Helme mit erweiterter Realität und T-Shirts mit EKG-Sensoren: Tschechiens Armee will aufrüsten

Sensoren zur Überwachung der Lebenszeichen während der Behandlung eines Soldaten

Die tschechische Armee will in Zukunft ein neues Bataillon gründen. Dessen Aufgabe soll es sein, neue Technologien auszuprobieren und in die Praxis zu überführen. In dem Bereich kooperiert das Heer bereits jetzt mit mehreren tschechischen Hochschulen, darunter mit der Technischen Universität (ČVUT) in Prag und der Universität für Verteidigung (UO) in Brno / Brünn.

3D-Druck, künstliche Intelligenz oder Big-Data-Analysen – das sind nur einige der Bereiche, in denen die tschechische Armee derzeit mit tschechischen Forschungsinstitutionen kooperiert. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität entwickelt man etwa technologiegespickte Kleidungsstücke. Diese dienen zur Überwachung der Vitalfunktionen und sollen in Zukunft nicht nur von Soldaten, sondern auch von Feuerwehrmännern getragen werden. Aber worin unterscheiden sich die Thermoshirts mit den Sensoren von gängigen Fitnessmessgeräten? „Der Sensor ist mit der Kleidung verbunden und erstellt direkt am Körper ein EKG in medizinischer Qualität“, erläutert Pavel Smrčka von der Fakultät für biomedizinische Technik.

Die Innovation ermittelt Werte zu Bewegung, Körpertemperatur, Blutdruck, Puls, Blutsauerstoff und GPS-Position, die auf dem Bildschirm des Befehlshabers zusammenlaufen. Der Wissenschaftler Tomáš Veselý ergänzt:

Foto: FEL ČVUT

„Stellen Sie sich vor, sie sind der Kommandant einer Einheit von mehreren Dutzend oder Hundert Soldaten oder Feuerwehrleuten. Dank dieses Systems können Sie einen komplexen Überblick über die gesamte Situation erlangen und müssen nicht mehr einzeln mit Ihren Leuten per Funk in Verbindung stehen. Das System ist natürlich nicht in der Lage, eine umfassende Diagnose zu erstellen, aber es kann zum Beispiel melden, dass ein Problem vorliegt, weil sich etwa ein Feuerwehrmann nicht mehr bewegt. Es kann sein, dass er bewusstlos ist oder eine Kohlenmonoxidvergiftung erlitten hat. Der Befehlshaber kann sofort eine Einheit losschicken, um die Lage zu überprüfen.“

Das System sammelt zudem wertvolle Informationen für die Weiterversorgung in Feldkrankhäusern oder anderen Einrichtungen und erleichtert die Triage. In Kooperation mit der Technischen Universität entwickelt die Armee zudem weitere Systeme, die etwa für Feuerwehrleute nützlich sein könnten. Miroslav Bureš von der Fakultät für Elektrotechnik sagt:

„Bei den Löschkräften ist eine zentrale Herausforderung, die Aufnahme der Wärmebildkamera mittels erweiterter Realität in das Glas der Helme zu projizieren. Denn die Einsatzkräfte müssen mit einem Wasserschlauch und weiteren Gegenständen hantieren. Durch die bisherigen Wärmebildkameras haben sie dafür aber nicht die Hände frei. Im Falle der Soldaten zielt unser konkretes Projekt auf ABC-Einheiten ab, die sich in einer schwierigen Lage befinden können, wegen ihres Schutzanzuges aber nur eine eingeschränkte Sicht haben.“

Miroslav Hlaváč | Foto: Tschechische Armee

In Zukunft wolle die Armee noch weitere neue Technologien testen und entwickeln, sagt der stellvertretende Generalstabschef Miroslav Hlaváč in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Wir wollen ein Technologie-Bataillon aufbauen. Das ist auch im Konzeptpapier der Armee bis 2035 vorgesehen. Geplant ist, die talentiertesten jungen Soldaten, Offiziere und Fähnriche zusammenzubringen und weiterhin mit den Universitäten zusammenzuarbeiten.“

Das Verteidigungsministerium hat für die kommenden fünf Jahre bisher eine Summe von 450 Millionen Kronen (18 Millionen Euro) eingeplant, die für Wissenschaftsprojekte eingesetzt werden soll. Miroslav Hlaváč zufolge sind Innovationen in der Armee aber wichtig, und deshalb könnten die Gelder demnächst weiter erhöht werden.

Autoren: Ferdinand Hauser , Iveta Vávrová
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