Im Rahmen der Prager Woche in München findet eine Tagung sudetendeutscher Autoren statt

Im Rahmen der "Prager Woche", die am vergangenen Freitag im Sudetendeutschen Haus in München eröffnet wurde, wird am kommenden Donnerstag und Freitag auch ein literarisches Seminar veranstaltet. Diese Tagung sudetendeutscher Autoren trägt den Titel "Kindheit und Jugend 1938-1945". Martina Schneibergova fragte die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Adalbert Stifter-Vereins, Anna Knechtel, danach, warum eben die erwähnte Zeitetappe das Thema der Tagung sein wird.

"Es lässt sich ein Defizit feststellen in der Behandlung dieses Themas. zuerst, weil es aktuelle überhaupt keine Zusammenstellung gibt, die das Schaffen sudetendeutscher Autoren vermitteln würde, besonders in der letzten Zeit - also die letzten Arbeiten liegen schon zwanzig Jahre zurück. Jetzt zu dem Thema selbst - es ist eigentlich verwunderlich, dass obwohl ein Großteil der heute lebenden sudetendeutschen Autoren seine Kindheit oder Jugend ja im Sudetengau oder im Protektorat verbracht hat, dass diese Zeit eigentlich unseres Wissens nie thematisiert wurde in einem Einzelseminar oder in einer Veranstaltung. Wir haben deshalb mehrere Autoren eingeladen - a) um zu referieren und b) um ihre eigenen Werke vorzustellen, die diese Zeit behandeln."

Um welche Autoren handelt es sich? Ich hörte, dass auch z. B. Jirí Kosta daran teilnehmen wird.

"Ja, Jirí Kosta wird teilnehmen, und zwar in Vertretung des Tschechischen Pen-Klubs. Er hat ja auch ein Buch geschrieben über diese Zeit - eine Autobiographie, in der er sein Leben beschreibt und wo auch diese Zeit behandelt wird. Er wird ein Grußwort sprechen zusammen mit Ivan Binar - auch einem tschechischen Schriftsteller. Weitere Autoren, die wir eingeladen haben und die am Freitagabend lesen werden, sind Johanna Anderka - eine Lyrikerin, dann eine sehr bekannte Autorin, die auch zur Gruppe 47 gehörte, Barbara König, dann Rudolf Mayer-Freiwaldau, Inge Methfessel, Erich Pawlu und ein tschechischer Autor Josef Nesvadba, der bekannt ist als Science-Fiction-Autor."

Sie erwähnten die öffentliche Lesung, Bestandteil der Tagung sind auch einige Vorlesungen. Wer wird diese Vorträge halten?

"Ja, diese Vorträge sind gedacht als Einführung, und zwar wird am Freitagvormittag Herbert Schmidt-Kaspar einen Vortrag halten - das ist Autor von Romanen, die in den sechziger Jahren rausgekommen sind und auch sehr bekannt waren. Er wird sprechen über das Thema "Kindheit 1938-1945" mit literarischen Beispielen. Die Literatur, soweit sie diese Jahre darstellt, wird dann vorgestellt von Heinrich Pleticha, selbst Autor und Literaturwissenschaftler."

;Einer der Veranstalter der Tagung ist der Adalbert Stifter-Verein. Mit wem arbeiten Sie zusammen?

"Wir haben die Tagung geplant in enger Zusammenarbeit mit enger Zusammenarbeit mit Franz Peter Künzel. Er ist Mitglied der Esslingener Künstlergilde und gleichzeitig Vorsitzender der Gesellschaft zur Förderung ostmitteleuropäischen Schrifttums. Er hat mit uns ausgewählt, welche Autoren wir einladen und hat die Tagung mitgeplant. Er ist sehr bekannt als Übersetzer aus dem Tschechischen und hat z. B. einen großen Teil aus dem Werk von Bohumil Hrabal übersetzt."

Für wen sind diese Vorlesungen bestimmt? Rechnen Sie damit, dass daran z. B. Bohemistik-Studenten teilnehmen werden?

"Wir rechnen damit, wir hoffen es. Wir haben einige Autoren gezielt eingeladen, weil es ein bisschen auch Arbeitstagung sein soll, aber das Programm ist natürlich auch für die Öffentlichkeit zugänglich und ich will nicht unerwähnt lassen, dass die Tagung schon am Donnerstagabend beginnt, und zwar mit einem Vortrag von Peter Becher. Es ist ein Dia-Vortrag mit dem Titel "Prager Literatur 1939-1945". Es werden darin behandelt z. B. die Preisverleihungen, die noch bis in die späten dreißiger Jahre stattfanden. Die Preise sind dann natürlich missbraucht worden und umgewandelt worden. Um all diese Sachen wird es in dem Vortrag gehen."