Hohe Arbeitslosigkeit schreckt Politiker auf – Region Bruntál besonders betroffen

Foto: Tschechisches Fernsehen

In Tschechien gibt es soviel Arbeitslose wie noch nie seit der Gründung des Staates im Jahr 1993. Im Januar waren knapp 630.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter ohne Arbeit, so dass die Arbeitslosenrate auf 8,6 Prozent gestiegen ist. Im Dezember 2013 waren es demgegenüber nur 8,2 Prozent gewesen.

Quelle: Tschechisches Fernsehen,  Zentrales Arbeitsamt der Tschechischen Republik
Die aktuellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in Tschechien hat am Montag das zentrale Arbeitsamt des Landes veröffentlicht. Der Vorsitzende des Senats, der Sozialdemokrat und ehemalige Gewerkschaftschef Milan Štěch, war bestürzt über die Ergebnisse der Erhebungen:

„Für mich sind die Zahlen alarmierend. Es ist eine sehr schlechte Nachricht, zu erfahren, dass 630.000 Menschen in Tschechien ohne Arbeit sind.“

Auch bei den Oppositionsparteien zeigte man sich entsetzt. Zbyněk Stanjura ist Fraktionschef der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) im Abgeordnetenhaus. Er wies auf die Bevölkerungsgruppe hin, die von der hohen Erwerbslosigkeit besonders betroffen ist:

Milan Štěch  (Foto: ČTK)
„Aus der Statistik geht ganz klar hervor, dass vor allem Leute betroffen sind, die 55 Jahre und älter sind. Ihr Anteil an den Arbeitslosen liegt bei fast zwei Drittel. Das ist die am stärksten gefährdete Gruppe, auf die wir auch unsere größte Aufmerksamkeit legen sollten.“

Milan Štěch aber wirft gerade der Opposition vor, dass sie hauptverantwortlich sei für die jetzige Entwicklung:

„Die Fehler, die die ehemalige Regierung Nečas gemacht hat, haben eine Atmosphäre geschaffen, in der wenig Vertrauen herrscht. Die Regierung hat eine sehr restriktive Politik betrieben, die geprägt war von vielen Kürzungen sowie der Erhöhung der Mehrwertsteuer.“

Zbyněk Stanjura  (Foto: ČTK)
ODS-Fraktionschef Stanjura hielt dem entgegen, dass die von der Regierung Sobotka geplante Aufstockung des Mindestlohns ebenso in die Sackgasse führen werde. Andererseits räumte er ein, dass die Arbeitsmarktpolitik der von der ODS geführten Regierung nicht die beste gewesen sei:

„Wir haben viele Schritte vollzogen, weitere aber nicht geschafft. Einige Dinge sind uns nicht eingefallen, und wir haben auch Fehler gemacht. Man muss also fairerweise eingestehen, dass uns diesbezüglich nicht alles gelungen ist.“

Die Regionen, in denen die Arbeitslosigkeit in Tschechien am größten ist, sind weiterhin der Kreis Ústí und der Mährisch-Schlesische Kreis. Mit 15,2 Prozent regional am höchsten ist die Arbeitslosenrate im mährisch-schlesischen Bezirk Bruntál, doch ganz besonders hoch ist sie in der Ortschaft Slezské Rudoltice. Mojmír Pargač ist der Bürgermeister des Ortes:

Yvona Jungová  (Foto: ČT24)
„Die Arbeitslosigkeit bei uns liegt bei 30 Prozent und in den umliegenden Gemeinden noch darüber. Mit diesem Problem haben wir ständig zu kämpfen.“

Die Leiterin des zuständigen Arbeitsamtesin Ostrava / Ostrau, Yvona Jungová, erklärt, worin die Spezifik des Bezirkes Bruntál besteht:

„Ich habe die Befürchtung, dass gerade in der Region Bruntál die Saisonarbeit eine größere Bedeutung hat als anderswo. Das ist historisch begründet, denn zum einen fehlt es in dieser Region an Infrastruktur, zum anderen auch an strategischen Investoren.“

Foto: Tschechisches Fernsehen
Aus diesem Grund führen in der Region Bruntál viele Menschen auch gemeinnützige Arbeiten durch, die vom Staat über das Arbeitsamt finanziert werden. Im Winter sind diese Arbeiten jedoch geringer als in der warmen Jahreszeit.