Höhepunkt Elbphilharmonie: Chefdirigent der Prager Rundfunksinfoniker blickt auf kommende Saison
Die Prager Rundfunksinfoniker haben vergangene Woche auf einer Pressekonferenz im Funkhaus ihr Konzertprogramm für die nächste Saison veröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit wurde mitgeteilt, dass der künstlerische Leiter und Chefdirigent des Orchesters, Petr Popelka, und der Hauptgastdirigent Robert Jindra ihr Engagement bei den Sinfonikern bis 2026 verlängert haben. Es ist das Jahr, in dem das Rundfunkorchester seinen 100. Geburtstag feiert. Popelka ist seit September 2022 Chefdirigent. Nach der Pressekonferenz entstand folgendes Interview.
Herr Popelka, in der nächsten Saison bereiten die Rundfunksinfoniker zwei große Konzertreihen vor. Es gibt also nicht nur wie bisher die eine im Rudolfinum, sondern auch eine im Prager Repräsentationshaus. War das Ihre Idee, auch dort im Smetana-Saal zu spielen?
„Mehr oder weniger. Wir haben darüber nachgedacht, wie wir das Orchester den Menschen in der Stadt noch näher bringen können. Dabei kamen wir auf die Idee, als einziges Orchester an vielen verschiedenen Orten in Prag präsent sein zu wollen. Denn die Tschechische Philharmonie tritt im Rudolfinum auf, das Orchester FOK im Repräsentationshaus, und wir werden aber das Orchester sein, das von einem Ort zum anderen reist. Das ermöglicht es, unsere Musik für noch mehr Menschen zu präsentieren.“
Unterscheiden sich die beiden großen Konzertreihen thematisch voneinander?
„Nein, in der bevorstehenden Saison noch nicht. Im Smetana-Saal wollen wir wirklich repräsentative Werke aufführen. Diese großen Werke wären im Rudolfinum, was die Akustik und den Raum angeht, schon fast an der Grenze des Möglichen. Dazu gehören beispielsweise das Requiem von Giuseppe Verdi oder Leonard Bernsteins Sinfonie ,Jeremiah‘. Es sind zwei tolle Konzertreihen, die man entweder einzeln oder auch als ein großes Abonnement mit zwölf Konzerten buchen kann.“
Welche renommierte Musiker und Solisten haben Sie für die Konzerte engagiert? Können Sie einige Namen nennen?
„Es ist eine große Ehre, die neue Spielzeit mit der fantastischen deutschen Geigerin Isabelle Faust zu eröffnen. Ich habe mit Isabelle Faust schon zusammengearbeitet, und es war eine reine Musizierfreude. Ich bin sehr froh, dass wir sie in Prag begrüßen können. Ich freue mich zudem unheimlich auf das Konzert mit Marc-André Hamelin. Er ist ein Jahrhunderttalent, was die Klaviertechnik betrifft. Es kommt auch die junge österreichische Cellistin Julia Hagen. Im Rudolfinum begrüßen wir des Weiteren das berühmte Duo der Pianisten Lucas und Arthur Jussen. Sie werden Poulencs Konzert für zwei Klaviere vortragen. Es gibt aber auch sehr viele Gäste auch aus Tschechien, wie beispielsweise die Sopranistin Kateřina Kněžíková oder den Geiger Josef Špaček. Das Publikum kann sich wirklich auf viele hervorragende Gäste freuen.“
Außer in den beiden großen Konzertsälen im Rudolfinum und im Repräsentationshaus spielen Sie auch mehrere Konzerte in der Betlehem-Kapelle. Rechnen Sie dort mit einem etwas jüngeren Publikum?
„Ja, schon. Denn die Betlehem-Kapelle dient als die Aula Magna der Prager Technischen Universität. Es ist mein großes Anliegen, die Musik auch jungen Menschen näher zu bringen. Wir rechnen mit einer speziellen Konzertdramaturgie für die Kapelle.“
Bei einem Konzert in der Betlehem-Kapelle erklingt Musik von Alma Mahler, Gustav Mahler und Alexander Zemlinsky. Wollen Sie damit auch ein wenig Geschichte erzählen?
„Ja, das Konzert gehört zu Veranstaltungen, mit denen wir an besondere Zusammenhänge erinnern möchten. Unser Gastdirigent Robert Jindra schafft es wahnsinnig gut, mit einem Konzertprogramm Geschichte zu erzählen. Bei diesem Konzert führen wir Lieder von Alma Mahler und von Gustav Mahler sowie die Sinfonie Nr. 1 von Zemlinsky auf. Die Sinfonie hört man bei Konzerten selten, obwohl es sich um attraktive Musik handelt. Alexander Zemlinsky war Kompositionslehrer von Alma Mahler.“
Die Sinfoniker werden in der nächsten Saison erneut auch in kleineren Konzertsälen spielen – wie im DOX oder sogar im Studio 1 des Prager Rundfunkgebäudes. Ist für diese Räumlichkeiten jeweils ein etwas ungewöhnliches Programm geplant?
„Wir bereiten sogenannte Crossover-Projekte vor. Damit meine ich Crossover-Konzerte, bei denen die Symphoniker mit Top-Jazzmusikern zusammenspielen. Zwei Konzerte erklingen im DOX. Ein ganz besonderer Raum ist das Studio 1, in dem wir gerade jetzt während des Interviews stehen. Hier ist das Rundfunkorchester zu Hause. Ich wollte diesen Saal auch für die Öffentlichkeit öffnen. Das Publikum kann unsere Proben oder auch unsere Kammermusikserie besuchen. Wir sind also an vielen Orten Prags präsent.“
Planen Sie auch Tourneen und Gastauftritte?
„Gastspiele sind für jedes Orchester sehr wichtig. Noch in dieser Spielzeit gehen wir auf eine Tournee nach Japan, wo bei sechs Konzerten ein tschechisches Programm erklingt. Der Höhepunkt der nächsten Saison ist ein Konzert in der Elbphilharmonie in Hamburg.“