Streit um Ausbesserung der Karlsbrücke: Heftige Vorwürfe – weiche Lösungen
Mehr als 650 Jahre alt ist bereits die Prager Karlsbrücke. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das berühmte Bauwerk wiederholt vom Hochwasser beschädigt, außerdem nagt der Zahn der Zeit an der mittelalterlichen Steinbrücke. Deswegen waren bereits mehrfach kleinere und größere Ausbesserungsarbeiten an der Prager Top-1-Sehenswürdigkeit nötig. Vergangenes Jahr wurde erneut eine umfassende „Gesundungskur“ der Karlsbrücke eingeleitet. Dieser Tage wurden die Kur-Anwendungen aber von der Inspektion des Kulturministeriums infrage gestellt.
„Als die Ausbesserungsarbeiten vorbereitet wurden, die zugegebenermaßen kompliziert sind, wurden nicht alle erforderlichen Analysen durchgeführt. Und das, obwohl diese Analysen durch kompetente Denkmalschutzorgane angeordnet wurden. In einigen Fällen hingegen, wo bestimmte diagnostische Forschungen zwar vorgenommen wurden, wurden sie bei den Arbeiten nicht in entsprechendem Umfang berücksichtigt.“
Einen besonderen Schaden soll dass historische Geländer auf der Karlsbrücke erlitten haben. Die neuen Steinquader, mit denen alte ungeeignete Steine im Geländer ersetzt wurden, seien nicht adäquat bearbeitet und anschließend auch nicht richtig platziert worden. Die Folge: Die Steine schauen angeblich aus der senkrechten Außenwand hervor. Es handle sich um Steinmetzarbeiten, die noch nicht vollendet seien, entgegnet Ondřej Ševců von der Abteilung des Denkmalschutzamtes, das sich bereits seit acht Jahren mit der Ausbesserung der Brücke beschäftigt. Ein nicht eingeweihter Beobachter würde von den kritisierten Mängeln kaum Notiz nehmen. Ševců räumt allerdings ein:Jemand, der sich tief greifend mit der Authentizität der Baudenkmäler befasse, könnte durchaus bestimmte Unterschiede wahrnehmen. Zurückzuführen seien sie auf die bewusste Verwendung neuer Technologien. Für so einen Menschen habe er Verständnis. Auf der anderen Seite sagt er:
„Hier hat man sehr viel Arbeit investiert, die nicht zu sehen ist. Ich bin damit einverstanden, dass entsprechende Maßnahmen getroffen werden müssen, wo tatsächlich bestimmte Ungenauigkeiten zum Vorschein kommen. Aber zu sagen, alles sei falsch gemacht worden, das ist sehr unprofessionell.“Die sehr kritischen Worte der Denkmalschutzinspektion seines Amtes milderte Kulturminister Václav Jehlička ab. Zu einer fatalen, grundsätzlichen Beschädigung oder sogar Destruktion der Brücke sei es nicht gekommen, sagte er in dieser Woche nach einer Besichtigung vor Ort. Der Schlagabtausch der beiden Institutionen hat letztlich zwar zu kleinen Änderungen, aber nicht zu einem harten Durchgreifen geführt. Die Bauarbeiten an der Karlsbrücke werden weder verlangsamt noch unterbrochen. Alles soll also nach dem ursprünglichen Zeitplan weiter laufen.