Abschied von Havel: Staatstrauer, Sondergesetz und großes Begräbnis
Tschechien nimmt weiter Abschied von seinem verstorbenen ehemaligen Staatspräsidenten Václav Havel. Am Dienstag gedachte das Abgeordnetenhaus mit einer Sondersitzung des Dramatikers, der vom Dissidenten zum Politiker wurde. Die Regierung in Prag hat Staatstrauer angeordnet und zum Begräbnis Havels werden hochgestellte Gäste aus der ganzen Welt erwartet.
„Sehr geehrter Herr Präsident, wir danken Ihnen!“, beschloss Němcová nach 20 Minuten die Sondersitzung.
In den nächsten Tagen werden weitere Ehren für Václav Havel folgen. So wird am Mittwoch der Sarg des Ex-Präsidenten von der ehemaligen St.-Anna-Kirche auf die Prager Burg gebracht.„Am Mittwoch erfolgt vor der Burg ein Trauerzug, bei dem die Streitkräfte dem Präsidenten die letzte Ehre erweisen. Dabei wird der Sarg in den Vladislav-Saal der Prager Burg gebracht, und dort hat die breite Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich von Havel zu verabschieden“, so der Chef des Protokolls auf der Prager Burg, Jindřich Forejt.
Beim Trauerzug mit militärischen Ehren wird Havels Sarg auf der gleichen Artillerie-Lafette von Pferden gezogen, auf der im Jahr 1937 auch der Sarg des ersten tschechoslowakischen Präsidenten und Staatsgründers Masaryk transportiert wurde.Am Mittwoch beginnen zudem in Tschechien drei Tage Staatstrauer. Premier Petr Nečas bat deswegen die Bewohner des Landes, sich entsprechend zu verhalten:
„Die Regierung empfiehlt Firmen und Privatpersonen zu überlegen, ob sie in diesen Tagen öffentliche Veranstaltungen abhalten wollen, die die Staatstrauer stören könnten. Spätestens an diesen Tagen wird die Staatsflagge an Amtsgebäuden und öffentlichen Gebäuden auf Halbmast gesetzt.“
Einige Veranstalter sind dem Aufruf bereits gefolgt. So hat zum Beispiel das Theater im Prager Stadtteil Vinohrady seine Aufführungen am Mittwoch und Donnerstag gestrichen, und das Tschechische Fernsehen erwägt, die Live-Übertragung zur Wahl des Sportlers des Jahres abzusetzen. Die Spiele der Eishockey-Extraliga werden hingegen stattfinden, wie die Vertreter der Vereine am Montag beschlossen.
Geplant ist des Weiteren, die Verdienste Václav Havels um Freiheit, Demokratie und den tschechischen Staat in ein Sondergesetz zu fassen. Auf ähnliche Weise waren zuvor nur Masaryk sowie sein Nachfolger Edvard Beneš geehrt worden.
„Das tschechische Volk und ganz Europa hat den bedeutendsten Tschechen des 20. Jahrhunderts verloren. Deswegen ist es gut, dass der Staat ihm mit einem solchen Gesetz die Ehre erweist“, betonte Außenminister Karel Schwarzenberg, der lange Jahre ein enger Mitarbeiter von Havel war.Das Staatsbegräbnis des Ex-Präsidenten ist für Freitag zwölf Uhr mittags angesetzt. Es beginnt mit einer Schweigeminute im ganzen Land. Erwartet werden auch viele Gäste aus dem Ausland. So haben zum Beispiel der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer und der französische Präsident Nicolas Sarkozy ihr Kommen angekündigt. Und aus Deutschland sollen der deutsche Bundespräsident Christian Wulff oder Bundeskanzlerin Angela Merkel kommen, vielleicht aber auch beide gemeinsam, wie tschechische Medien am Dienstag berichteten.