Historische Peterbaude im Riesengebirge fiel Brand zum Opfer

Peterbaude fiel Brand zum Opfer (Foto: ČTK)

Das Riesengebirge im Nordosten Tschechiens hat am Montag eine seiner ältesten Berghütten verloren. Die Peterbaude, die nahe der tschechisch-polnischen Grenze in fast 1300 Meter Höhe stand, wurde nach einem Brand völlig zerstört.

Peterbaude fiel Brand zum Opfer  (Foto: ČTK)
Dichter Nebel hat am Montagmorgen den Bergkamm des höchsten tschechischen Gebirges verhüllt. Das Feuer, das dort in frühen Morgenstunden ausbrach, war daher nicht zu sehen, und die Feuerwehr wurde erst um neun Uhr benachrichtigt. Die Flammen hatten den gesamten Gebäudekomplex erfasst, so dass man nichts mehr retten konnte. Die Peterbaude war eine der ältesten Berghütten im Riesengebirge, die zudem einen besonderen architektonischen Wert hatte.

Radomíra Sedláková  (Foto: Křižovatky architektury / Kreuzungen der Architektur)
„Die Peterbaude war aus mehreren Gründen von Bedeutung. Erstens als Bestandteil eines gesamten Systems von Berghütten, durch die das Riesengebirge durchwoben ist. Sie zeigen, wie man im Riesengebirge lebte und wirtschaftete. Zweitens war sie durch ihre Architektur vom Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhundert geprägt. Und durch ihr einzigartiges Interieur, das besonders mit Holzschnittarbeiten und Glasmalerei verziert war. Der Verlust ist definitiv, groß und unersetzlich. Aus dem Riesengebirge ist somit ein Stück Geschichte verschwunden“,

sagte Radomíra Sedláková vom Institut für Architektur der Prager Technischen Universität dem Tschechischen Rundfunk.

1811 ließ Johann Pittermann an Stelle einer Sommeralm eine Berghütte erbauen, die das ganze Jahr über genutzt wurde. Sein Name verbirgt sich verballhornt auch in der bis heute geltenden Bezeichnung Peterbaude, auf Tschechisch Petrova bouda oder kurz Petrovka. Pittermanns Neffe Vinzenz Zinecker ließ die Hütte in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts in ein Berghotel umwandeln, das Anfang des 20. Jahrhunderts weiter umgebaut und erweitert wurde. Der Landschaftsökologe und Riesengebirgsexperte Pavel Klimeš über die Bedeutung des Berghotels:

Pavel Klimeš  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Bis dahin waren alle Berghütten umgebaute Bauernhäuser. Die Gäste wohnten dort, wo früher das Heu gelagert wurde. Die Peterbaude war dagegen bereits 1887 nur für Gäste gebaut worden. Sie besaß eine Reihe von einzigartigen Architekturelementen: sei es die Steinverkleidung, das mit Rasen bedeckte flache Dach, hohe Fenster, die einzigartigen Innenräume mit Vitragen, Holzschnitzarbeiten, Plastiken und Bildern. Das Haus war einfach die Nummer Eins im Riesengebirge.“

Peterbaude  (Foto: ČTK)
Die Brandursache ist weiter offen. Die denkmalgeschützte Hütte wurde 2008 von der Prager Firma Snowy Chalet gekauft. Seitdem war sie geschlossen und verfiel. Nach Augenzeugenberichten hätten dort Obdachlose übernachtet. Die Firma wurde dafür mehrmals kritisiert und Fachleute warnten vor einem drohenden Einsturz des Gebäudes. Snowy Chalet behauptet, bereits ein Projekt zur Renovierung der Peterbaude ausgearbeitet zu haben. Das aber müsse nun umgewertet werden. Es gibt auch schon Spekulationen, dass der Brand mit Absicht gelegt worden sei, was die Besitzer entschieden zurückweisen. Direkt an der Brandstelle darf nun nämlich ein neues Gebäude gebaut werden, was im Nationalpark sonst nicht möglich ist. Außerdem würde der Bau eines neuen Hotels nicht mehr unter strenger Aufsicht der Denkmalschützer stattfinden, wie es bei der Renovierung der alten Baude der Fall gewesen wäre.

Peterbaude in 2004  (Foto: ČTK)
Die Zerstörung der Berghütte entfesselt nun eine Diskussion über den Bau eines neuen Gebäudes im Nationalpark. Soll eine Replik der alten Baude oder ein neues Hotel gebaut werden? Die Architektin Radomíra Sedláková bevorzugt noch eine dritte Möglichkeit:

„Ich bin der Meinung, dass dort gar nichts gebaut werden soll. Man jammert allgemein darüber, dass das Naturschutzgebiet Riesengebirge überfüllt ist und dass dort Straßen zu den Berghütten im Zentralteil des Gebirges führen müssen. Man erwägt den Abbruch der Elbbaude. Warum sollte man diese Katastrophe nicht nutzen? Man sollte dort gar nichts bauen und so auch eine Straße abschaffen. Ich würde dies als die ehrlichste Lösung betrachten.“