Harter Sparkurs führt zu spürbaren Einschränkungen im Gesundheitswesen

Foto: Jana Sustova

Das tschechische Gesundheitswesen geht am Stock. Es fehlt an Geld, weil die größte gesetzliche Krankenkasse Tschechiens, die Allgemeine Krankenversicherung (VZP), bis zu 14 Milliarden Kronen (knapp eine halbe Milliarde Euro) an Schulden angehäuft haben soll. Das behauptet jedenfalls der seit anderthalb Monaten im Amt befindliche Gesundheitsminister David Rath, der deshalb einen harten Sparkurs angeordnet hat. Und dieser Sparkurs macht sich bereits spürbar in den großen Krankenhäusern des Landes bemerkbar. Auf welche Weise, dazu mehr von Lothar Martin.

Foto: Jana Sustova
Den 13 Unikliniken in Tschechien, in denen die ernsthaftesten Erkrankungen und Unfälle behandelt werden, hat Gesundheitsminister Rath das Messer an die Kehle gelegt: sie müssen sparen. Und das bekommen mittlerweile auch die Patienten zu spüren. Diese Kliniken haben gegenwärtig - einige Wochen vor Jahresende - mehrere Abteilungen geschlossen und das Ärzte- wie Pflegepersonal gezwungenermaßen in den Urlaub geschickt. Weniger akute Operationen wurden auf das nächste Jahr verschoben und Medikamente, die Patienten sich auch problemlos in den Apotheken kaufen können, werden nicht verschrieben. Es wird gespart, wo es geht, selbst beim Verbandszeug achtet man schon auf den Preis. Das wird u. a. von Leos Heger, dem Chef der Uniklinik in Hradec Kralove / Königgrätz bestätigt, der äußerte, dass man sogar die Arzneien für Onkologie-Patienten, die nicht aufgebraucht würden, weiterverwende. Es handele sich dabei um Medikamente, die dem Erkrankten zwar nicht das Leben retten, es aber um einige Wochen verlängern können. "Solche Heilmethoden müssen wir einschränken", ergänzte Heger.

Gesundheitsminister David Rath
David Rath, der seit seinem Amtsantritt zu Novemberbeginn versucht, mit eiserner Faust das Gesundheitsressort zu führen, verteidigt die von ihm verordnete Diät. "Wir wollen nicht, dass die Patienten zu kurz kommen, aber dass billigere Medikamente und ärztliche Hilfsmittel verwendet werden", sagte Rath. Seiner Meinung nach dürfte sich die OP-Wartezeit schon um einige Zeit verlängern, aber alles müsse in einem für den Patienten annehmbaren Rahmen bleiben.

Aufgrund der Rathschen Sparmaßnahmen sind mehrere Einrichtungen sogar in einer noch schlechteren Situation als die Unikliniken. Zum Beispiel die Kreis- und Bezirkskrankenhäuser, von denen einigen letztlich gar die Schließung droht. Vor allem in den Augen der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei (ODS) und der Landkreisvorsitzenden, die davon ausgehen, dass bei einer Verabschiedung des Gesetzes über Non-Profit-Gesundheitseinrichtungen jene Krankenhäuser auf der Strecke bleiben, die keine Berücksichtigung im neuen Gesundheitsnetz I. Ordnung gefunden haben. In dieses Netz sollen nämlich nur 98 Krankenhäuser aufgenommen werden. Derartige Befürchtungen aber weist der Gesundheitsminister mit einem Konter auf die Opposition zurück:

"Sie haben doch erneut nur Angst davor, dass wir die flächendeckende Privatisierung der Krankenhäuser verhindern könnten, bei der sie wahrscheinlich schon wieder ihre persönlichen Interessen haben. Das heißt sie selbst oder ihnen nahe stehende Leute."

Die weitere Behandlung des heftig debattierten Gesetzentwurfes wurde erst einmal auf Januar nächsten Jahres verschoben. Doch Ärzte und Patienten, die unter der anhaltend schlechten Finanzlage im Gesundheitsressort am meisten leiden, fühlen sich von den Politikern schon längst an den Rand geschoben.