Gutmenschen und Sonnenmenschen

Gutmenschen - sluníčkáři (Foto: Matouš Hrdina)
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Willkommen bei Tschechisch gesagt. Der „Gutmensch“ und der „Sonnenmensch“. Zwei Sprachen, zwei Neubildungen, aber derselbe gesellschaftliche Kontext und dieselbe Bedeutung. Mehr dazu in unserem heutigen Sprachkurs.

Gutmenschen - sluníčkáři  (Foto: Matouš Hrdina)
Sprachwissenschaftler in Deutschland haben den „Gutmenschen“ zum Unwort des Jahres gekürt. Ein Unwort wird in Tschechien nicht gewählt, doch eine Parallele zum „Gutmenschen“, nämlich der „Sonnenmensch“ – sluníčkář, hat den zweiten Platz in der Umfrage zum Wort des Jahres belegt. Die Bedeutung ist die gleiche: Als Gutmenschen oder als sluníčkáři wurden 2015 insbesondere diejenigen bezeichnet, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder sich gegen Fremdenhass stellen.

Laut den Sprachwissenschaftlern handelt es sich bei dem sluníčkář um keinen neutralen, sondern einen negativen, verunglimpfenden Ausdruck. Er ersetze ältere Begriffe, die dieselbe gesellschaftliche Gruppe diffamiert hatten, meint der Leiter des Instituts für tschechische Sprache, Karel Oliva. Dazu gehörte an erster Stelle der „pravdoláskař“, übersetzt etwa ein „Mensch der Wahrheit und Liebe“. Mit diesem Begriff wird auf Václav Havel verwiesen. Zur Zeit der Samtenen Revolution hatte er wiederholt den Spruch genutzt: „Pravda a láska musí zvítězit nad lží a nenávistí“. Auf Deutsch: „Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lüge und Hass“. Als pravdoláskař gilt daher ein Mensch, der dieselben Werte und Ideen vertritt wie Václav Havel. Abwertend genutzt wurde der Begriff unter anderem von Havels Amtsnachfolger und politischem Gegner Václav Klaus.

Heute kommt in diesem Kontext auch noch ein anderer Begriff vor: havloid, also ein Havel-ähnlicher Mensch. Auf Wiederhören in einer Woche! Na slyšenou za týden!