„Wichtige Lehre für Tschechien“: Minister Bursík zum UN-Klimagipfel

Martin Bursík (Foto: ČTK)

14 Tage lang hat die Welt über ihre Zukunft beraten: Auf dem UN-Klimagipfel in Bali haben Industriestaaten und Entwicklungsländer um einen gemeinsamen Fahrplan zur Reduzierung der Treibhausgase gestritten. Die tschechische Delegation führte Umweltminister Martin Bursík. Der hat nun die Ergebnisse von Bali daheim vorgestellt. Thomas Kirschner berichtet.

Martin Bursík  (Foto: ČTK)
Ergebnisse? Welche Ergebnisse? Das fragen die Kritiker auch in Tschechien. Sie werfen der Mammutkonferenz vor, dass für die Reduzierung von Treibhausgasen wieder keine konkreten Zahlen festgelegt wurden. Allenfalls habe man sich darauf geeinigt, dass man sich einigen will. Der tschechische Umweltminister Martin Bursík stimmt dem nicht zu:

Deutscher Umweltminister Sigmar Gabriel beim UN-Klimagipfel in Bali  (Foto: ČTK)
„Ich lese die Ergebnisse ganz anders. Ich war nicht die gesamten zwei Wochen auf Bali, sondern acht sehr intensive Tage. Wir müssen uns klar machen: Alle Unterzeichner des Klimaabkommens von Kyoto, und das sind immerhin 190 Länder und noch dazu die Vereinigten Staaten haben sich darauf verständigt, in welcher Weise die Verpflichtungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern verteilt werden – und das weltweit zum ersten Mal. Dass schon konkrete Ergebnisse ausgehandelt werden, das hat niemand erwartet.“

Immerhin: der Stein wurde ins Rollen gebracht, und auch die USA, Japan und Russland haben sich in die Pflicht nehmen lassen. Konkrete Zahlen für einen Nachfolger des auslaufenden Kyoto-Protokolls sollen dann im übernächsten Jahr folgen. Da allerdings werden die Vereinigten Staaten nicht dabei sein:

„Hier hat sich die ganze Welt außer den USA darauf verständigt, dass die Industriestaaten sich in Kopenhagen im Dezember 2009 auf konkrete prozentuale Ziele zur Senkung der Treibhausgase festlegen. Die Entwicklungsländer verpflichten sich demgegenüber zu klar definierten und kontrollierbaren Aktionen zur Senkung der Treibhausgase, und zugleich erhalten sie Hilfe von den Industriestaaten.“

Foto: ČTK
Umweltminister Bursík bezeichnete das Übereinkommen als solides Fundament und forderte auch Präsident Václav Klaus auf, sich auf diese Basis zu stellen. Klaus aber sieht durch den Klimaschutz bekanntlich Freiheit und Demokratie bedroht und stellt derzeit gerade in Deutschland sein diesbezügliches Buch vor. Sprechender Titel: „Der Blaue Planet in grünen Fesseln“. Aber Minister Bursík hat aus Bali auch noch eine weitere Botschaft mitgebracht, die dem eurokritischen Staatsoberhaupt nicht gefallen dürfte:

„Wieder hat sich gezeigt, dass vor allem die Rolle der Europäischen Union hier sehr wichtig ist. Das war eine wichtige Erfahrung für den tschechischen EU-Ratsvorsitz 2009. Wenn Sie schauen: auf den Fernsehbildern sind überall die Minister aus, Frankreich, Großbritannien oder Deutschland zu sehen – die haben intensiv mit verhandelt, aber bei den Auftritten vor dem Plenum haben sie sich im Hintergrund gehalten, und da hat für die EU der portugiesische Umweltminister gesprochen. Das ist wirklich eine wichtige Lektion für den anstehenden tschechischen Ratsvorsitz, dass wir so etwas nicht unterschätzen dürfen und wirklich einen guten Überblick haben und ausgezeichnete Mittler sein müssen.“