„Historisches Unrecht wiedergutgemacht“

Günter Verheugen (Foto: Piotr Drabik, Flickr, CC BY 2.0)

Vor 15 Jahren ist Tschechien der Europäischen Union beigetreten. Entscheidend war dabei auch die Rolle des damaligen EU-Erweiterungskommissars Günter Verheugen. In einem Gespräch für den Tschechischen Rundfunk bilanziert der deutsche Sozialdemokrat die Mitgliedschaft Tschechiens in der europäischen Familie. Zugleich wagt Verheugen auch einen kritischen Ausblick.

Günter Verheugen  (Foto: Piotr Drabik,  Flickr,  CC BY 2.0)
Es habe keine rationale Alternative gegeben zur Erweiterung. Im Großen und Ganzen bewertet Günter Verheugen so die große EU-Osterweiterung im Jahr 2004. Es sei eine Wiedergutmachung historischen Unrechts gewesen, meint er und bezieht sich dabei auf den Eisernen Vorhang. Deshalb steht der Sozialdemokrat auch weiterhin hinter dem Beitritt der Staaten, trotz der Kritik an Demokratiedefiziten und autoritären Tendenzen. Vor allem habe die wirtschaftliche Entwicklung alle Erwartungen übertroffen, meint Verheugen. Außerdem verweist der 75-Jährige darauf, dass auch die alten EU-Staaten ihre Probleme hätten.

Für die kommenden Europawahlen jedoch warnt Verheugen vor massiven politischen Umwälzungen, vor allem am rechten Rand des Spektrums. Und auch der Brexit könnte den Sinn der europäischen Integration infrage stellen und erschüttern. Außerdem müsste die EU sich überlegen, wie sie sich Russland und China entgegenstellen soll. Insgesamt bleibt Verheugen aber optimistisch, denn weitere Austritte wie den von Großbritannien erwartet er nicht.