Jirásek vor Olympia: Acht Medaillen sind erneut das Ziel

Milan Jirásek (Foto: ČTK)

Die 29. Olympischen Sommerspiele in Peking haben begonnen. Um den Gewinn von Edelmetall aus den 302 Medaillensätzen streiten auch 134 Sportlerinnen und Sportler aus Tschechien. Mit welchen Hoffnungen oder Erwartungen sie in ihre Wettkämpfe gehen und welche ersten Eindrücke man in der Olympiastadt gewinnen kann, darüber hat der Tschechische Rundfunk wenige Stunden vor dem Beginn der Spiele mit dem Vorsitzenden des Tschechischen Olympischen Komitees (ČOV), Milan Jirásek, gesprochen.

Milan Jirásek  (Foto: ČTK)
Milan Jirásek, ein 71-jähriger Arzt, ist ein anerkannter Sportdiplomat. Nicht umsonst steht er schon über elf Jahre an der Spitze des nationalen Olympischen Komitees in Tschechien. Und Jirásek weiß auch nur zu gut, dass man im Sport Siege und Medaillen – allen seriösen Prognosen zum Trotz – nicht so ohne weiteres einplanen kann. Bei den zurückliegenden Sommerspielen in Sydney 2000 und in Athen 2004 gewannen tschechische Athleten jeweils acht Medaillen. Eine Ausbeute, mit der Jirásek auch diesmal sehr zufrieden wäre:

„Ich würde mich glücklich schätzen, sollten wir wieder acht Medaillen holen, denn das wird schwer genug. Wenn man nämlich ständig hört und liest, wie sich andere Nationen und vor allem die chinesischen Gastgeber auf die Spiele vorbereitet haben, dann läuft es einem fast schon eisig über den Rücken. Aber ich glaube fest an unsere Sportler, die alle bei guter Laune sind, und das trotz der Schwüle und der hohen Luftfeuchtigkeit in Peking. Alle freuen sich auf ihren Einsatz, und wenn wir unser Ziel von acht Medaillen am Ende erfüllen sollten, wäre das wunderbar.“

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Ein zusätzlicher und unliebsamer Gegner der nicht-chinesischen Athleten dürfte der schon als berüchtigt bezeichnete Smog in Peking sein. Jirásek aber relativiert das Thema:

„Ich meine, dass sich die Luft in Peking nicht als typischer Smog bezeichnen lässt. Sie gleicht vielmehr einer stickigen Waschküche, denn wenn ich meine Unterwäsche oder Strümpfe wasche, dann dauert es zwei Tage, ehe sie im Zimmer trocknen.“

Ein ganz spezielles Merkmal also, mit dem Jirásek und alle anderen Olympiateilnehmer zu kämpfen haben. Aber was ist ihm sonst noch so in Peking aufgefallen, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht?

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„Sehr angenehm ins Auge fällt, wie gut die Chinesen auf die Spiele vorbereitet sind. Auf der anderen Seite war das auch ein wenig zu erwarten, wollen sie doch perfekte Gastgeber sein. Die Chinesen sind außerdem überaus freundlich. Gut, die Kontrollen an den jeweiligen Kontrollpunkten sind äußerst streng, aber auch hier sind die Chinesen sehr bemüht, die notwendige Prozedur mit einem Lächeln im Gesicht durchzuführen. Was weiter auffällt, ist das riesige Polizeiaufgebot. In fast jeder Straße steht alle 50 Meter ein Polizist oder Soldat in Uniform. Aber auch hier gilt: Wenn du ihnen zulächelst, dann lächeln sie zurück.“

Wegen seiner rigiden Politik gegenüber Andersdenkenden muss der chinesische Staat gerade bei Olympia mit mehreren Protesten rechnen. Ist das Internationale Olympische Komitee (IOC) darauf eingestellt und wie wird es reagieren? Auf diese Frage hatte Jirásek nur eine allgemeingültige Antwort parat:

„Selbstverständlich will das IOC jedweden Konflikt verneiden. Gegenwärtig aber ist die Atmosphäre aber alles andere als angespannt.“

Autor: Lothar Martin
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