Infozentrum Grenzbahnhof in Zelezna Ruda/Bayrisch Eisenstein eröffnet
Die Grenzen können trennen, wie es jahrzehntelang in der Zeit des Kalten Krieges der Fall war, oder im Gegenteil: an der Grenze kann man sich treffen, um sich besser kennen zu lernen und die imaginäre Trennlinie, die man nicht selten in sich selbst trägt, zu überwinden. So ungefähr sahen es diejenigen, die vor drei Jahren damit begannen, sich die Köpfe darüber zu zerbrechen, wie man die gegenseitigen Berührungen an einem tschechisch-deutschen Grenzort nach all den Jahren der gegenseitigen Isolation etwas lebenswerter zu machen. Damit willkommen zu Thema heute, am Mikrophon ist Jitka Mladkova:
Und nun konkret: am Grenzpoint Zelezna Ruda/Bayrisch Eisensstein gibt es ein gemeinsames, also tschechisch-deutsches Infozentrum, dass nicht nur die Eisenbahnreisenden, sondern auch Touristen, Wanderer mit interessanten bzw. nützlichen Informationen bei ihren Streifzügen durch diese Böhmerwaldregion ausstatten kann und will. Nach drei Jahren Vorbereitungen plus Realisierung war es am 12.Oktober so weit: zwei Züge, einer von der tschechischen und der andere von der deutschen Seite kommend, trafen sich in der Eisenbahnstation Zelezna Ruda - Bayrisch Eisenstein, begrüßt von einem zahlreichen Publikum und einer Dudelsackkapelle. In Anwesenheit des tschechischen Umweltministers Milos Kuzvart und des bayrischen Landwirtschaftsministers Josef Miller wurde hier offiziell das "Infozentrum Grenzbahnhof" feierlich eröffnet. Was der erste Impuls für dieses Gemeinschaftsprojekt war sagte in einem Telefongespräch mit Radio Prag Harald Slesiona, Leiter des deutschen Teils der neuen Einrichtung:
Und was findet man im Infozentrum Grenzbahnhof? Zum Beispiel ein Landschaftsmodell dieser Ecke der Welt, und eine Ausstellung, die so konzipiert ist, damit sie auch ganz kleine Wanderer zu Spaziergängen durch den Böhmerwald anregt. Unter dem Titel "Lauf des Wassers" kann man den imaginären Lauf zweier Regentropfen verfolgen - mal Richtung Donau und mal Richtung Moldau. Ob man auch gemeinsame Pläne für die Zukunft geschmiedet hat, fragte ich Vladimir Mares, Leiter des tschechischen Teils im Infozentrum:
"Selbstverständlich haben wir bis zum Jahresende mehrere Veranstaltungen geplant, z.B. Vorträge über den Böhmerwald, für den 8. Dezember sogar ein tschechisch-deutsches Adventskonzert. Wir wollen, dass das Infozentrum auf einer breiten Basis funktioniert. Es soll nicht nur um die Informationen über die Natur gehen, bzw. um Erziehung der Besucher zum Umweltschutz, sondern auch um Kontakte im kulturellen Bereich - von den Schulkindern angefangen bis hin zu den Rentnern".
Ob man schon jetzt, wenn man immer noch am Anfang steht, das Interesse der Besucher abschätzen kann? Vladimir Mares gibt sich optimistisch einen Tag nach der Eröffnung des Infozentrums:
"Das Interesse ist groß. Gestern war es hier voll von Menschen, sodass man sich kaum von der Stelle rühren konnte. Und heute Vormittag besuchten uns ein paar Dutzend Menschen, auch wenn die Saison eigentlich bereits vorbei ist. Ich denke also, oder genauer, ich bin überzeugt davon, dass das eine gute Idee war, hier dieses Infozentrum einzurichten."
Und worin sieht sein deutscher Kollege, Harald Slesione, die Bedeutung dieser Einrichtung:
Das Zusammenwachsen der Landschaften und ihrer Menschen diesseits und jenseits der Grenze in Zelezna Ruda und Bayrisch Eisenstein wird bestimmt noch eine Zeitlang dauern, immerhin, man hat hier einen neuen Mosaikstein gelegt.