Im Schatten hoher Staatsvisite: Ökofestival 2007 in Prag

Der 5. Juni war nicht nur der Tag des Besuchs von US-Präsident George W. Bush in der tschechischen Hauptstadt. Seit 1972 wird dieser Tag als Internationaler Umwelttag begangen, und aus diesem Anlass fand in Prag das Ökofestival 2007 statt:

Bei der Eröffnung des Ökofestivals strömten keine Massen auf den Friedensplatz vor der Kirche der Hl. Ludmila. Auch die angekündigte Zimbalmusik blieb vorerst aus. Am Enthusiasmus, Wissenslücken der Besucher im Umweltschutzbereich mit Informationen und tragfähigen Gedanken zu füllen, mangelte es hingegen auf Seiten der zumeist jungen Organisatoren keineswegs:

"Auf dem Ökofestival wollen wir den Besuchern nahe bringen, dass eigentlich jeder von uns etwas Positives für die Umwelt tun kann, allein schon beim Einkaufen durch die Wahl der Produkte",

sagte mir Jana Krcmarova, Pressesprecherin von Zeleny kruh / Grüner Kreis, dem Dachverband für über 60 Umweltorganisationen.

"Jeder sollte beim Kauf von Lebensmitteln oder Verbrauchsgütern bereits daran denken, ob bei deren Produktion Umweltschäden entstehen oder ob eventuell Kinderarbeit dahinter steckt; usw."

Auch weitere Probleme wie die Tierzucht beziehungsweise der Tierschutz, Abfallreduzierung, Handelsketten und vieles mehr wurden an den Ständen der teilnehmenden Organisationen thematisiert. Zum Mitnehmen gab es zahlreiche Infoblätter und zum Verkosten wurden Bioprodukte angeboten, von Vollkornbrot angefangen über Ziegenkäse bis hin zu Erzeugnissen aus dem so genannten technischen Cannabis. Jana Krcmarova ist überzeugt, dass die Tschechen noch viel Aufklärung brauchen, auch wenn sie sich in kurzer Zeit als Weltmeister in Abfalltrennung etabliert haben. Nicht nur ums Sortieren, sondern viel mehr um die Senkung der Abfallproduktion gehe es, sagt sie und fügt hinzu:

Umweltminister Martin Bursik

"Da geht es um die Änderung der Denkweise eines jeden von uns."

Auf dem Ökofestivalgelände war auch jemand anzutreffen, den man dort an dem Tag einer George-Bush-Visite in Prag eher nicht erwartet hätte - Umweltminister Martin Bursik. Messe er der Veranstaltung vielleicht dieselbe Bedeutung wie dem hohen Staatsbesuch bei, lautete meine Frage:

"Das ist eine politisch sensible Frage! In meinem ganzen Leben hatten der Umweltschutz und die Einbeziehung der Bürgergesellschaft in den Umweltschutz schon immer Priorität. Um also die Frage diplomatisch zu beantworten: Ich schaffe heute beides, sowohl auf dem Ökofestival als auch beim Mittagessen mit George Bush zu sein."

Gesagt getan. Der Minister hat es geschafft und wurde von George W. Bush sogar gelobt, eine grüne Krawatte umgebunden zu haben.

Fotos: Autorin