Kaiserschnauzer und magische Telefonhörer – Abschied von Adolf Born
Am Sonntag ist im Alter von 85 Jahren der Grafiker Adolf Born gestorben. Mit seinen eigenwilligen Zeichnungen war er spätestens ab den 1980er Jahren Teil fast jeder tschechischen Kindheit. Doch auch im Ausland galt der Künstler mit dem charakteristischen Schnauzbart als einer der großen Namen der tschechischen Illustration. Ein Nachruf.
„Eine künstlerische Karriere war bei mir nicht durch die Familie bedingt, die Kunst war allen meilenweit entfernt. Irgendwann habe ich dann einfach gesagt, dass ich Maler werden möchte. Ich weiß, dass das für meine Eltern ein schwerer Schlag war. Sie hatten das Bild des Künstlers mit samtenen Schlapphut und Fliege sowie langen fettigen Haaren vor Augen. Solche Künstler verkehrten damals in den Kneipen unserer Stadt. Sie saßen unter ihren Bildern und verkauften sie dann entweder für Geld – oder eben auch nur für eine Mahlzeit.“
Mit damals denkt Adolf Born an die Erste Tschechoslowakische Republik. Besonders diese Zeit prägte den Grafiker. Er wurde 1930 in der österreichisch-tschechischen Zwillingsstadt Gmünd–České Velenice geboren. Seine Familie gehörte dort zur gehobenen Schicht, und durch ihren Haushalt wehte auch in der Republik noch der Hauch der vergangenen Donaumonarchie. Die zweisprachige Kindheit und Begeisterung für die kaiserlich-königliche Zeit prägten bis ins Alter auch das Werk Adolf Borns. 1935 zog die Familie nach Prag.
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Born Kunstpädagogik bei Cyril Bouda. Ab den 1950er Jahren ließ er sich auf der Prager Akademie für Kunst, Architektur und Design von Antonín Pelc für die Karikatur begeistern.Seine Leidenschaft waren jedoch die Illustration und die Buchkunst:
„Ich wollte schon immer Illustrator sein. Der Wunsch vieler Künstler, Portraits und Gemälde zu malen, kam mir sehr exotisch vor. Mich faszinierte immer das Buch. Vor allem in der Ersten Republik galt das Buch als wertvolles Produkt. Wenn das Kind damals ein Buch bekam, wehe ihm, wenn es schlecht damit umging! Heute ist das alles ja viel liberaler. Die Noblesse des Buches weckte in mir das Gefühl, dass auch die Arbeit als Illustrator etwas sehr Nobles ist.“
Vor allem in den 1960er Jahren stellte Adolf Born im Ausland aus. Sein Höhepunkt war die Präsentation seiner Karikaturen und Zeichnungen auf der Pariser Biennale 1961. Sein Stil war eigenwillig und düster-verspielt. Er liebte die Groteske und stand dem fantastischen Realismus nahe. Diesem fühlte er sich vor allem durch die Skurrilität seiner Grafiken verpflichtet.
Nach dem Prager Frühling folgte 1973 ein Publikationsverbot für den Künstler. Kritische Karikaturen und Illustrationen hatten in der Tschechoslowakei in der Zeit der Normalisierung keinen Platz. Born ließ sich aus Unmut gegen die Zensoren einen Franz-Josephs-Bart wachsen. Diesen trug er mit einem gewissen monarchistischen Stolz bis zu seinem Tod.
Seit dieser Zeit widmete er sich vor allem der Illustration von Kinderbüchern und entdeckte seine Leidenschaft für den Trickfilm.
Er arbeitete eng mit dem Schriftsteller und Dramaturgen Miloš Macourek zusammen. Dabei entstand auch sein bekanntestes Werk, die Trickfilmreihe „Mach a Šebestová“. Im Mittelpunkt der Serie stehen zwei Drittklässler, die mit einem Zaubertelefonhörer und dem Nachbarshund Jonatán allerhand Abenteuer erleben. Die liebevolle Zeichenart, die pointierten und witzigen Texte, sowie die einmalige Synchronstimme und Erzählweise des Schauspielers Petr Nárožný prägten nicht nur eine Generation von Kindern.
Adolf Born starb am Sonntag in Prag. Er wurde 85 Jahre alt.