Junger Opernsänger schlägt den Weg auf die Weltbühnen ein
Der Traum von den Brettern, die die Welt bedeuten, ist ewig. Bei vielen jungen Menschen gleicht er beinahe einer Pflichtdiagnose, der sie sich nicht entziehen können. Es gibt aber auch solche, die unter derartigen Träumen zunächst gar nicht zu „leiden“ haben und nichts desto trotz dasselbe Ziel erreichen. Mehr oder weniger durch Zufall. So einen jungen Mann, der schon mit 24 Jahren diese schon sprichwörtlichen Bretter bestiegen hat, stellt Jitka Mladková in „Heute am Mikrophon“ vor.
Jahrgang 1985, 24 Jahre alt also, gebürtiger Prager, Absolvent des Prager Konservatoriums im Fach Gesang. 2005 debütierte er am Prager Nationaltheater als Bassbariton in Tom Johnsons Four Note Opera. Seitdem konnte er dort in der kurzen Zeit eine Reihe von Rollen einstudieren. Er singt zum Beispiel den Mícha in Smetanas „Verkaufte Braut“, in Mozarts „Don Giovanni“, „La clemenza di Tito“, „Figaros Hochzeit“, „Die Zauberflöte“ und „Barbier von Sevilla“ tritt er als Masetto, Publio, Figaro, Papageno und Basilio auf. Neulich auch in einer anderen Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Hier eine kurze musikalische Visitenkarte von Adam Plachetka.
„Das war die Oper „ La Finta giardiniera“, die im Prager Ständetheater das Ehepaar Hermann mit dem Opernensemble produziert hat. 2006 haben sie hier auch Mozarts Oper „La Clemenza di Tito“ einstudiert. Die Finta giardiniera vom September 2008 war ihre zweite Produktion in Prag.“
La clemenza di Tito inszenierte der heute 73-jährige deutche Opernregisseur Karl-Ernst Hermann gemeinsam mit seiner Frau Ursel bereits 1982 in der Brüsseler Oper. Mozart singen Sie offenbar sehr gerne. Warum?
„Wahrscheinlich am liebsten! Mozart ud Händel sind meine liebsten Komponisten. Und warum Mozart? Es hängt, glaube ich mit dem Alter zusammen. Für junge Stimmen ist Mozart gesünder. Die Stimmbänder werden nicht so sehr belastet. Seine Musik ist mir auch gefühlsmäßig näher, ebenso die Rollen.“
In Ihrer bisherigen noch recht kurzen künstlerischen Laufbahn haben Sie mit namhaften Dirigenten und Orchestern zusammengearbeitet. Sie konnten sich auch im Ausland vorstellen. Zuletzt bei den Salzburger Festspielen 2009. Mussten Sie für Salzburg etwas Spezielles vorbereiten?
„Eigentlich nichts Spezielles. „Figaros Hochzeit“ habe ich bereits voriges Jahr unter der Leitung von Frau und Herrn Hermann für eine Tournee durch Japan eintudiert. Daher weiß ich, was auf mich zukommt. Außerdem ist meine Rolle nicht dermaßen anspruchsvoll, dass ich mich darauf irgendwie extrem gründlich vorbereiten müsste.“
Wie kam es eigentlich, dass Sie damit begonnen haben, sich dem Gesang zu widmen?
„Zunächst ist das kein Zufall gewesen. Sieben Jahre sang ich im Prager Kinderchor von Professor Stasek. Ich kann nicht sagen, dass mein Talent gleich von Anfang an als herausragend eingeschätzt wurde. Dass ich anschließend begann, das Prager Konservatorium zu besuchen, war aber schon ein kleiner Zufall. Ein Freund von mir hat mich überredet, zu der Aufnahmeprüfung zu gehen. Er selbst war damals schon am Konservatorium. Ich habe es eigentlich mehr seinetwegen versucht als aus eigenem Interesse.“
Ihre Eltern waren aber dagegen. Vor allem Ihre Mutter war mit dieser Wahl nicht einverstanden. Warum? Wovor hatte sie Angst?
„Sie fürchtete, dass ich es als Sänger nicht leicht haben würde. Ehrlich gesagt, hätte ich mir meine Entscheidung etwas gründlicher überlegt, wenn ich damals gewusst hätte, was alles auf einen angehenden Opernsänger zukommt. Es stimmt schon, dass es nicht leicht ist, sich in dieser Kunstbranche durchzusetzen. Ich kenne viele, denen es nicht gelungen ist oder sie machen etwas, was ihnen nicht so viel Freude macht. Am Anfang, wenn man noch nicht weiß, wie sich alles entwickeln wird, ist es in der Tat gewissermaßen riskant.“
Ihre künstlerische Laufbahn haben Sie gleich nach dem Abschluss am Konservatorium im Prager Nationaltheater gestartet. Nicht jedem gelingt es, direkt von der Schule in so ein prestigereiches Haus zu kommen.
„Dort wie auch anderswo hat man mich aufgrund meiner Präsentation aufgenommen. Damals wurden die Präsentationen für frisch gebackene Sänger von unserem Konservatorium organisiert, um uns eine Chance zu geben. Das allererste Musikwerk, für das ich eine Rolle einstudiert habe, war Smetanas „Verkaufte Braut“. Aufgetreten bin ich aber zunächst in einer Vierteltonoper von Tom Johnson. Das war ein Projekt für junge Sänger, die sich im Theater Kolowarat vorstellen konnten. Darin konnten sich fünf Solisten unseres Konservatoriums präsentieren.“
Auf der Bühne des Prager Nationaltheaters haben Sie sich bisher also am häufigten präsentiert. Jetzt könnte sich das aber ändern, denn Sie werden bald nach Wien gehen. Wird man Sie auch dann hier in Prag zu sehen und zu hören bekommen?
„Das ist leider immer noch mit einem großen Fragezeichen verbunden. Ich selbst weiß noch nicht, ob ich es schaffe zwischen Wien und Prag zu pendeln. Hoffentlich wird es irgendwie möglich sein. Zumindest werde ich wahrscheinlich in den Stücken singen können, die bereits auf dem Spielplan des Nationaltheaters stehen.“
Haben Sie davon geträumt, in solch einem berühmten Opernhaus wie der Wiener Oper aufzutreten? Und wovon träumen Sie noch?
„Das war bestimmt einer meiner Träume. Und andere Träume? Das ist eigentlich schon egal würde ich sagen, denn andere berühmte Opernhäuser unterscheiden sich in ihrem Niveau nicht wesentlich von der Wiener Staatsoper. Mein Traum ist auch, dort auf dem erreichten Niveau gut zu bestehen. Man sagt, die besten Opernhäuser seien die Metropolitan Opera in New York, Covent Garden in London, die Staatsoper Wien und La Scala in Mailand. Also, vielleicht eine von diesen Bühnen. Die New Yorker „Met“ rangiert vielleicht ein bisschen über die anderen genannten Häusern.“Wenn Sie das Dilemma hätten, zwischen Prag und Wien zu wählen?
„Für Wien habe ich mich bereits entschieden. Dort habe ich einen Vertrag für ein zweijähriges Engagement unterschrieben. Mal sehen, was danach kommt.“