Internationales Jahr der Kartoffel: Knollen-Jubiläen in Böhmen
Zerdrückt, püriert, zerrieben, geschnitzelt, frittiert, gebacken oder auch kalt als Salat – die Kartoffel ist immer gut! Eine echte Universalknolle eben, und das nicht nur in der Zubereitung. Die Kartoffel gehört nämlich weltweit zu den wichtigsten Nahrungspflanzen, und deshalb haben die Vereinten Nationen 2008 zum … ja genau: zum Jahr der Kartoffel erklärt. Und das wird auch in Tschechien begangen – und zwar keineswegs nur mit Fritten, Wodka und Kartoffelchips.
so Institutsdirektor Jaroslav Čepl. Und auch wenn hier ein hunderster Geburtstag gefeiert wird – die Kartoffel selbst ist in Böhmen natürlich schon wesentlich älter. „Urkundlich belegbar“, wenn man so will, sind die aus Amerika stammenden Knollen in Böhmen erstmals 1623, also vor genau 385 Jahren, und das auf dem Tisch von Reichsgraf Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg. Der Kartoffel-Pioniergeist des Grafen wird allerdings in den Geschichtsbüchern dadurch überdeckt, dass ausgerecht er es war, der sich fünf Jahre zuvor auf der Prager Burg von den rebellierenden Ständen hatte aus dem Fenster werfen lassen – der zweite Prager Fenstersturz, der den Auftakt zum 30-jährigen Krieg markierte.
Wirklich heimisch geworden ist die Kartoffel in Böhmen dann erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als sie mit den Heeren Friedrichs des Großen ins Land kam – aus Brandenburg, daher bis heute der tschechische Name „brambory“ – als quasi „die Brandenburger“. Und auch in anderen üblichen Namen für die Kartoffel scheinen noch die deutschen Bezeichnungen durch – so etwa bei erteple – Erdäpfel, oder schon etwas altertümlicher krumpir – die Grundbirne. Und damit bleibt eigentlich mit Loriot nur noch eine Frage offen:„Und ihr Lieblingsessen? Was ist ihr Leibgericht?“
„Kartoffelpuffer.“
Oder eben auf gut tschechisch: bramboráčky.