Havel: NATO-Gipfel bedeutet historischen Schritt in Richtung einer veränderten Identität der Allianz
Bereits bevor die ersten Staats- und Regierungschefs der 19 NATO-Mitgliedsstaaten in Prag eintrafen, stellte sich Präsident Vaclav Havel am Dienstag auf einer Pressekonferenz den Fragen von Journalisten aus dem In- und Ausland. Silja Schultheis berichtet.
"Vor allem und hauptsächlich deshalb, weil dieser Summit einen sehr bedeutenden Schritt hin zur Transformation der Allianz darstellen wird, zu ihrer neuen Identität in einer neuen, veränderten Welt."
Die entscheidenden Bedrohungen, so Havel, gingen heute nicht mehr von einzelnen Staaten oder Bündnissystemen aus. Eine besondere Bedrohung sei etwa der internationale Terrorismus - der während des Prager NATO-Summits ebenfalls auf dem Programm steht. Verbunden damit sei die - so der Präsident - äußerst heikle Frage, ob ein Einschreiten der NATO gegen terroristische Bedrohungen auch außerhalb von Paragraph 5 des Washingtoner Vertrags möglich sei. Hierzu sagte der Präsident:
"Diese Fälle muss man außerordentlich verantwortungsvoll, jeden einzeln und immer wieder von neuem beurteilen."
Im Zusammenhang mit dem Zerfall der alten Bündnissysteme begrüßte der tschechische Präsident die vor einem halben Jahr beschlossene engere Zusammenarbeit zwischen der NATO und Russland. Gleichzeitig räumte jedoch ein, dass eine Mitgliedschaft Russlands in der Allianz diese Zusammenarbeit seiner Meinung nach eher behindern würde.
Danach befragt, wie er sich als Gastgeber des 1. NATO-Gipfels in einem ehem. Warschauer-Pakt-Staat fühle, sagte Havel rückblickend:
"Mehr als die Tatsache, dass dieser Summit jetzt hier stattfindet, hat mich die Tatsache überrascht, dass ich derjenige war, der 1991 in Prag die Auflösung des Warschauer Paktes verkündet hat."