Heimatstadt ehrt Philosophen: Dauerausstellung über Husserl in Prostějov

Edmund Husserl

Der Philosoph Edmund Husserl hat als Begründer der Phänomenologie viele Denker des 20. Jahrhunderts beeinflusst. In seiner Heimatstadt Prostějov / Prossnitz erinnerte an den namhaften Denker bislang nur eine Gedenktafel. Am Donnerstag wurde im Regionalmuseum von Prostějov eine Dauerausstellung über Husserl eröffnet.

Der Beifall galt Ivan Blecha, er ist Initiator der Husserl-Ausstellung. Blecha leitet das Institut für Philosophie an der Palacký-Universität in Olomouc / Olmütz und ist einer der besten Husserl-Kenner in Tschechien. Husserls Philosophie war unter dem kommunistischen Regime tabu. Denn Husserls Schüler Jan Patočka war ein aktiver Regimegegner. Aber schon kurz nach der Wende gab es Bemühungen darum, an den großen Denker Husserl in seiner Heimatstadt Prostějov zu erinnern. Professor Blecha:

„Als Philosoph hat es mir und meinen Kollegen Leid getan, dass an eine so große Persönlichkeit in Prostějov überhaupt nicht erinnert wird. Dies wollten wir nachholen. Bereits 1991 haben wir hier eine große Husserl-Konferenz veranstaltet. Dank der Konferenz wurde bald ein Platz der Stadt nach dem Philosophen benannt. Zehn Jahren später gab es hier erneut eine große Konferenz über Husserl, in deren Rahmen am Rathaus eine Gedenktafel für Edmund Husserl enthüllt wurde.“

Ivan Blecha
Seitdem habe er sich gewünscht, eine Ausstellung oder zumindest einen Ausstellungssaal zu dem Philosophen zu gestalten, sagt Blecha. Denn wenn er mit ausländischen Kollegen nach Prostějov gefahren ist, konnte er ihnen nichts zeigen. Das Geburtshaus von Husserl wurde schon früher irgendwann abgerissen. Nu ist es in Zusammenarbeit mit dem Museum in Prostějov gelungen, eine Dauerausstellung im historischen Gebäude „Špalíček“ zu eröffnen:

„Husserl ist damit nach Prostějov zurückgekehrt. Und ich finde, dies hat sich die Stadt auch verdient. Denn die philosophische Richtung, die er begründet hat, ist eine der Hauptrichtungen in der gegenwärtigen Philosophie.“

Ausstellung über Edmund Husserl  (Foto: Martina Schneibergová)
In der Ausstellung sind Dokumente über Husserl und seine Familie zu sehen, so unter anderem zahlreiche Fotos, sowie auch Übersetzungen von Husserls Werken. Besonders interessant für die tschechische Öffentlichkeit sind Dokumente über Husserls Begegnung mit dem späteren ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten Tomáš Garrigue Masaryk in Leipzig. Kann es sein, dass es ohne Masaryk den großen Philosophen Husserl nicht gegeben hätte? Philosophieprofessor Blecha nickt mit dem Kopf:

„Husserl hat in seinen Erinnerungen mehrmals betont, dass Masaryk seine Karriere sogar grundsätzlich beeinflusst hat. Masaryk habe ihn, so Husserl, zum Philosophiestudium angeregt. Denn Husserl studierte damals noch Astronomie in Leipzig. Masaryk empfahl Husserl zudem, nach Wien zu gehen und bei dem damals bekannten Philosophen Brentano zu studieren. Unter Masaryks Einfluss ist Husserl, der aus einer jüdischen Familie stammte, Lutheraner geworden. Später, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, erinnerte sich Husserl daran, dass ihm eben Masaryk nationale Toleranz beigebracht hat.“

Jan Patočka
Ebenso in der Ausstellung zu finden sind Dokumente über Husserls Kontakte zu seinem Schüler, dem tschechischen Philosophen Jan Patočka, der Husserl 1935 zu Vorträgen nach Prag eingeladen hatte.

Mehr über Husserl und seine Heimatstadt Prostějov bringen wir in einer der nächsten Ausgaben von „Reiseland Tschechien“.