HC Kometa Brünn gewinnt zwölften Titel im Eishockey nach 51 Jahren
Gewinnt in Tschechien eine Mannschaft die Meisterschaft im Eishockey, ist das wie ein Ritterschlag. Vor allem, wenn sie nicht von einem der üblichen Favoriten geholt wird. Die jeweilige Stadt steht Kopf, auch weil das Puckspiel hierzulande äußerst populär ist. Am vergangenen Mittwoch hat der HC Kometa Brno den Titel bereits zum zwölften Mal gewonnen, doch er wurde zu Recht gefeiert wie eine Premiere.
Verteidiger Jakub Krejčík trifft von der blauen Linie ins verwaiste Tor der Gäste zum 5:2-Enstand. Damit hat Kometa Brünn auch die vierte Begegnung der Finalserie gewonnen und den Titelverteidiger mit einem Sweep entthront. Für Marek Kvapil aber gab es zwischen den Auftaktpartien in Liberec und den beiden Spielen in Brünn einen Unterschied:
„Die ersten zwei Duelle waren äußerst schwer zu gewinnen, denn sie waren sehr ausgeglichen. Zu Hause aber waren wir überlegen. Wir haben Spiel und Gegner kontrolliert, denn wir wussten um unsere Heimstärke.“
Libor Zábranský: „Der Schlüssel zum Erfolg war für mich der Charakter der Mannschaft. Die Spieler hatten den Willen, alles für den Sieg zu tun. Das war entscheidend.“
Im Viertelfinale warfen die Brünner Mitfavorit Sparta Prag mit 4:0 Siegen aus dem Rennen, im Halbfinale Hradec Králové / Königgrätz mit 4:2 Siegen. Und zu Hause war Kometa in den Playoffs tatsächlich eine Macht. Von den insgesamt sieben Heimspielen gegen die drei Kontrahenten verloren die Brünner kein einziges in der regulären Spielzeit. Gegen Hradec unterlag man lediglich einmal mit 0:1 nach Penalty-Schießen. Für die Stärke seiner Mannschaft fand der Clubeigner, Manager und Cheftrainer in Personalunion, Libor Zábranský, nur lobende Worte:
„Der Schlüssel zum Erfolg war für mich der Charakter der Mannschaft. Die Spieler hatten den Willen, alles für den Sieg zu tun. Das war entscheidend.“
Am Titelgewinn aber hat der Clubchef selbst einen großen Anteil. Denn vor der Saison verpflichtete er mit Martin Erat (931 NHL-Spiele!), Marek Kvapil, Ondřej Němec, Tomáš Vincour und Martin Zaťovič gleich fünf Profis aus der KHL. Es sind Spieler, die ihr Ego in den Dienst des Teams stellen und zudem eine nahe Beziehung zur Region haben. Kurz vor Transferschluss holt er zudem mit Jakub Krejčík (Bratislava) und dem Kanadier Alexandre Mallet (Pardubice) noch zwei Akteure, die zu echten Verstärkungen wurden. Co-Trainer Kamil Pokorný bestätigt das Verdienst von Zábranský an den Transfers und am Titel:„Er hat diese Spieler angesprochen und sie davon überzeugt, nach Brünn zu kommen. Schließlich hat er auch noch die Rolle des Head Coaches übernommen. Natürlich steckt hinter dem Erfolg viel harte Arbeit von allen, auch unsere Vorbereitung auf die Saison war sehr gründlich. Zudem gehört stets etwas Glück dazu, doch unsere Spieler haben dieses Glück letztlich erzwungen. Deshalb haben wir nun den Meisterpokal in der Hand.“
Der Vater des Erfolges aber ist und bleibt Clubchef Libor Zábranský. Ohne ihn wäre dieser Triumph gar nicht möglich geworden, ja mehr noch: Der 43-Jährige hat den Verein mit seinem Geld, seinem Geschick und Engagement faktisch vor dem Ruin bewahrt. In der Saison 2002/03 spielt Brünn nur in der dritten Liga. 2004 steigt Zábranský mit einem Aktienanteil von 20 Prozent bei Kometa ein, 2005 übernimmt er komplett das Ruder. Und 2009 kauft der ehemalige NHL-Crack dem heutigen EBEL-Club Znojmo auch noch die Extraliga-Lizenz ab. Nach dem Sieg im vierten Finalmatch gegen Liberec ließ der gebürtige Brünner dann auch seiner Freude freien Lauf:
„Es waren zwölf Jahre harte Arbeit, und nun haben wir endlich auch den zwölften Titel. Ich weiß nicht, was ich noch mehr sagen soll. Die Emotionen halte ich in mir, ich genieße es.“
Kamil Pokorný: „Natürlich steckt hinter dem Erfolg viel harte Arbeit von allen, auch unsere Vorbereitung auf die Saison war sehr gründlich. Zudem gehört stets etwas Glück dazu, doch unsere Spieler haben dieses Glück letztlich erzwungen.“
Nach der Hauptrunde, in der 52 Punktspiele ausgetragen wurden, hatte Kometa Brünn nur den sechsten Platz belegt. Daher mussten die Mähren in den Playoffs gegen die besser platzierten Kontrahenten jeweils zuerst auswärts antreten. Sowohl gegen Sparta und Hradec Králové als auch gegen Liberec aber gewann Brünn stets das erste Spiel und hatte sich damit sehr schnell einen psychologischen Vorteil verschafft. Den nutzten die Blau-Weißen dann auch mit Hilfe ihrer zahlreichen Fans, um die jeweilige Serie vor heimischer Kulisse zu entscheiden. Co-Trainer Kamil Pokorný:
„Wir bekamen eine unglaubliche Unterstützung durch unsere Anhänger. Das hat die Spieler noch mehr motiviert, und sie wollten den Titel nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für den Verein und seine tollen Fans gewinnen. Wir konnten alle drei Serien erfolgreich auf eigenem Eis beenden, und das war für die Spieler wie auch für die Zuschauer eine extra große Belohnung.“
Die größte Belohnung für die Spieler, Trainer, Verantwortlichen und die Anhänger des HC Kometa Brünn aber ist der Gewinn der Meisterschaft. Und dass man die ersten Momente des sportlichen Triumphes vor heimischer Kulisse begehen konnte, hat auch Verteidiger Jakub Krejčík genossen:„Die Atmosphäre hier ist unglaublich. Ich werde sie aufsaugen und genießen. Als ich im Januar zum Team gestoßen bin, hatte ich keinen guten Beginn, ich hatte mich verletzt. Doch was wir jetzt hier in diesem Moment erleben, ist einfach phantastisch und bombenstark.“
Der Augenblick aber, der für alle Brünner für ewig in starker Erinnerung bleiben wird, war der Moment, als Kapitän Leoš Čermák den Meisterpokal entgegennahm (Höre auch Audiodatei).
„We are the champions“, dieser Hit war in den letzten Tagen bei den zahlreichen Siegesfeiern in Brünn und Umgebung immer wieder zu hören. Mit Titel Nummer 12 hat Kometa Brünn nun zu Rekordmeister Dukla Jihlava aufgeschlossen. In der nächsten Saison aber wird auch Dukla den neuen Champion herausfordern, denn nach zwölf Jahren ist Jihlava wieder ins Oberhaus aufgestiegen. Für Libor Zábranský ist dies jedoch kein Problem. Er werde alles dafür tun, dass der Verein nicht wieder 51 Jahre lang bis zum nächsten Titel warten muss. Im Gegenteil: Kometa will nun wieder öfter, wenn möglich sogar jede Saison, ein ernsthaftes Wort um die Meisterschaft mitreden. Kometas Clubchef spricht dabei aber nicht von der Pflicht der Titelverteidigung, sondern gibt für die nahe Zukunft diese Marschroute aus:
„Wir wollen das bestmögliche Eishockey spielen und unsere Zuschauer gut unterhalten. Wir wollen ganz einfach, dass die Einwohner unserer wunderschönen Stadt, ja von ganz Südmähren stolz auf uns sind.“