Hilfsverein Aussig in München organisierte Spendensammlung für das überflutete Stadtarchiv in Ústí nad Labem/Aussig an der Elbe
Von der verheerenden Hochwasserkatastrophe wurden unter anderem auch mehrere Archive in Böhmen beschädigt. Für jedwede Hilfe bei der Restaurierung beschädigter Archivalien und auch der Sanierung von Archivgebäuden sind die Archivare, die jetzt oft unter provisorischen Bedingungen arbeiten, dankbar. Das Stadtarchiv im nordböhmischen Ústí nad Labem/Aussig erhielt in den vergangenen Tagen finanzielle Unterstützung von den aus Aussig stammenden Sudetendeutschen. Martina Schneibergova fragte den Leiter des Archivs, Dr. Vladimir Kaiser, nach dem Umfang der Hochwasserschäden in seiner Institution:
"Das Stadtarchiv Aussig ist in zwei Gebäuden untergebracht, im vorderen Gebäude wurden große Schäden im gotischen Keller verursacht. Er ist sehr tief - ca. 6 Meter unter der Erde und war vollständig überflutet. Im hinteren Gebäude - im Souterrain - wo Archivdepots sind - stand Wasser bis 1.20 Meter Höhe, und im Hof war auch Wasser - bis zu ca. 30 Zentimeter-Höhe. Alle diese Räumlichkeiten wurden vom Hochwasser betroffen. Wände sind nass - das ist wirklich eine Katastrophe."
"Haben Sie dabei wertvolle Archivalien verloren oder wurden sie beschädigt?"
"Prinzipiell als Archivare haben wir gute Erfahrungen, und aus dem Grund wurden im Keller hauptsächlich Archivalien dritter Kategorie, die keinen hohen Dokumentationswert haben. Damals am Freitagmorgen habe ich gesehen - das Wasser steigt und erreicht beinahe das leere Regal - ich sprang ins Wasser und es ist mir gelungen, noch 300 Archivkartons zu retten. Trotzdem haben wir folgende Schäden erlitten: 35 Meter von inventarisierten Archivalien wurden beschädigt und etwa 53 Meter von Akten, die noch nicht bearbeitet wurden. Vom Aktenmaterial wurden etwa 180 Pakete mit Gerichtsakten vom Aussiger Bezirksgericht beschädigt - aus den Jahren 1950-1965."
"Nach Informationen der Tagespresse hat das Archiv in den vergangenen Tagen eine Spende vom Hilfsverein Aussig mit Sitz in München bekommen..."
"Ja, das stimmt. Unsere Landsleute, zu denen die Stadt Aussig und vor allem das Stadtarchiv sehr gute Beziehungen haben, haben uns immer angerufen und fragten danach, was passiert ist und wie sie uns helfen könnten. Sie haben eine Spendensammlung organisiert, und Herr Kralowetz vom Vorstand des Hilfsvereins Aussig hat uns die Summe von 1200 Euro übergeben, davon 600 Euro waren vom Hilfsverein und 600 Euro von Privatpersonen. Sehr interessant ist - 300 Euro stammen vom Sohn des ehemaligen Archivdirektors in Usti, Franz-Josef Umlauf, der Sohn heißt Gerhard Umlauf und lebt in Lindau."
Soweit der Leiter des Aussiger Stadtarchivs Vladimir Kaiser.