Tauziehen um die Prager Karlsbrücke geht weiter

Prager Karlsbrücke

Die für den 9. September vorgesehene Megaparty auf der Prager Karlsbrücke wird es wahrscheinlich gar nicht geben. Das Tauziehen um die Vermietung des nationalen Architekturkleinods für Privatzwecke der Modefirma Louis Vuitton, worüber Radio Prag Anfang dieser Woche berichtete, hat nun eine Fortsetzung

Karlsbrücke in Prag
Die mit allem Drum und Dran geplante Aktion, die die Buchung der Karlsbrücke für insgesamt fünf Tage vorsieht, ist von Anfang an, nämlich seit Januar dieses Jahres, mit dem Namen des Prager Oberbürgermeisters Pavel Bem verbunden. Damals hat er offiziell seine Schirmherrschaft über die von Louis Vuitton veranstaltete prestigereiche Veteranenrallye bestätigt, die diesmal - wie es hieß - auf der historischen Route der Habsburger Monarchie Budapest - Wien - Prag unter dem Namen Classic Boheme Run stattfinden wird.

Die Prager Karlsbrücke ist laut Szenario des Hauptorganisators und dem dazu unterzeichneten Vertrag als Ziel der Rallye vorgesehen, an der traditionsgemäß Topunternehmer des Welthandels am Steuer ihrer teuren, blitzblank strahlenden Autoveteranen teilnehmen. Darüber hinaus soll diese Veranstaltung mit einer Privatparty mit etwa 400 geladenen Gästen aus dem internationalen Bussines- und Showbussines-Bereich direkt auf der Karlsbrücke abgerundet werden.

Die Tatsache, dass die Brücke für fünf Tage sozusagen von der Außenwelt abgeriegelt, sprich für Touristen und Normalbürger unzugänglich werden müsste, stieß allerseits auf großen Widerwillen. Unter dem Druck der sich vor allem in den Medien abspielenden Debatte schaltete sich letztendlich auch Oberbürgmeister Bem ein. Unter seinem Vorsitz kam am Dienstag im Prager Magistrat der Stadtrat zusammen. Das Resultat verkündete anschließend der Sprecher der obersten Stadtbehörde Jan Slajs:

"Louis Vuitton verfügt nach wie vor über einen gültigen Mietvertrag für die Karlsbrücke. Der Stadtteil Prag 1 und die Hauptstadt Prag haben jedoch der Firma Louis Vuitton andere Prager Brücken bzw. anliegende Räume der Moldau-Kais angeboten. Zu diesem Zeitpunkt liegt die Entscheidung beim Organisator, ob er das Angebot der Stadt annehmen wird."

Prager Oberbürgermeister Pavel Bem
Kurz gesagt: Party ja, aber unter völlig anderen Bedingungen, einschließlich der finanziellen. Was die Emotionen dieser Tage hochschlagen ließ, war auch die Summe, die Louis Vuitton für seine Veranstaltung in die Prager Stadtkasse fließen lassen würde: etwa 50 000 Euro. Das war aber für viele zu wenig. Oberbürgermeister Pavel Bem, der in der Aktion nach wie vor eine tolle Reklame für Prag sieht, hat noch etwas durchgesetzt.

"Der Organisator soll eine symbolische Spende in einer vernünftigen Höhe für die Renovierung der Karlsbrücke übergeben."

Eine Woche vor der Austragung der großen Privatparty wartet man also auf die Entscheidung der "anderen Seite". Und so ist anzunehmen, dass das Tauziehen um die Karlsbrücke eine neue Fortsetzung haben wird.