Heiliger Nagel: Reliquie im südböhmischen Kloster entdeckt
Die Heiligen Nägel gehören zu den bedeutenden Christusreliquien der katholischen Kirche. Mit ihnen soll Jesus Christus an das Kreuz geschlagen worden sein. Archäologen glauben nun, im südböhmischen Kloster Milevsko einen Teil eines Nagels vom Kreuz Jesu gefunden zu haben.
Die wertvolle Reliquie befand sich sechs Jahrhunderte lang in einem Geheimgang innerhalb der zweieinhalb Meter dicken Mauer der Kirche des heiligen Ägidius. Man muss sich auf allen Vieren im Gang bewegen, so wie der Höhlenforscher František Krejča es tut:
„Ich würde den Raum als Eingangsluke bezeichnen. Er ist nur 50 mal 70 Zentimeter groß. Nach sechs Metern stößt man auf einen Tresor.“
In Rissen auf dem Boden des Raums entdeckten Archäologen Bruchteile von Edelsteinen. Sie bestätigten ihre Hypothese, dass es sich um einen Tresorraum gehandelt hatte. Ein noch interessanterer Fund wartete auf sie einige Zentimeter über dem Boden. Jiří Šindelář vom Verein „Naše historie“ (zu deutsch: Unsere Geschichte):
„Nachdem die Ablagerungen entfernt wurden, hat man festgestellt, dass es dort noch eine kleinere Aushöhlung gibt. Für Menschen unzugänglich, etwa anderthalb Meter hinter dem Tresorraum und versteckt hinter einem großen Stein befand sich ein mit Gold und Silber geschmücktes hölzernes Reliquiar. Darin lag ein eiserner Nagel, der mit einem goldenen Kreuz signiert ist.“
Mit Hilfe einer Kamera und spezieller Schaufeln haben die Höhlenforscher die Gegenstände aus dem Raum geborgen und an Archäologen übergeben. Pavel Břicháček arbeitet im Westböhmischen Museum:
„Vor uns auf dem Tisch liegt ein Reliquiar. Es ist gekennzeichnet mit den Buchstaben IR, das heißt Iesus Rex. Das bedeutet, dass wir eine der heiligsten christlichen Reliquien, die Christusreliquie entdeckt haben.“
Im Reliquiar befand sich ein etwa sechs Zentimeter langer Teil eines Nagels. Die Heiligen Nägel stehen in direktem Bezug zum Leiden und Blut Christi und werden aus diesem Grunde von Gläubigen besonders verehrt. Pavel Břicháček:
„Die Menschen, die sich mit diesen Gegenständen beschäftigten und danach strebten, sie zu erwerben, haben ihnen eine übernatürliche Kraft zugeschrieben. Sie sollten ihnen den Schutz Gottes sichern. Es ist im Prinzip egal, ob wir tatsächlich einen der etwa dreißig Nägel besitzen, die mit Christus in Verbindung stehen.“
Die Archäologen haben einige der Funde bereits einer Analyse unterzogen. Der Geophysiker Jiří Šindelář ergänzt:
„Am wichtigsten war die Datierung der Holzstücke anhand der Radiokarbonmethode. Wir haben zwei Holzarten gefunden: Die jüngeren Holzstücke lassen sich etwa in die Regierungszeit von Karl IV. einordnen, also grobgefasst in die Jahre 1290 bis 1394. Und dann gibt es dort noch andere Holzstücke. Diese wurden auf die Jahre 260 bis 416 nach Christus datiert.“
Der Fund stammt also aus den frühchristlichen Zeiten Europas. Laut dem Prager Erzbischof, Kardinal Dominik Duka, ist dies von großer Bedeutung:
„Die Kirche wird sicher nicht behaupten, dass es sich um einen Nagel handelt, der bei der Kreuzigung Christi verwendet wurde. Der Fund zeigt aber, dass das Christentum keine erfundene Ideologie ist, sondern ständig nach seinen Wurzeln sucht.“
Mit weiteren Untersuchungen im kommenden Jahr soll die Herkunft des Nagels bestätigt werden. Das Prämonstratenser-Stift Milevsko war im Mittelalter eines der reichsten in Böhmen. Deswegen glauben die Wissenschaftler, dass es durchaus eine Reliquie im Rang eines Nagels vom Kreuz Jesu hätte besitzen können. Nach der Erforschung und Restaurierung will man die Wertsachen direkt im Kloster ausstellen.