Kampf gegen Drogenkriminalität soll mit vietnamesischer Hilfe verstärkt werden

Foto: Karel Rožánek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

In Mitteleuropa gilt die Tschechische Republik leider auch als das Land, in dem eine der momentan gefährlichsten Drogen in großen Mengen hergestellt und illegal vertrieben wird – die Rede ist von Crystal Meth. In Deutschland hat diese Droge – auch durch die ziemlich einfache Art ihrer Beschaffung – schon eine relativ hohe Zahl an Konsumenten gefunden. Tschechien sagt den Produzenten und Dealern dieser Droge nun noch stärker den Kampf an. Dazu erhalten die Beamten der Antidrogenzentrale professionelle Hilfe aus Vietnam.

Nguyen Thai Binh und Milan Chovanec  (Foto: ČTK)
Am Montag traf der tschechische Innenminister Milan Chovanec mit seinem vietnamesischen Amtskollegen Nguyen Thai Binh in Prag zusammen. Dabei vereinbarten beide Politiker, dass Tschechien aus Vietnam Hilfe im Kampf gegen die Drogenkriminalität erhalten soll. Dazu werden zunächst drei Polizisten aus dem südostasiatischen Land zu einem dreimonatigen Einsatz in Prag abgestellt. Die Beamten sollen helfen, in die Kreise asiatischer Drogenbanden einzudringen. Diese Banden setzen sich in der Mehrzahl aus in Tschechien sesshaft gewordenen Vietnamesen zusammen, sie operieren vor allem in Prag und in Mittelböhmen. Oberst Petr Kočí ist Vizedirektor der Antidrogenzentrale. Er hofft, dass die Hilfe aus Vietnam zügig greifen wird:

Foto: Karel Rožánek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Es wird davon abhängen, welchen Rechtsstatus die vietnamesischen Polizisten in unserem Land erhalten. Falls von rechtlicher Seite verankert wird, dass die tschechische Polizei ihre Informationen verwerten darf, dann steht der Möglichkeit, in die Strukturen der vietnamesischen Drogenbanden in Tschechien einzudringen, nichts im Wege.“

Die Möglichkeit, kriminelle Delikte von Vietnamesen in Tschechien zu bekämpfen, habe der tschechische Staat bislang verschlafen, räumte der Innenminister ein. Das aber wolle man nun ändern, betonte Chovanec:

Tomáš Tuhý  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Wenn wir gegen die Verbrecher aus den Reihen der Vietnamesen in Tschechien erfolgreich vorgehen wollen, dann müssen wir sie auch verstehen und begreifen können. Dazu ist es meiner Meinung nach erforderlich, dass wir in einer ersten Phase über etwa zehn Beamte verfügen, die sich innerhalb der vietnamesischen Minderheit orientieren können. Später ließe sich die Zahl dieser Beamten natürlich noch aufstocken.“

Polizeipräsident Tomáš Tuhý erinnerte indes daran, dass man sich in der Vergangenheit durchaus bemüht habe, Vietnamesen mit tschechischer Staatsbürgerschaft für die Polizeiarbeit zu gewinnen. Das Interesse dafür sei allerdings gering gewesen, so Tuhý:

Antidrogenzentrale  (Foto: Google Street View)
„Die Motivation war schwach. Vielleicht führt aber eine intensivere Aufklärung unter den Minderheiten dazu, dass das Interesse wächst. Wir wollen niemanden bevorzugen, auch Vertreter dieser Bevölkerungsgruppen müssen das übliche Auswahlverfahren für eine Arbeit bei der Polizei durchlaufen. Wir wären jedoch froh, wenn ihrerseits das Interesse für den Polizeidienst vorhanden wäre.“

Petr Kočí, Vizedirektor der Antidrogenzentrale, weist in diesem Zusammenhang aber nochmals darauf hin, dass nur Bürger mit tschechischer Staatsbürgerschaft in den Polizeidienst aufgenommen werden können:

Foto: Free Domain
„Bürger unseres Landes sind in erster Linie Vietnamesen der sogenannten zweiten Generation. Sie sind in Tschechien geboren und beherrschen auch die vietnamesische Sprache, allerdings nur in begrenztem Umfang. Für die Belange der Polizeiarbeit sind sie daher nicht so vorteilhaft einsetzbar wie jene Vietnamesen, die ursprünglich auch aus Vietnam kommen.“

Deshalb erhofft man sich bei der tschechischen Polizei mit dem Einsatz der drei vietnamesischen Kollegen nun auch einen größeren Erfolg bei der Bekämpfung der asiatischen Drogenbanden. Die drei Monate, die die vietnamesischen Polizisten zunächst in Prag arbeiten werden, sehe er als Vorbereitungszeit auf eine weitere und intensivere Zusammenarbeit an, ergänzte Kočí. Das deckt sich mit dem Vorhaben beider Innenminister. Im Herbst wollen sie noch weitere Übereinkommen treffen. So soll Chovanec dann in Vietnam ein Abkommen unterschreiben, damit in Tschechien verurteilte vietnamesische Bürger ihre Haftstrafen in ihrer Heimat absitzen.