Internationaler Frauentag - zu wenig Frauen in der tschechischen Politik

Nur 25% der tschechischen Parlamentarier sind Frauen

Der 8. März ist der internationale Frauentag. Jahrzehntelang wurde er hierzulande groß gefeiert, das weibliche Geschlecht reichlich beschenkt. Die Sozialistinnen, die ihn 1910 in Kopenhagen entsannen, hatten ihn den arbeitenden Frauen gewidmet und wollten damit an den Kampf für Solidarität und Gleichberechtigung erinnern. Doch trotz mehrerer Jahrzehnte formeller Gleichberechtigung im sog. sozialistischen Staat, ist heute besonders in der Politik davon nicht mehr viel zu spüren. Olaf Barth berichtet.

Nur 25% der tschechischen Parlamentarier sind Frauen und die sozialdemokratische Regierung ist gar ein reiner Herrenclub.

Bis zum EU-Beitritt des Landes werde sich das wohl ändern müssen, denn die Gleichberechtigung der Geschlechter sei eine der Prioritäten der Union, erklärte am Donnerstag Christian Bourgin von der EU-Delegation für die Tschechische Republik. Katharina von Schnurbein, ebenfalls Mitglied dieser EU-Delegation, stellte gegenüber Radio Prag allerdings klar:

"Einen Standpunkt der EU gibt es dazu nicht. Die Situation der Frauen in Entscheidungspositionen in der Tschechischen Republik lässt sicher zu wünschen übrig. Aber das gilt auch für viele der Mitgliedsstaaten. Die nordischen Staaten sind sicher die Vorreiter. Es ist klar, dass die EU da selbst noch an sich arbeiten muss, wir haben da also keine Bedingungen an die Tschechische Republik."

Zur Minderheit der Politikerinnen gehört auch die ODA-Senatorin Jaroslava Moserova. Ich fragte sie, ob sie den Grund für das Frauendefizit in der tschechischen Politik eher in einem gewissen Machismo ihrer männlichen Kollegen oder in einem Mangel an Engagement seitens der Frauen sehe:

"Ich glaube beides. Besonders in politischen Parteien sind die Frauen nicht so energisch und aggressiv wie die Männer. Aber für die Frauen ist es natürlich auch viel schwieriger. Auf lokaler Ebene gibt es zwar ziemlich viele, auf der höchsten Ebene ist es für Frauen jedoch schwieriger."

Senatorin Moserova glaubt, dass sich die Frauen langfristig durchsetzen werden, denn viele Wähler hätten mehr Vertrauen zum weiblichen Geschlecht. Von einer Quotenregelung um ein günstigeres Verhältnis künstlich zu schaffen, hält sie allerdings nichts.

Das sieht die EU-Delegierte von Schnurbein anders. Ein Allgemeinrezept gebe es zwar nicht, aber:

"Meine ganz persönliche Meinung ist, dass Quoten zumindest gezeigt haben, dass Frauen in die Positionen kommen, um überhaupt mitmischen zu können. Aber das ist meine persönliche Meinung, das ist nicht EU-Standpunkt."

Viele Politikerinnen bekamen zu ihrem Ehrentag Blumen oder Pralinen von ihren männlichen Kollegen. Ob einige von ihnen nach den im Juni stattfindenden Parlamentswahlen auch ein Ministeramt erhalten werden, darf aber zumindest bezweifelt werden.

Autor: Olaf Barth
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