Handballer sind ohne Jícha krasser Außenseiter bei EM
In Kroatien wird seit vergangenem Samstag die 13. Europameisterschaft im Handball der Männer ausgetragen. Nach ihrem Fehlen 2016 in Polen ist erneut auch die tschechische Nationalmannschaft am Start.
„Die Rolle von Jícha müssen sich nun Spieler wie Ondřej Zdráhala oder Roman Bečvář teilen. Ich bin überzeugt, dass sie die Erfahrung und das Zeug dazu haben.“
Rückraumspieler Zdráhala, der beim Schweizer Erstligisten TSV St. Otmar St. Gallen unter Vertrag steht, sieht in der neuen Lage eine Chance für seine Mitspieler:„Klar haben wir keinen Superstar mehr in der Mannschaft. Möglicherweise könnte das aber gerade für die Neuen im Team ein Vorteil sein. Denn wenn sie das einfachere System, das wir jetzt spielen, verstehen, werden sie sich auch schneller integrieren.“
Einer von den sieben EM-Neulingen, die das Trainerduo Jan Filip und Daniel Kubeš für den Titelkampf nominierte, ist Aufbauspieler Jakub Sviták von Dukla Prag. Nach einem Training bestätigte der 26-Jährige:
„In unserem Spiel gibt es viele Signale und Handzeichen, die nicht leicht zu verinnerlichen sind. Doch jetzt, wo ich mehrere Trainingseinheiten absolviert habe, glaube ich, damit vertraut zu sein.“
Gegen den ersten Gegner im Turnier aber hat die gute Vorbereitung allein nicht gereicht. Am Samstag unterlagen die tschechischen Handballer im nordkroatischen Varaždin gegen Vize-Europameister Spanien deutlich mit 15:32. Und auch die nächsten Gegner haben es in sich: In der schweren Gruppe D treffen die Tschechen am Montag außerdem auf Olympiasieger Dänemark und am Mittwoch auf die unberechenbaren Ungarn.
Filip Jícha, der seine große Karriere im Oktober vergangenen Jahres beendet hat, schaut dabei aus der Ferne zu. Und der 35-jährige Ex-Bundesligaspieler will dem Handballsport auch in Zukunft treu bleiben:
„Ich besuche derzeit einen Trainer-Lehrgang in Deutschland. Das ist eine der Optionen, die ich im Kopf habe. Ich will es zumindest probieren.“
Basketball: Nymburk schlägt Bonn und steht vor Einzug ins Achtelfinale
Auch im Basketball liegen die fetten Jahre der Tschechen und Slowaken schon weit zurück. Doch im Gegensatz zu den Handballern waren sie in europäischen Titelkämpfen regelmäßig unter den Medaillengewinnern und bei der EM-Endrunde 1946 sogar Europameister. Bei einer globalen Meisterschaft erreichten sie indes nie eine Medaille. Die beste Platzierung war ein fünfter Platz bei den Olympischen Spielen 1960.Trotz der anhaltenden Erfolgslosigkeit kann der tschechische Basketball immer noch auf einige hervorragende Spieler verweisen. Diese spielen aber nicht mehr in der heimischen Liga, sondern wie Tomáš Satoranský bei den Washington Wizards in der nordamerikanischen NBA oder wie Jan Veselý in der türkischen Liga, die zu den besten in Europa gehört.
Im eigenen Land aber dominiert der Serienmeister aus dem mittelböhmischen Nymburk / Nimburg. Dies aber auch, weil er sehr gute Ausländer in seinen Reihen hat, wie Eugene Lawrence. Der 31-jährige US-Amerikaner gehört zu den großen Stützen des 13-fachen tschechischen Meisters ČEZ Basketball Nymburk. Das hat er erst jüngst beim Champions-League-Heimspiel seines Vereins gegen die Telekom Baskets Bonn bewiesen – also jenem Klub, für den Lawrence noch bis 2016 spielte. Dank seiner tollen Fähigkeiten als Spielgestalter endete die Partie dann auch mit 106:98 Korbpunkten für die Gastgeber.
Der Sieg geriet nach dem furiosen Start der Nimburger eigentlich nie in Gefahr. Der tschechische Nationalspieler Petr Benda, mit 18 Körben einer der besten Werfer bei den Gastgebern, sah es jedoch ein wenig anders:„Das war für uns ein wichtiger Sieg, denn damit sind wir dem Weiterkommen nach der Gruppenphase wieder ein Stück näher gekommen. Wir wussten aber auch, dass unser deutscher Gegner sehr spielstark ist. Die Bonner haben mehrere Begegnungen in der Champions League nur knapp oder erst in der Verlängerung verloren. Von daher haben wir ein schweres Spiel erwartet, was sich dann auch bestätigt hat.“
Die Gäste hingegen waren mit dem Verlauf und dem Ergebnis alles andere als zufrieden. Der deutsche Nationalspieler Konstantin Klein:
„Wir haben zu viele Punkte zugelassen. In der Offensive hatten wir keine Probleme zu scoren. Auswärts über 90 Punkte zu machen, ist auf jeden Fall gut. So kann man eigentlich Spiele gewinnen, doch in der Defensive zeigten wir keine gute Leistung.“Innenspieler Martin Breunig wiederum sah einen Grund für die Pleite in der hohen Belastung des Teams:
„Ich denke, schon heute Morgen beim Einwerfen hat man gesehen, dass uns ein bisschen die Energie gefehlt hat. Wir haben vor zwei Tagen gespielt, sind gestern geflogen, heute dieses Spiel und in zwei Tagen schon die nächste Partie. Das geht ganz schön auf die Knochen.“
Mit nur drei Siegen und sieben Niederlagen sind die Chancen der Telekom Baskets auf das Achtelfinale jetzt nur noch gering. Bonn hätte aber durchaus mehr Punkte holen können, daher trauert Konstantin Klein auch etwas den zuvor vergebenen Chancen nach:
„Wir haben am Anfang viele enge Spiele verloren, vor allem zu Hause, wo wir die Chance hatten zu gewinnen. Zu Saisonbeginn haben wir auch noch nicht das gezeigt, was wir jetzt draufhaben. Ich denke, wir sind ein besseres Team als vor zwei, drei Monaten. In der Champions League muss man halt einen guten Tag erwischen, doch der heutige war für uns ein gebrauchter Tag.“In der Gruppe D der Champions League, der acht Mannschaften angehören, liegen die Nimburger nach zehn Spieltagen mit 17 Punkten auf dem dritten Platz, die Bonner sind mit vier Zählern Rückstand Siebter. Die besten vier Teams erreichen das Achtelfinale, die Klubs auf den Plätzen fünf und sechs dürfen im Fiba Europa Cup weiterspielen. Für den tschechischen Meister ist nur die erste Alternative das erklärte Ziel. Auch wenn Petr Benda warnt:
„Auf uns warten noch vier Spiele, es ist also nichts entschieden. Aber wir stehen schon ganz nah vor dem Weiterkommen.“
Und dazu reicht womöglich schon ein Sieg in der nächsten Partie. Doch diese müssen die Nimburger am Dienstag auswärts in heißblütiger Atmosphäre bestreiten, sie gastieren beim Tabellen-Zweiten Besiktas Istanbul.