Internationaler Tag der Kriegsveteranen

Von Jitka Mladkova.

Am 11. Oktober 1918 wurde ein Dokument über den Waffenstillstand unterzeichnet und damit der bis dahin schrecklichste aller Kriege, der 1. Weltkrieg also, beendet. Schon ein Jahr später begann man dieses Datum in Frankreich als Tag der Kriegsveteranen zu begehen und bald folgten auch andere Länder Europas und Nordamerikas diesem Beispiel. Auch in der Tschechoslowakei war dem so - bis ans Ende der 40er Jahre, als dieser Gedenktag der kommunistischen Macht nicht ins Konzept passte. Erst 1999, als die Tschechische Republik Mitglied der NATO wurde, beschloss der Generalstab der Tschechischen Armee, an diese Tradition anzuknüpfen.

Am vergangenen Samstag wurde also der Internationale Tag der Kriegsveteranen auch hierzulande begangen. Mit einer Schweigeminute und Kranzniederlegung am Grab des unbekannten Soldaten in Prag gedachten die obersten Vertreter der Tschechischen Armee, darunter auch der Generalstabschef, General Jiri Sedivy, Veteranen des 2.Weltkriegs, aber auch nTeilnehmer des tschechischen Widerstandskampfes sowie des Golfkriegs (1991) und Angehörige der tschechischen Friedensmissionen auf dem Balkan UNPROFOR,IFOR, SFOR und KFOR, der Opfer aller Kriege.

Ähnliche Pietätsakte fanden auch an anderen Orten der Republik statt. Aus Valasske Klobouky in der ostmährischen Walachei kam der 83-jährige Josef Balejka, Leutnant der Luftstreitkräfte a.D. und ehemaliger Flieger der britischen

Royal Air Force in der Zeit des 2.Weltkrieges, nach Prag. Einige Monate nach der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren und der anschließenden Besetzung des restlichen Gebiets der Böhmischen Länder verließ der damals 22-jährige Pilot 1939 seine Heimat, um im Ausland gegen die Okkupanten zu kämpfen. Warum er das tat, beantwortete er in einem Interview mit Radio Prag:

"Es hat mir nicht besonders gefallen, wie die dort marschierten und sangen, ihre Flagge hissten. Das war gegen meine Überzeugung. Ich war, wie man es zu sagen pflegte, ein Kind Masaryk´s. Meine Generation ist in der Masaryk-Republik aufgewachsen."

Josef Balejka erfuhr damals, dass in Polen tschechische Einheiten gebildet wurden. Er floh dorthin und wirkte als Fluglehrer in der polnischen Armee. Bald nach dem Hitler-Überfall auf Polen ging es weiter: mit drei Freunden gelangte er über Rumänien und Beirut nach Marseille und von dort nach Paris, wo alle vier als Angehörige einer polnischen Einheit an der Verteidigung der französischen Hauptstadt teilnahmen. Nach der Niederlage Frankreichs setzten sich die vier Tschechen nach England ab, wo sie - da im Besitz eines polnischen Passes - mit dem 303. polnischen Geschwader u.a. auch an der historischen Schlacht um England teilnahmen. Von den Vier hat nur Josef Balejka den Krieg überlebt. Heute sagt er:

"Ganz schlimm ist, dass unsere Leute hier in dieser Republik gar nicht wissen, was die Schlacht um England überhaupt war. Das war nicht nur eine Schlacht um England, sondern um ganz Europa, Afrika, Asien usw. Hätte Hitler damals England erobert, hätte er dann auch seine Kolonien und vor allem freie Hände gehabt, um die Russen zu verjagen."

Bein einem Flugeinsatz in Großbritannien wurde Balejka verletzt und konnte in den folgenden drei Jahren erneut nur als Fluglehrer tätig sein. 1944 nahm er aber schon wieder an der Invasion der Alliierten in die Normandie teil.