Hallo Meister! Vor 250 Jahren wurde der Komponist Jakub Jan Ryba geboren

Jakub Jan Ryba

Jakub Jan Ryba ist in Tschechien untrennbar mit Weihnachten verbunden – er hat die böhmische Weihnachtsmesse geschrieben. Sein Gesamtwerk umfasst jedoch über 1000 Kompositionen, außerdem war Ryba ein früher Verfechter der tschechischen Sprache. Am 26. Oktober vor 250 Jahren wurde der Komponist und Lehrer Jakub Jan Ryba geboren.

Wie atheistisch Tschechien auch sein mag, die „Böhmische Hirtenmesse“ gehört zur Tradition wie der Karpfen, und sogar die Kommunisten mussten sie tolerieren. Ihr Schöpfer Jakub Jan Ryba wurde vor genau 250 Jahren geboren, in Přeštice / Prestiz südlich von Plzeň / Pilsen. Den Sohn eines Dorfschullehrers und Kantors zog es früh zur Musik – bereits mit vier Jahren, wie Ryba später in seinem „musicalischen Lebenslauf“ festhielt:

„Schon in diesem zarten Alter war meine angenehmste Unterhaltung unter Musikalien, musikalischen Instrumenten – Pappier, Bücher, Tinte, Feder waren meine reizendsten Puppen, obwohl ich davon keinen andern Begrief hatte, als daß ich wußte, daß man es so nannte. Bei meinem Großvater, wo ich die größte Zeit meiner Kindheit zubrachte, schrieb ich Noten – oder wer weiß was! – immer fort, und verschmierte damit manche Bogen Papier: zu Hause, wo man mit Tinte, Federn, Pappier sparsamer war, unterhielt ich mich mit meiner alten Geige.“

Auch die Orgel und das Cello beherrschte Ryba bald, sprach daneben mehrere Sprachen. Seine schulische Ausbildung war dagegen kurz. Zdeněk Novotný ist der Ur-Ur-Ur-Urenkel des Komponisten und gab zum Jubiläum im Tschechischen Fernsehen Auskunft über den berühmten Vorfahren:

Zdeněk Novotný  (Foto: Tschechischen Fernsehen)
„Von 1780 bis 1785 ging er in Prag auf das Piaristen-Gymnasium. Zunächst schaffte Ryba die Aufnahmeprüfung nicht, doch dann gelang es ihm, und er kam auf dem Gymnasium auch sehr gut zurecht. 1785 allerdings rief ihn sein Vater zurück nach Nepomuk, wo er die Stelle eines Hilfslehrers besetzen sollte. Ryba ging zurück, wenn auch ungern, weil er sich mitten im Studiums befand.“

Die Stelle in Nepomuk zerschlug sich. Ryba wurde schließlich Lehrer in Mníšek, dann in Rožmitál pod Třemšínem. Dort bekam er auch die Kantorenstelle und gründete eine Familie. Das Landleben war für Ryba jedoch alles andere als beschaulich, sagt Zdeněk Novotný:

„Sie hatten 13 Kinder, davon haben nur sieben das Erwachsenenalter erreicht. Er musste also die Familie ernähren, es gab soziale Probleme. Außerdem gab es Auseinandersetzungen mit dem örtlichen Pfarrer sowie mit dem Herrschaftsverwalter. Als es 1794 in Rožmitál brannte, wurden auch die Kirche und die Orgel beschädigt. Ryba weigerte sich, den Gottesdienst nur mit einer Geige zu begleiten, und am Ende wurde die Orgel repariert. In dieser Sache hat er sich am Ende also durchgesetzt.“

Foto: Martina Schneibergová
Trotz der alltäglichen Kämpfe als Familienvater, Lehrer und Kantor komponierte Ryba etwa 1100 Werke. Zudem trat er als Theoretiker hervor und schrieb die erste musiktheoretische Auseinandersetzung in tschechischer Sprache. Auch für seine Kirchenkompositionen wählte er häufig Tschechisch statt Latein, schließlich sollte die Botschaft von den Gläubigen auch verstanden werden. 1796 verfasste Ryba die „Böhmische Hirtenmesse“ – bekannt auch unter dem Eingangsvers „Hej Mistře!“ – Hallo Meister. Ihren durchschlagenden Erfolg in Böhmen und darüber hinaus sollte der Komponist nicht mehr erleben. Jakub Jan Ryba zog sich mehr und mehr zurück, fühlte sich unverstanden von seiner Umwelt und wurde auch noch von einer schweren Krankheit geplagt. Im Alter von 49 Jahren nahm er sich das Leben.

Autor: Annette Kraus
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