Havel-Drama „Abgang“ wechselt die Bühne - zum zweiten Mal
Der Expräsident und Schriftsteller Václav Havel hat Anfang November sein neuestes Theaterstück „Der Abgang“ in der Buchfassung vorgestellt. Leser können also Havels Drama bereits genießen, Zuschauer müssen bis Mai nächsten Jahres warten. Diesen Zeitpunkt visiert zumindest Václav Havel an. Bis jetzt hat das aber mit zwei Theatern nicht geklappt.
Zuerst sollte das Nationaltheater das Stück uraufführen. Stein des Anstoßes war aber die Frau des Expräsidenten, die Schauspielerin Dagmar Havlová. Havel selbst bestand nämlich darauf, dass die weibliche Hauptrolle seine Frau spielt. Das Theater war dagegen, Havel suchte also eine andere Bühne. Sie wurde im September gefunden, und zwar im Theater „Na Vinohradech“. Am Donnerstag hat man jedoch entschieden, dass „Der Abgang“ auch hier nicht uraufgeführt wird. Das Theater habe nicht genug finanzielle Mittel und es gebe auch Komplikationen bei der technischen Realisierung, hieß es in der Pressenachricht. Dieses ewige Hin und her bei der Frage der Uraufführung ähnelt mehr und mehr einem absurden Drama von Havel.
Am selben Tag, an dem sich Havel vom Theater „Na Vinohradech“ verabschiedete, hat sich das Theater „Archa“ um das Spiel beworben und es auch bekommen. Václav Havel scheint nun zufrieden zu sein.
„Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass die ganze Wanderung meines Stückes von Theater zu Theater seine Logik und seinen Sinn hat. Ich kehre jetzt wieder dahin zurück, was ich mir vorher gedacht habe, als ich das Stück schrieb – und zwar, dass mein Drama für ein Theater mittlerer Größe geeignet ist“, teilte Václav Havel dem Tschechischen Fernsehen mit.
Aber nicht nur der Expräsident gibt sich zufrieden. Auch der Regisseur David Radok ist froh, da das Theater „Archa“ auf seine technischen Ansprüche eingegangen ist
„Mit dem Regisseur David Radok haben wir uns auf den Probenverlauf und die Art der Aufführung geeinigt. Und das entspricht genau dem, was ein modernes Theater machen sollte“, so der Archa-Theaterdirektor Ondřej Hrab, der jetzt 120.000 Euro für die Uraufführung auftreiben muss.
Für den „Abgang“ hat sich bereits auch das Ausland interessiert, die USA, Großbritannien und die Slowakei. Und nicht nur die Theatermacher – in Tschechien arbeitet man sogar schon an einem Filmdrehbuch.