Josef Vejvoda erinnert sich an seinen Vater und an die Rosamunde-Polka

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Im deutschen Sprachraum ist sie unter dem Namen Rosamunde bekannt, in Tschechien als Skoda lasky (Schade um die Liebe), in den USA als Beer Barrel Polka. Die Melodie der Polka, die vom tschechischen Kapellmeister und Komponisten Jaromir Vejvoda geschrieben wurde, kommt Ihnen sicher bekannt vor. Im heutigen Kultursalon möchten wir eine CD vorstellen, die Vejvodas Sohn Josef herausgab. Er erinnert sich darin an den Vater und erzählt die Entstehungsgeschichte dessen populärsten Schlagers.

"In dem Buch über das Leben unseres Vaters 'Der König der tschechischen Polka' heißt es unter Anderem: 'Es war einmal ein König, und der hatte drei Söhne, Jaromir, Jiri und Josef. So könnte auch unsere Erzählung über diesen Komponisten, den Autor von mehr als 70 Musikstücken, beginnen.

Mein Vater ist 1902 in Zbraslav geboren, und zwar in der bereits dritten Generation der Familie Vejvoda, die sich der Musik widmete. Er übernahm von seinem Vater eine Kapelle, und da es am Repertoire mangelte, begann er, für sie zu komponieren. Das erste Stück, das er geschrieben hat, war die Polka 'Rosamunde'.

Ich hoffe, verehrte Hörer, dass Sie die schlechte Qualität dieser Aufnahme entschuldigen. Sie ist nämlich mehr als 70 Jahre alt, also ein Dokument. Diese erste Aufnahme der 'Rosamunde' enthält nicht die charakteristische, später geschriebene Bassfigur und hat keinen Text. Die 'Modranska polka', wie er sie benannte, wurde in Konzerten und Tanzveranstaltungen gespielt und hatte offensichtlich Erfolg, denn viele Kapellmeister schrieben sie von meinem Vater ab. Nachdem sie in Prager Verlagen viel gefragt wurde, forderte der Verlag Hoffmann´s Witwe meinen Vater auf, die Polka für Blas- und Streichorchester zu bearbeiten. Kurz danach schrieb der Textautor Vaclav Zeman einen Text dazu und 'Skoda lasky' kam zur Welt. Das geschah 1934. Das Honorar betrug 150 Kronen, aber es ging gar nicht um das Honorar. Mein Vater war glücklich, dass seine Komposition in Druck erschien.

1938 soll in Amerika die 1.000 000. Schallplatte verkauft worden sein, bestimmt auch dank den Andrew Sisters, die das Lied in zwei Versionen aufgenommen haben. Die erste war 'Beer Barrel Polka' oder 'Roll out the Barrel', die zweite 'Here Comes the Navy'. Die letztere wurde für die Werbung für die Marine gebraucht. In diesem Zusammenhang möchte ich den amerikanischen Texter und den Arrangeur nennen: Lee Brown und Vladimir Timm, die den Schluss der Melodie abgeändert haben, was meiner Meinung nach dem Stück genutzt hat. Zur Popularität des Verlags trug der US-Verlag Saphiro Bernstein sowie die Aufnahmen der Orchester Glenn Millers, Harry James und Benny Goodmans.

Rosamunde wurde Gegenstand von vielen Wetten und Diskussionen über ihren Ursprung. Mr. Bill Jones und seine Kollegen, Busfahrer aus London, sind, nachdem sie ihre Wette verloren hatten, mit einem Doppeldeckerbus nach Prag gekommen. Der ehemalige deutsche Außenminister Hans Dietrich Genscher behauptete, dass Rosamunde ein deutsches Lied ist, und hat die Wette natürlich verloren. Es gibt ein Photo, auf dem Herr Genscher die Schallplatte 'Skoda lasky' unter dem Arm hält. Als die Amerikaner am Ende des Zweiten Weltkriegs in Pilsen ihre beliebte Bierhymne 'Roll out the Barrel' spielten, waren sie erstaunt, dass ihr Lied in unserem Land allgemein bekannt ist. Sie wunderten sich noch mehr darüber, dass die 'Beer Barrel Polka' ein tschechisches Lied ist.

Das größte Erlebnis für mich war wohl die Feier anlässlich des 100. Geburtstags meines Vaters in der Carnegie Hall in New York. Dorthin zu kommen, dort zu musizieren oder sogar einmal dirigieren zu dürfen, das ist der Traum eines jeden Musikers. Und für mich ging dieser Traum in Erfüllung. In einem der berühmtesten Konzertsäle der Welt dirigierte ich am 21. März 2002 dass renommierte Prager Orchester Hudba hradni straze, d.h. das Musikkorps der Prager Burgwache. Es gab Standigovations, und glauben Sie mir, es bleibt für mich ein unvergessliches Erlebnis. Und im Himmel freute sich mein Vater ganz bestimmt riesig darüber, wie ich seinen 100. Geburtstag gefeiert habe."