Karlsbrücke: Kulturelles Erbe wird vermietet
In Prag zu sein bedeutet mindestens einmal über die Karlsbrücke zu gehen. Die Brücke unter der Prager Burg kann man sich ohne Besucher mit Fotokamera, Straßenkünstler und die Prager selbst kaum vorstellen. Dies wird jedoch Mitte September zur Realität, denn die französische Luxusmodefirma Luis Vuitton hat für zwei Tage die älteste Brücke Prags wegen einer Oldtimer-Fahrt gemietet. Im Klartext heißt das: die Karlsbrücke bleibt für die breite Öffentlichkeit geschlossen. Dieser Schritt entfachte eine Welle der Kritik in der Goldenen Stadt. Bara Prochazkova fast zusammen.
"Die Beamten, die den Vertrag mit der französischen Firma unterschrieben haben, haben versagt. Denn sie hätten immer an die Interessen der Stadt denken sollen. Und das Interesse der Stadt ist es, dass die Karlsbrücke immer frei zugänglich ist."
Der Zugang zur Brücke wird bereits ab Mittwoch, dem 6. September, wegen des Baus der Dekoration beschränkt. Am darauf folgenden Wochenende bleibt die Brücke dann für alle komplett geschlossen. Der Grund: Eine Oldtimer-Fahrt von Budapest über Wien soll in Prag enden und dazu gibt es dann auf der Brücke von Luis Vuitton eine große Party. Das gefällt jedoch vielen nicht. Neben Stadtrat Hvizdala haben sich auch Kulturminister Vitezslav Jandak und mehrere Senatoren dagegen ausgesprochen. Nach den Worten des Sprechers der Prager Stadtverwaltung Jan Slajs ist jedoch der Schritt der Stadträte von Vorteil:
"Es geht um eine Veranstaltung, die mit einem Film dokumentiert wird. Dieser Film, der in Prag aufgenommen wird, soll in 47 Staaten auf der ganzen Welt gezeigt werden. Meiner Meinung nach ist es eine gute Werbung für die Stadt."
Nach den Informationen des Sprechers der Stadtverwaltung bringt die Vermietung der Karlsbrücke anderthalb Millionen tschechische Kronen (also 50.000 Euro) in die Stadtkasse. 250.000 Kronen pro Tag macht die Gebühr für die Absperrung dieses öffentlichen Raumes und knapp 200.000 Kronen kostet die Miete für die gesamte Zeit der Beschränkung. Die Gegner der Aktion behaupten, dass der Preis eindeutig zu niedrig sei. So auch Stadtrat Michael Hvizdala:
"Die Höhe der finanziellen Mittel, die die Stadt bekommt, ist wirklich lächerlich. Man könnte verstehen, wenn die Firma zum Beispiel 20 Millionen Kronen für die geplante Renovierung der Brücke spenden würde. Außerdem sollte die Karlsbrücke nur nachts für so eine Veranstaltung gemietet werden, allerdings mit einer Möglichkeit die Brücke zu überqueren."
Nun - zwei Wochen vor der Veranstaltung - scheint es für alle Proteste zu spät zu sein. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Politiker in der Zukunft über das tschechische Kulturerbe nicht über die Köpfe der Prager hinweg entscheiden.