Kann sich Prag zwei Opernhäuser leisten? Jein, sagt der Kulturminister.

Staatsoper Prag

Worüber in den Medien in den letzten Monaten spekuliert wurde, steht nun fest: Die Staatsoper Prag wird ab Anfang nächsten Jahres mit dem Prager Nationaltheater zusammengelegt. Gegen die Pläne des Kulturministers zur Fusion der beiden Theater protestieren vor allem die Mitarbeiter der Staatsoper.

Staatsoper Prag
Kann sich Prag zwei Opernhäuser leisten? Nach der Antwort auf diese Frage haben tschechische Opernkritiker und Manager in den letzten Monaten in verschiedenen Diskussionen gesucht. Das Kulturministerium hat am Montag offiziell einen Beschluss gefasst, auch wenn dieser – mit all seinen Folgen - nicht völlig eindeutig ist. Künftig soll es formal ein einziges Operntheater geben, hinter dem sich jedoch faktisch zwei Opernbühnen verbergen – mindestens dem Namen nach. Denn die Marke „Staatsoper“ soll beibehalten werden, kündigte Kulturminister Jiří Besser am Montag an. Der Minister lehnt es ab, von einer Fusion oder einem Zusammenschluss zu sprechen:

Jiří Besser  (Foto: Kristýna Maková)
„Es handelt sich in Wirklichkeit um eine Transformation der Staatsoper Prag und des Nationaltheaters. Das Vermögen der Oper wird in das Eigentum des Nationaltheaters übergehen. Die Ballett- und Opernensembles der beiden Theater werden fusionieren. Es soll ein repräsentatives Nationalballett entstehen. Die Orchester und die Chöre der Staatsoper und des Nationaltheaters bleiben aber separat. Das Schauspielensemble des Nationaltheaters bleibt von diesen Änderungen unberührt.“



Dem Kulturminister zufolge wird die Transformation umgesetzt, um die Entwicklung der Oper, des Schauspiels sowie eines neu entstandenen Ballettensembles voranzutreiben.

„Es ist ein ambitionierter Plan, bei dem die künstlerische Selbständigkeit der beiden Theater beibehalten wird. Wir haben uns durch die Erfahrungen mit der Transformation in Wien und Paris inspirieren lassen. Das Hauptziel ist es, die Arbeitsbedingungen der Künstler zu verbessern und dabei effektiver zu wirtschaften.“

Ondřej Černý  (Foto: ČTK)
Niemand von den Künstlern werde entlassen, fügte der Kulturminister hinzu. Petr Pergel leitet die Gewerkschaft der Orchestermitglieder in der Staatsoper Prag. Die Gewerkschaft, die Orchestervertreter des Nationaltheaters sowie der Tschechische Musikrat protestieren schon länger gegen die Pläne zur Zusammenlegung der beiden Theater. Pergel meint, die vom Kulturminister vorgelegten Thesen seien allzu allgemein:

„Unserer Meinung nach wurden diese Thesen nicht mit konkreten Ziffern belegt. Wenn es schon zu einem effektiveren Umgang mit finanziellen Mitteln kommen soll, dann eher im Nationaltheater, das zwei Jahre lang große Verluste einspielt. Bei uns braucht man nichts effektiver zu machen, bei uns war der Betrieb in Ordnung.“

Gala-Konzert  (Foto: ČTK)
In der Staatsoper fand am Montagabend ein Gala-Konzert statt. Den Chef des Nationaltheaters Ondřej Černý, der auch mit der kommissarischen Leitung der Staatsoper beauftragt wurde, belohnte das Publikum mit Buh-Rufen, als er vor dem Konzert versuchte, die Pläne des Kulturministeriums zu verteidigen. Die Mitarbeiter der Staatsoper haben vor, am 14. Juni Premier Petr Nečas eine Petition für die Selbständigkeit der Staatsoper zu übergeben. Die Petition für die Aufrechterhaltung der Prager Staatsoper in der jetzigen Form wurde inzwischen von etwa 15.000 Menschen unterzeichnet.