Junger Mann verbrannte sich aus Protest gegen den Zustand der Welt
Zu einer verzweifelten Tat hat sich am Donnerstagmorgen ein 18jähriger Mann entschieden. Auf dem Prager Wenzelsplatz hat er sich mit Benzin übergossen und verbrannt. Markéta Maurová berichtet.
Nach einer Äußerung der Sprecherin der Prager Polizei, Eva Brozova, hat er zwei Briefe hinterlassen.
Den ersten Brief, eigentlich einen Abschiedsbrief, hat er mit eigener Hand geschrieben. Er beschreibt darin für seine Familie, dass er weggehen muss, weil er persönliche Probleme hat. Diese hat er jedoch nicht näher spezifiziert. Dann hatte er noch einen zweiten Brief bei sich, in dem er auf weltweite Probleme hinweist.
Auf drei Seiten nennt Adamec Erscheinungen, die seiner Meinung nach die Menschheit in die Vernichtung führen. Diesen Text veröffentlichte er auch im Internet. Er schreibt darin, dass ihn die Unzufriedenheit mit all dem Übel, das in der ganzen Welt toleriert werde, zu der Aktion geführt hätte, der er den Titel "Fackel 2003" gab. Er kritisiert die Macht des Geldes, den Krieg und die schlechten zwischenmenschlichen Beziehungen.Zum Selbstmord haben ihn aber möglicherweise auch Probleme mit der Polizei geführt. Er hat angeblich Web-Seiten der sog. Darkers betrieben, die die Stromlieferungen absichtlich unterbrechen, wofür er auch strafrechtlich verfolgt wurde.
Der Selbstmord weckt landesweit Assoziationen an zwei ähnliche Fälle in der tschechischen Geschichte: Im Jahr 1969 hatten sich zwei junge Männer, Jan Palach und Jan Zajic, im Abstand von einem Monat ebenfalls auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannt, damals aus Protest gegen die Okkupation der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Paktes.
Auf die verzweifelte Tat von Zdenek Adamec haben einige Politiker des Landes reagiert. Präsident Vaclav Klaus hat der Familie des Verstorbenen sein aufrichtiges Beileid ausgesprochen. Die Welt sei nicht vollkommen und werde es nie sein. Wolle man jedoch etwas ändern, dann müsse man am Leben bleiben, meinte Klaus. Josef Broz, der Chef der Bürgerinitiative "Danke, ihr könnt gehen", die 1999 die führenden Politiker Tschechiens zum Rücktritt aufgefordert hatte, bezeichnete die Tat als eine genauso verzweifelte Reaktion auf die Verhältnisse im Lande, wie es die von Jan Palach gewesen war. Hinter diesem Tod stehe symbolisch der Zynismus von Vaclav Klaus, sagte Broz. Mit Anteilnahme hat die Senatorin Jaroslava Moserova, die einst Jan Palach ärztlich behandelt hatte, die Nachricht über diese politisch motivierte Selbstverbrennung angenommen. Die heutige Lage im Lande lasse sich nicht mit der damaligen vergleichen, sie könne sich jedoch vorstellen, dass sie bei jungen Leuten ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit wecken könne, sagte Moserova am Donnerstag.