Internationale Wirtschaftskonferenz über Energieeffizienz in Prag
NegaWatt statt MegaWatt, das fordern Energieexperten auch in Tschechien schon seit Jahren. Denn jedes Watt Energie, das nicht verbraucht wird, muss gar nicht erst erzeugt werden. NegaWatt steht also für die Strategie, Energiesparen als Energiequelle zu betrachten. Eine Strategie, die sich das Zentrum für effiziente Energienutzung SEVEn auf seine Fahnen geschrieben hat. Schon seit 1990 berät die tschechische NGO Privatpersonen, Unternehmen und Behörden in Energiefragen und organisiert die so genannten „Energy Efficiency Business Weeks“ in Prag. Vergangene Woche fand diese internationale Wirtschaftswoche bereits zum 11. Mal statt. Radio Prag hat Bohuslav Málek von SEVEn nach der Konferenz getroffen.
„Zu dieser Konferenz kamen Personen aus der tschechischen Energiepolitik, aber auch der tschechische Premierminister Mirek Topolánek und sein Gast, der holländische Premierminister Jan Peter Balkenende. Anwesend waren außerdem mehrere frühere Energieminister sowie Repräsentanten von führenden Firmen, wie Shell, Ford und Skoda.“
Wie steht Tschechien denn beim Thema Energieeffizienz im europäischen Vergleich da?
„Unsere Ausgangssituation Anfang der 90er Jahre sah nicht gut aus: Wir hatten einen sehr hohen Energiebedarf pro Kopf. Seitdem haben wir schon vieles getan. Aber die spezifischen Werte sind relativ hoch. Das liegt daran, dass wir noch Braunkohle nutzen, die keine hohe Effizienz bei der Verbrennung ermöglicht. Die legislative Basis für effizientere Energienutzung ist in Tschechien vorhanden. Wir haben schon seit Jahren ein Energiegesetz und seit drei Jahren gilt ein Gesetz für die Unterstützung von erneuerbaren Energiequellen. Außerdem stehen finanzielle Mittel aus den Strukturfonds der EU zur Verfügung, die den Investoren bei der Realisierung ihrer Projekte helfen. Allerdings handelt es sich bei Investitionen im Energiesektor nicht um kurzfristige Angelegenheiten.“
Wie sieht es denn mit dem Energiemix in Tschechien aus. Atomkraft und Kohle spielen ja eine wichtige Rolle. Tschechien versucht aber auch, im Zuge der EU-Klimaziele seinen Anteil an erneuerbaren Energien zu erhöhen. Wo sehen Sie beim Energiemix Verbesserungspotential?„Ungefähr eine Hälfte der Energie wird aus Kohle, vor allem Braunkohle, gewonnen, etwa ein Viertel aus Atomkraft. Die übrigen Anteile machen hauptsächlich Gas und Öl aus. Die Bedingungen für die erneuerbaren Energiequellen sind in Tschechien nicht günstig. Tschechien liegt in Mitteleuropa und hat keine großen Flüsse. Dämme und Wasserkraftwerke gibt es natürlich schon. Ein Entwicklungsfeld ist vielleicht die Energiegewinnung durch die Verbrennung von Biomasse auf lokaler Ebene. Aber auch die anderen Erneuerbaren Energien, also Wind- und Solarkraft, ergeben in absoluten Werten keine Mengen, die in der Zukunft eine entscheidende Rolle spielen können.“
Ihrer Meinung nach geht es in Tschechien also hauptsächlich um Energieeinsparung und Energieeffizienz?
„Jede Energie, die nicht verbraucht wird, muss auch nicht erzeugt werden. Das versteht man unter dem Begriff NegaWatt. Energieeinsparungen und der Einsatz moderner Technologien, das sind meiner Meinung nach die Hauptthemen in Tschechien und das waren auch die Themen der Konferenz in diesem Jahr.“