Kampf gegen Plastiktüten: In Tschechien gibt es sie bald nicht mehr kostenlos

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Die Europäische Kommission hat den Plastiktüten den Kampf angesagt. Innerhalb von zwei Jahren sollen die EU-Mitgliedsstaaten Maßnahmen ergreifen, um den Verbrauch von leichten Plastiktüten zu reduzieren. In Tschechien liegt der Verbrauch dieser Tüten immer noch über dem EU-Durchschnitt, auch wenn in den vergangenen Jahren ein gewisser Rückgang verzeichnet wurde.

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„Können Sie mir noch eine Tüten geben, die eine ist schon voll“, sagt eine Kundin an der Kasse im Supermarkt Globus. So vorzugehen ist sehr einfach, denn weder die Tüte an der Kasse noch der dünne Plastikbeutel am Gebäckregal kostet etwas. Laut dem Umweltministerium verbraucht daher jeder tschechische Bürger noch im Jahr 2009 rund 300 dünne Plastiktüten im Jahr.

Die Supermarktkette Globus ist der letzte große Lebensmittelanbieter hierzulande, bei dem man an der Kasse kostenlos Plastiktüten bekam. Ab 2014 solle sich das ändern, sagt Unternehmenssprecherin Pavla Hobíková:

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„Die Kunden werden ab kommendem Jahr für die Plastiktüte eine Krone bezahlen (umgerechnet 4 Eurocent). Ohnehin steigt die Zahl der Kunden an, die Taschen bevorzugen, die keine Einwegbeutel sind.“

Über den Preis einer Plastiktüte denken die meisten tschechischen Verbraucher immer noch häufiger nach als über den verheerenden Einfluss des Plastikmülls auf die Umwelt. Aus den Erfahrungen der großen Lebensmittelanbieter geht hervor, dass es reicht, Plastiktüten nicht mehr kostenlos auszugeben - und viele Menschen verzichten dann auf die Tüte.

Judita Urbánková  (Foto: Archiv des Ahold-Konzerns)
„Er werde künftig seine eigene Einkaufstasche mitnehmen“, sagt ein jüngerer Herr an der Kasse im Globus-Supermarkt.

In den Supermärkten Albert wird seit drei Jahren die Plastiktüte für eine Krone verkauft. Judita Urbánková ist Sprecherin des Ahold-Konzerns in Tschechien, der die Supermärkte betreibt:

„Der Verbrauch von Plastiktüten ist ungefähr auf die Hälfte gesunken. Früher haben wir rund 60 Millionen leichte Plastiktüten im Jahr ausgegeben.“

Die EU-Umweltminister haben vor zwei Jahren befunden, dass die Benutzung von dünnen Plastiktüten ein ernsthaftes Problem darstellt. Darauf reagierte nun die EU-Kommission, Brüssel fordert von den Mitgliedsländern Maßnahmen gegen dieserart Vermüllung. Doch bislang ist unklar, was konkret die Tschechische Republik unternehmen will. Der Sprecher des Umweltministeriums, Matyáš Vitík:

Matyáš Vitík  (Foto: ČT24)
„Es ist wichtig, dass die Plastiktüten und der Plastikmüll die Umwelt nicht allzu sehr belasten dürfen. Andererseits müssen wir den menschlichen Faktor berücksichtigen. Es ist unmöglich, das Leben der Menschen zu sehr zu regulieren. Dies würde sich letztlich auch negativ auf die Umwelt auswirken.“

Jeder EU-Bürger verbraucht im Schnitt 198 Tüten pro Jahr, in Dänemark oder Finnland sind es aber nur vier. In Tschechien gibt es dazu nur Schätzwerte, diese bewegen sich zwischen 150 und 300 Plastiktüten pro Person und Jahr.