Jan Langos war für viele Tschechen und Slowaken moralische Autorität

Jan Langos (Foto: CTK)

In den ersten Jahren nach der Wende von 1989 war er nicht zu übersehen. Als tschechoslowakischem Innenminister gelang es ihm damals, das so genannte Lustrationsgesetz durchzusetzen. Auch für viele Tschechen ist der charismatische slowakische Dissident zu einem der Symbole der Samtenen Revolution geworden. Am Donnerstagmorgen ist Jan Langos im Alter von 60 Jahren tragisch verunglückt. Martina Schneibergova erinnert an den verstorbenen Politiker.

Autounfall von Jan Langos  (Foto: CTK)
Energisch, glaubwürdig, konsequent in dem Bemühen, die Geschichte der totalitären Regimes zu dokumentieren und - unvergesslich. Dies sagten über Jan Langos seine tschechischen Freunde, die ihn noch aus der Dissidentenzeit gekannt haben. Der studierte Physiker war in den achtziger Jahren eine der führenden Persönlichkeiten der slowakischen Dissidentenbewegung. Er beteiligte sich damals an den Aktivitäten einer Untergrunduniversität. Nach 1989 ist Langos zweifelsohne zu einem der bekanntesten und populärsten tschechoslowakischen Politiker geworden. Als tschechoslowakischer Innenminister initiierte er das Lustrationsgesetz, das ehemaligen Mitarbeitern des kommunistischen Geheimdienstes (StB) verbot, hohe Posten im Staatsdienst zu bekleiden. Wie sein damaliger Stellvertreter, der spätere tschechische Innenminister Jan Ruml sagte, gelang es Langos unter anderem, die negative Meinung der Bürger über die Polizei positiv zu beeinflussen. Ruml sagte über Langos im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen:

"Es war eine sehr feine und tolerante Art des Lebens im Glauben. Er war für mich ein großes Vorbild."

Nach der Auflösung der tschechoslowakischen Föderation stand Langos auf der Seite der Gegner des damaligen slowakischen Premierministers Vladimir Meciar. Auch wenn er seit 2002 in der slowakischen Politik nicht direkt tätig war, hat er sie auch weiterhin maßgeblich beeinflusst. Er gründete das Institut des nationalen Gedenkens, das die totalitäre Geschichte der Slowakei seit 1939 erforscht. Bis zu seinem Tod war er auch der Leiter dieses Instituts. Der tschechische Historiker Pavel Zacek, der mit Jan Langos zusammengearbeitet hat, erklärte:

Jan Langos  (Foto: CTK)
"Er betonte, dass wir die Vergangenheit wegen der Zukunft kennen müssen. Er war davon überzeugt, dass es notwendig ist, sowohl die strafrechtliche Seite des kommunistischen Regimes zu lösen, das heißt, konkrete Schuldige zu finden, als auch zu verstehen, wie das Regime war."

Ihr tiefes Beileid anlässlich des Todes von Jan Langos haben der jetzige tschechische Präsident Vaclav Klaus sowie Ex-Präsident Vaclav Havel zum Ausdruck gebracht. Senator Martin Mejstrik, der einer der Studentenführer von 1989 ist, schrieb einen offenen Brief an den slowakischen Premier Mikulas Dzurinda. Darin erinnerte er daran, dass Langos mit seinen Bemühungen um die Aufdeckung der totalitären Vergangenheit auch den Tschechen viel geholfen hat. Der Senator wies darauf hin, dass Jan Langos im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit auch vielen Drohungen ausgesetzt war. Nie seien die physischen Angriffe auf Langos vor drei Jahren aufgeklärt worden, so Mejstrik, und appellierte an den slowakischen Premier, sich für die Aufklärung der Umstände des Autounfalls einzusetzen, bei dem Langos am Donnerstag ums Leben kam.

Jan Langos hat bereits drei ernsthafte Autounfälle erlebt, die er nicht verschuldet hat. Der dritte Unfall war für ihn schicksalhaft. Das von Jan Langos gegründete Institut arbeitet gegenwärtig an Projekten, die das Wissen über totalitäre Regimes in Mitteleuropa erheblich erweitern sollen. Vorbereitet wird unter anderem eine internationale Konferenz über den sowjetischen KGB. Es ist jetzt an den Mitarbeitern von Jan Langos, seine Pläne in die Tat umzusetzen.