Hölzerner Panzer erinnert an Niederschlagung des Prager Frühlings
Im Zentrum von České Budějovice / Budweis erinnert eine Panzerreplik an die Niederschlagung des Prager Frühlings vor 53 Jahren. Das hölzerne Modell eines T-54 hat die Organisation Paměť národa (Gedächtnis der Nation) installiert.
Am 21. August ist es genau 53 Jahre her, dass Truppen aus vier Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei einrückten. Mit der Niederschlagung des Prager Frühlings wurden alle Hoffnungen auf einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zerstört. Auch durch die Straßen von Budweis fuhren russische Panzer. Ein solcher ist nun wieder auf dem zentralen Marktplatz der südböhmischen Stadt zu sehen – als Nachbau aus Holz. Tomáš Kuboušek von der Initiative „Společně udržme demokracii“ (Gemeinsam die Demokratie erhalten) erläutert:
„Wir wollen zeigen, wie es war, als die Panzer hier tatsächlich auftauchten. Zeitzeugen berichteten mir, dass es ein echter Schock war. Sie sind früh aufgewacht, in die Stadt gegangen und haben dort plötzlich die Panzer gesehen.“
Das Gefährt in realer Größe besetzt seit ein paar Tagen eine Ecke des Platzes, der nach Přemysl Otakar II. benannt ist. Das gesamte Modell ist etwa fünf Meter lang. Der Innenraum kann besichtigt werden. Drinnen würde man, so Kuboušek, das beengende Gefühl erleben, das die Soldaten dort gehabt haben müssen. Aus Dokumenten und Zeitzeugenaussagen sei außerdem bekannt, wo genau sich die Panzer im August 1968 in der Stadt bewegten:
„Sie wurden an den strategischen Punkten platziert. Der Großteil der Panzerfahrzeuge bewegte sich im Umfeld der damaligen Kasernen sowie auf dem Flughafen. Des Weiteren eben auf dem Marktplatz und auf allen damals bestehenden Brücken über die Flüsse Malše / Maltsch und Moldau.“
Nur ein paar Meter vom Panzermodell entfernt sind sechs Ausstellungstafeln zu finden. Darauf wird die Anwesenheit der sowjetischen Truppen in der Tschechoslowakei im Zeitraum ab 1945 bis zum Abzug 1991 aufgearbeitet, und das anhand von zeitgenössischen Fotos und persönlichen Schicksalen. Eines erzählt von Richard Praus aus Písek:
„Diese Geschichte ist eine der wenigen aus der Sammlung von Paměť národa, die sich auf das Jahr 1968 bezieht. Und sie hat ein gutes Ende“,
sagt Tomáš Trantina, Leiter des Südböhmen-Büros von Paměť národa. Nach seinen Worten setzte sich Richard Praus für eine wahrheitsgemäße Geschichtsschreibung ein. Dessen Heimatstadt Písek sei am Ende des Zweiten Weltkriegs nämlich mehr oder weniger zufällig von amerikanischen Truppen befreit worden, die sich dann aber wieder hinter die Demarkationslinie zurückgezogen hätten:
„Richard Praus hat während der ganzen Zeit des Kommunismus sehr darunter gelitten, dass in Písek die Befreiung durch die russische Armee gefeiert wurde. Immer hat er darauf hingewiesen, dass dies so nicht stimmte und die Stadt eigentlich von den Amerikanern befreit worden war.“
Aus ganz anderen Ecken der Tschechoslowakei stammen die drei weiteren Geschichten, zu denen man auf den Tafeln mehr erfahren kann. Trantina hofft, dass das unübersehbare Panzermodell die Aufmerksamkeit vieler Passanten und Touristen auf die Ausstellung lenkt.
Die Ausstellung zu den Ereignissen vom August 1968 wie auch das Panzermodell sind in Budweis noch bis zum 30. August zu sehen.