgegossen hat. Sie wurde vom 17. bis ins 19. Jahrhundert benutzt. Theoretisch könnte man sie heute noch benutzen, um einen Buchstaben nach dem anderen einzeln zu gießen. Der Hobel, der hier zu sehen ist, wurde für das Hobeln der Buchstaben benutzt. Denn diese waren zuerst sehr grob. Zur Beschleunigung des Buchstabengießens trugen mechanische Maschinen bei. Einige davon sind hier ausgestellt. Diese Maschine wurde mit Dampf betrieben. Sie stammt aus der Zeit um das Jahr 1800.“
Von den ausgestellten Setzmaschinen hebt Pavel Pohlreich eine hervor. Es sei ein herrliches Stück, worauf das Museum stolz sei. Der Typograph sei ursprünglich amerikanischer Konstruktion gewesen:„Nach Streitigkeiten mit Ottmar Mergenthaler und der Firma Linotype zog der Hersteller nach Deutschland um. Seitdem wurden diese Setzmaschinen in Deutschland hergestellt und waren sehr beliebt. In Böhmen tauchte diese Art von Maschinen erst 1898 auf. Die Aufmerksamkeit der Besucher erregt auch die Maschine der Marke Linotype, sie fasziniert auch die Laien mit ihrer komplizierten Konstruktion mit den unzähligen Nocken, Federn und Stangen. Dies sind alles Erfindungen vom Ende des 19. Jahrhunderts. Aber alle diese Maschinen haben sich weiter entwickelt und waren in den Druckereien noch vor etwa zehn Jahren im Betrieb. Allmählich wurden sie aber durch den Fotosatz und andere technische Verfahren ersetzt.“
Interessant sei es, so Pavel Pohlreich, dass heute noch kleine spezialisierte Werkstätte diese historischen Setzmaschinen nutzen: oft für den Druck von Künstlerbüchern – beispielsweise von kleinen Gedichtsammlungen mit Illustrationen – oder für Kunstdrucke. Genauso werden Pohlreich zufolge auch alte Druckmaschinen benutzt. Das Resultat – so ein kleines Kunstbuch – sei, so der Experte, herrlich.Die Führung durch die Ausstellung über die Druckgeschichte werden wir in einer der nächsten Ausgaben des „Spaziergans durch Prag“ fortsetzen. Die Ausstellung sowie das ganze Technikmuseum im Prager Stadtteil Letná sind täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.