Immer mehr Tschechen wegen Drogenschmuggels in ausländischer Haft
Mit rund drei Kilo Kokain wurde in der vergangenen Woche eine 29-jährige Tschechin am Flughafen in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires festgenommen. Ihr drohen nun bis zu 16 Jahre Haft. Laut den Behörden in Tschechien enden immer mehr junge Tschechen wegen Drogenschmuggels in ausländischer Haft.
"Die Tschechin reiste allein und wollte über Madrid ins Land zurückkehren. In ihrem Koffer mit einem doppelten Boden schmuggelte sie mehr als drei Kilo Kokain. Die Polizei fand die Drogen bei ihr bei einer Routinekontrolle. Die Tschechin ist nun in vorläufiger Untersuchungshaft, sie hat eine Verteidigerin bekommen und die tschechische Konsulin ist mit ihr in Kontakt."
So schildert die Sprecherin des tschechischen Außenministeriums, Zuzana Opletalova, diesen neuesten Fall. Der verhafteten Frau drohen nun sechs bis 16 Jahre Haft. Sie ist im Übrigen der sechste Bürger der Tschechischen Republik, der derzeit allein in Argentinien wegen Drogenschmuggels im Gefängnis sitzt.
Wie Bretislav Brejcha von der tschechischen Nationalen Antidrogenzentrale sagt, ist in den letzten Jahren die Zahl der Tschechen gestiegen, die beim Schmuggeln von Drogen im Ausland erwischt werden. Sie sind meist als Drogenkuriere angeworben worden. Dabei ist häufig Tschechien nicht selbst das Ziel, sondern nur Durchgangsstation. Die Drogen sind für den westlichen Markt bestimmt.
Warum sich die Tschechen vermehrt auf den riskanten Dienst als Drogenkurier einlassen, dazu noch einmal die Sprecherin des Außenministeriums, Zuzana Opletalova:
"Wahrscheinlich zieht das Drogenschmuggeln die Leute deswegen an, weil sie das Versprechen erhalten, einen Urlaub in Lateinamerika machen zu können und dabei auch noch einige Tausend Kronen zu verdienen. Meist handelt es sich um Leute, die niedrige Einkommen haben und geringe Bildung. Sie sind meist jung und unerfahren und kommen vom Land oder aus kleinen Städten."
Diese jungen Leute, die sich mit einer bestimmten Naivität auf die Reise ins Unbekannte begeben, werden dann in Südamerika unter Druck gesetzt: Das Rückflugticket gibt es nur, wenn sie einen Packen Kokain mitnehmen. Und das kann der entscheidende Schritt sein, mit dem sie dann ihr eigenes Leben zerstören.
Im Fall, dass sie noch vor Ort gefasst werden, müssen sie auch dort ins Gefängnis gehen. Dabei sind nicht nur die Strafen in einigen Ländern deutlich höher als in Tschechien. Meist sind auch die Haftbedingungen deutlich härter. In Argentinien sind zum Beispiel die Zuteilung von Kleidung und sogar das Essen rationiert.
Und es kann dann lange dauern, bis es den tschechischen Behörden gelingt, eine Auslieferung in die Heimat zu erwirken. So wie in dem bisher bekanntesten Fall. Bei dem waren in Thailand zwei junge Tschechen mit mehreren Kilogramm Heroin gefasst und Mitte der 90er Jahre zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Sie konnten erst 2004 zurück nach Tschechien geholt werden. Einer der beiden war inzwischen im Gefängnis schwer erkrankt.