Jakub Jan Ryba: Stabat mater
Ein doppeltes Jubiläum feiert in diesem Jahr der tschechische Lehrer, Kantor und Komponist Jakub Jan Ryba. Vor 250 Jahren wurde er geboren und starb vor genau 200 Jahren, am 8. April 1815. Im allgemeinen Bewusstsein ist er vor allem als Komponist der populären Böhmischen Hirtenmesse bekannt. Weniger bekannt ist, dass er über tausend Werke weltlicher und kirchlicher Musik komponiert hat, und diese zu seinen Leibzeiten häufig schon aufgeführt und geschätzt wurden. Zu den zahlreichen großen Kompositionen gehört auch das Oratorium Stabat mater, das er 1805 schrieb.
Jakub Jan Ryba hat den mittelalterlichen Text Stabat mater insgesamt dreimal vertont. Nach zwei Vertonungen in der tschechischen Übersetzung griff er in seiner dritten Stabat-Mater-Komposition nach der lateinischen Originalfassung. In seinem Werk im Stil der Frühromantik hat er den Solostimmen anstrengende Vokalpartien anvertraut. Bei der Orchestrierung nutzte Ryba vor allem reichlich Blasinstrumente. Die umfangreiche Komposition hat zwölf Teile. Eine bedeutende Rolle spielen darin zwei Passagen des Chors – in einem Fugato werden die Gefühle der Mutter geschildert, die ihren Sohn am Kreuz beweint, und im abschließenden Teil wird „um des Himmels Seligkeit“ für die sterbende Seele gebeten.
Der Komponist widmete das Werk der Stadt Plzeň / Pilsen, die ihm daraufhin die Bürgerrechte verlieh. Und gerade in Pilsen wurde das Oratorium am vergangenen Sonntag aufgeführt. Der Tschechische Rundfunk beteiligte sich mit seiner Übertragung des Konzerts am Programm des Ostertags der Europäischen Rundfunkunion EBU. Sie hören in unserer Sendung Auszüge aus dem einstündigen Konzert. Unter der Leitung von Vojtěch Spurný spielt die Pilsner Philharmonie, es singen Christina Johnston, Jana Horáková Levicová, Jaroslav Březina, Roman Hoza und der Tschechische Philharmonische Chor Brünn.