Im Müll entdeckt: Notizbuch des Komponisten Rejcha von 1810

Notizbuch des Komponisten Antonín Rejcha

Es lag unbeachtet vor einer Mülltonne auf einer Straße in Paris: das 200 Jahre alte Notizbuch des aus Prag stammenden Komponisten Antonín Rejcha. Zur Identifizierung des Heftes hat eine gemeinsame Online-Ausstellung der Mährischen Landesbibliothek und der Bibliothèque nationale de France beigetragen.

Antonín Rejcha | Foto:  CC BY-SA 3.0

Antonín Rejcha beziehungsweise Anton Reicha oder Antoine Reicha (1770-1836) stammte aus Prag. Erfolge feierte er aber im Ausland, vor allem in Frankreich. Rejcha war ein Freund Beethovens und später ein renommierter Komponist und Musiklehrer am Konservatorium in Paris. Ab 1808 fand er dort zunehmend Anerkennung vor allem mit seiner Musik für Blasinstrumente und seinen pädagogischen Leistungen. Viele französische Komponisten waren seine Schüler, darunter Berlioz, Frank und Gounod. Und gerade in Paris wurde vor kurzem eine einzigartige Entdeckung gemacht. Jana Franková ist Musikwissenschaftlerin an der Mährischen Landesbibliothek in Brno / Brünn:

Quelle:  Österreichische Nationalbibliothek,  Wikimedia Commons,  public domain

„Die Entdeckung war sehr ungewöhnlich und hat uns alle überrascht. Neben einer Mülltonne vor einem Wohnhaus in Paris wurde ein Notizheft von Antonín Rejcha gefunden. Es lässt sich etwa auf das Jahr 1810 datieren, damals hielt sich der Komponist bereits in Paris auf. Das kleine Heft lag dort zusammen mit anderen Dokumenten, die aber wesentlich jünger sind und aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammen.“

Jana Franková | Foto: Mährische Landesbibliothek

Eine Passantin entdeckte die Kiste mit den alten Dokumenten. Weil sie an Geschichte interessiert war, schaute sie sich die Schriftstücke selbst an. Jana Franková:

„Sie fand darin das Notizbuch und ordnete es selbst Rejcha zu. Bei der Internetsuche stieß sie auf unsere Online-Ausstellung und kontaktierte einen der Ausstellungsautoren – den Kurator des Rejcha-Bestands in der französischen Nationalbibliothek. Die Frau schenkte das Heft dann uneigennützig der dortigen Sammlung. Es steht jetzt also Forschern und weiteren Interessenten in der Nationalbibliothek in Paris zum Studium zur Verfügung.“

Quelle:  Gallica / Bibliothèque nationale de France

Ferne Verwandte des Komponisten hatten die Kiste irrtümlich entsorgt. Das Notizbuch enthält keine Angaben, die direkt auf Rejcha verweisen. Beigelegt war aber ein Umschlag mit seiner Unterschrift und der Bemerkung, dabei handle es sich um die Signatur Rejchas.

„Das kleine Büchlein enthält Noten- und Textnotizen. Es zeigt, wie sich Rejcha auf seine theoretischen Schriften und den Unterricht vorbereitet hat. Wir finden darin auch Bemerkungen zu Werken, die er in jener Zeit komponierte. Es handelt sich um eine einzigartige Quelle, die auf eine besondere Weise entdeckt wurde.“

Das Heft wurde Ende März dieses Jahres entdeckt, etwa einen Monat nach der Eröffnung der tschechisch-französischen Ausstellung über den Komponisten. Die Schau heißt „Antonín Rejcha wiederentdeckt“, weil noch weitere Handschriften von ihm jüngst in den Beständen der französischen Nationalbibliothek gefunden wurden. Die Ausstellung ist auf Tschechisch und Französisch und befindet sich unter https://rejcha.knihovny.cz.