Jan Ladislav Dusík (1760-1812) – europäischer Komponist und Pianist aus Böhmen
Jan Ladislav Dusík beziehungsweise Johann Ladislaus Dussek war zu seinen Lebzeiten einer der berühmtesten Pianisten, Komponisten und Musiklehrer Europas. Obwohl er sich auf den Klassizismus stützte, verweist er in seinen Werken bereits auf die romantische Zukunft. Er war einer der zahlreichen böhmischen Musiker, die im 18. Jahrhundert Glück und Ruhm weit von ihrer Heimat entfernt gesucht haben. Dusík ist vor 200 Jahren, am 20. März 1812, in Paris gestorben.
Leben und Werk von Jan Ladislav Dusík sind durch ein Musikinstrument völlig geprägt – das Klavier. Diesem Instrument ist die Mehrheit seiner mehr als 300 Kompositionen gewidmet – es sind sowohl Solo-Werke als auch Klavierkonzerte mit Orchesterbegleitung. Dusík wurde 1760 als Sohn einer Musikerfamilie in der mittelböhmischen Kleinstadt Čáslav geboren. Aber schon als 19-Jähriger ging er ins Ausland. Auf seinen Konzertreisen lernte er ganz Europa von London bis Sankt Petersburg kennen. 1786 wurde er nach Frankreich eingeladen und fasste in Paris schnell Fuß. Als Liebling der Königin Marie Antoinette und der Adelssalons musste er vor der Französischen Revolution nach London flüchten. Dort erwarb er sich bald eine gute Position: Er unterrichtete Schüler aus den höchsten Kreisen, konzertierte und komponierte. Aber auch aus London musste er nach zehn Jahren flüchten; diesmal vor Gläubigern, nachdem sein Musikalienhandel, den er mit seinem Schwiegervater gegründet hatte, Bankrott gegangen war. 1803 trat er als Kapellmeister in den Dienst des preußischen Prinzen Louis Ferdinand. Dieser begabte Pianist wurde nicht nur Dusíks Schüler, sondern auch Mitspieler und Freund. Nachdem der Prinz 1806 in der Schlacht von Saalfeld gefallen war, komponierte Dusík eine seiner schönsten Kompositionen – „Élégie harmonique sur la mort de Louis Ferdinand de Prusse op. 61“. 1808 kehrte Jan Ladislav Dusík nach Frankreich zurück und trat in die Dienste von Fürst Talleyrand. Dort ist er im Jahr 1812 an den Folgen einer Geisteskrankheit gestorben. In Paris, wo Dusík zu einem der angesehensten Komponisten avancierte, entstand eines seiner bedeutendsten Werke: das Konzert für zwei Klaviere und Orchester B-Dur op. 63, in dem er den neuen, romantischen Stil anstrebt. Der Komponist bestätigt darin seinen Ruf als Vorgänger der Romantiker wie Chopin und Liszt. In unseren Hörproben bringen wir den Finalsatz des Klavier-Quintetts F moll, op. 41 von Jan Ladislav Dusík. Es spielten Jindra Kramperová, Lubomír Havlák, Jan Jíša, Jitka Vlašánková und Jiří Hudec. Weiter hören Sie den 1. Satz Lento patetico und Tempo agitato aus der „Élégie harmonique sur la mort de Louis Ferdinand de Prusse op. 61“. Es spielt der deutsche Pianist Andreas Staier auf einem historischen Hammerflügel von John Broadwood, einem einst mit Dusík befreundeten Londoner Klavierbauers. Und zum Schluss erklingt der 3. Satz des Konzerts für zwei Klaviere und Orchester B-Dur op. 63, es spielen František Maxián, Jan Panenka und die Tschechische Philharmonie unter der Leitung von John Barbirolli. Die Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt des Konzerts beim Musikfestival Prager Frühling im Mai 1960.