Jan Teplý – Student an der Škoda-Auto-Hochschule
Jan Teplý hat als Schüler einen etwas anderen Weg eingeschlagen und ist an das Liberecer Gymnasium F. X. Šaldy gegangen. An dieser bilingualen Schule hat er ein Abitur quasi im Doppelpack bekommen – das tschechische und das deutsche. Heute studiert Jan Teplý an der Škoda-Auto-Hochschule in Mladá Boleslav. In der Sendereihe „Heute am Mikrophon“ hat er auch über seine nächsten beruflichen Schritte gesprochen.
„Vor sieben Jahren, als ich 13 Jahre alt war. Und ich kann mich erinnern: Erst drei Minuten vor dem Beginn der Stunde kam der erste Junge. Alle anderen Schüler waren Mädchen und ich habe mir gesagt, das werden noch tolle sechs Jahre. (lacht) Also ich war ganz zufrieden, muss ich sagen. Es kamen aber noch sechs Jungen und das Verhältnis war dann 23 zu 7 für die Mädchen. Also für uns war es natürlich toll.“
Das Paradies...
„Das Paradies. Und natürlich habe ich ein bisschen Angst gehabt am ersten Tag. Ich habe mich gefragt, wie es wohl laufen wird - alles auf Deutsch. Darauf bin ich nicht vorbereitet, habe ich gedacht. Wir haben den Lehrern immer ´Ja ja, wir verstehen´ gesagt. Aber als der Lehrer dann mitbekommen hat, dass wir überhaupt nicht wussten, worüber gesprochen wurde, dann war es schon ein bisschen peinlich. Aber auch lustig.“
Wie funktioniert dieses Gymnasium eigentlich? Das ist ein tschechisches Gymnasium, es hat aber eine deutsche Abteilung. Und am Ende hast Du zwei Abiturzeugnisse...
„Die deutsche Abteilung hat sechs oder sieben Lehrer. Und am Ende müssen wir zwei Abiturprüfungen absolvieren und zwar in tschechischer Sprache und Literatur und die Deutschprüfung. Und im deutschen Abitur hatten wir Prüfungen im Fach Deutsch – natürlich -, Mathe und Physik, Biologie oder Erdkunde. Und das alles auf Deutsch. Das, muss ich sagen, war wirklich prima, weil wir damit für das weitere Leben vorbereitet sind.“Das ist aber schwer – Physik auf Deutsch, oder?
„Physik auf Deutsch, ja, das war sehr schwer. Ich habe aber sogar in Physik Abitur gemacht. Aber wir haben einen tollen Lehrer gehabt. Und die Prüfung – ja, ich kann nicht sagen, dass ich alles gewusst habe oder dass ich super Ergebnisse gehabt hätte. Aber es war schon ganz prima, es ist gut gelaufen.“
Wo ist für Dich der Hauptunterschied zwischen tschechischer Schule und deutscher Schule, dem tschechischen System und dem deutschen.„In dem deutschen System kriegt man Punkte und keine Noten. Wir haben eben eine Skala von 15 Punkten gehabt. Und die Lehrer an diesem Gymnasium haben einen anderen Ansatz im Unterricht. Es war ein bisschen familiärer, und das war für uns das Wichtigste. Einen solchen Kontakt zu Lehrern, das habe ich noch nirgendwo anders gefunden.“
Und was den Unterricht sonst betrifft, gibt es einen großen Unterschied zu Tschechien?
„Es gibt schon einen Unterschied: Wir waren in zwei oder drei Gruppen geteilt. Und das war gut für die Stunden. Denn wenn wir mit einer Gruppe von maximal 15 Leuten Unterricht gehabt haben, dann war das super: alle haben mitgemacht und niemand hat hinten in der Ecke gesessen und nichts gemacht. Wir waren alle dabei, und wir waren kommunikativ - und natürlich aktiver.“
Ein wichtiger Teil in dieser Schule sind ja Praktika und Austauschprogramme mit verschiedenen anderen Schulen. Wie war das für Dich damals in Deutschland?„Wir sind als ganze Klasse nach Deutschland gefahren und haben dort für zwei oder drei Wochen ein Praktikum in irgendeiner Firma gemacht. Das war Pflicht. Ich war zum Beispiel bei einer Firma, die sich mit Porsche-Autos beschäftigt hat. Die Autos wurden dort repariert und getunt. Das war super. Also wirklich, dieses Betriebspraktikum war für mich ein Höhepunkt. Und ich denke, das gilt für einige von uns.“
Nach dem Abitur hieß es auch für Jan Teplý einen Studienplatz zu suchen. Er blieb dabei seiner Autoleidenschaft und seinem Fabel für Fremdsprachen treu und bekam einen Platz an der Škoda-Auto-Hochschule in Mladá Boleslav.
„Ich studiere hier Betriebsmanagement und Ökonomie.“
Und welche Praxismöglichkeiten haben die tschechischen Studenten in Deutschland?
„Mein Bachelor-Programm sieht so aus, dass ich dreieinhalb Jahre studiere und ein Semester, also ein halbes Jahr in die Praxis gehe, in eine Firma. Wir müssen uns da unsere Möglichkeiten selber suchen. Wir können natürlich auch ins Ausland gehen. Und das hilft uns selbstverständlich im weiteren beruflichen Leben, auch bei der späteren Jobwahl.“
Wo möchtest Du Dein Praktikum machen – in Deutschland?„Natürlich will ich meine Praxis in Deutschland machen. Ich weiß jetzt noch nicht genau, wo. Wir haben natürlich die Möglichkeit in den Volkswagenkonzern zu gehen. Das werde ich wahrscheinlich nutzen. Und ich weiß nicht – vielleicht gehe ich auch nach China. Wir haben auch diese Möglichkeit. Wir werden sehen.
Hier sind Studenten aus unheimlich vielen Ländern und Nationen. Wie kommuniziert Ihr miteinander?
„Die Kommunikation ist für uns kein Problem, weil hier nämlich alle Studenten mindestens zwei Sprachen sprechen...“
Welche Sprachen sind das?
„Das ist vor allem Englisch. Dann Deutsch, Russisch, Spanisch und auch Chinesisch. Und fast täglich esse ich Mittag mit einem Freund aus China oder Russland. Also das ist wirklich Multikulti hier. Und das macht Spaß.