Kassenbeleg als Lottoschein
Das Finanzministerium startet eine Kassenzettellotterie. So soll die Steuerdisziplin im Einzelhandel angekurbelt werden.
„Es gibt zwei Möglichkeiten, an der Kassenzettellotterie teilzunehmen. Zum einen kann ein Kunde direkt einen Kassenbeleg in unser Online-System eintragen. Er wird dann aufgefordert, noch weitere Daten anzugeben. Andererseits kann man sich auch dauerhaft als Teilnehmer anmelden und muss dann nur noch die Nummern der Kassenzettel über das Webportal eingeben.“
Entscheidend bei der Registrierung eines Kassenzettels ist der Kenncode der Transaktion, der auf dem Kassenzettel abgedruckt sein muss. Zur Monatsmitte werden den jeweiligen Codes Preise zugewiesen und die glücklichen Gewinner können ihre Belohnung mit nach Hause nehmen. Den Zuschlag für den Lotteriebetrieb hat der US-amerikanische Kassen- und Bankautomatenhersteller Diebold-Nixdorf bekommen.
Mit der Kassenzettellotterie will das Finanzministerium dem EET-System, also der Registrierkassenpflicht im Einzelhandel, mehr Seele geben. Seit Ende vergangenen Jahres sind Geschäfte verpflichtet, ihre Umsätze über eine elektronische Kasse direkt an die Behörden zu übermitteln. Doch die Regelung ist in Tschechien ziemlich unbeliebt. Es sei eine Gängelung freier Unternehmer, war im Vorfeld der Einführung der Registrierkassenpflicht von vielen Seiten zu hören. Muss das Finanzressort deshalb einen Boykott der Auslosung befürchten? Der Tschechische Rundfunk hat Passanten befragt, ob sie denn Interesse an der Lotterie hätten. Eine Frau im Prager Stadtzentrum ist zumindest begeistert:
„Natürlich will ich mich im Internet in das System einschreiben und an der Lotterie teilnehmen.“Eine andere Dame wiederum steht der Kassenzettellotterie skeptisch gegenüber:
„Nein, ich habe wirklich keine Lust die ganzen Kassenzettel zu sammeln. Zwar ist das Auto verlockend, aber teilnehmen will ich wirklich nicht.“
Billig wird die Kassenzettellotterie für den Staat nicht. Insgesamt 12,5 Millionen Kronen (480.000 Euro) lässt er sich das Ganze kosten. Zu viel für ein Vergnügen mit eher wenig Sinn, kritisiert Ex-Finanzminister Miroslav Kalousek von der konservativen Oppositionspartei Top 09:
„Die Lotterie hat nur einen einzigen Effekt: die Bürger werden motiviert, an der staatlichen Schikane freier Unternehmen teilzuhaben. Und dass auch noch zu einem hohen Preis. Denn da will das Finanzministerium nicht sparen, es geht ja nur um das Geld der Steuerzahler.“
Das Projekt verteidigt hingegen der jetzige Finanzminister Ivan Pilný von der zweitstärksten Regierungspartei Ano. Sinn mache die Kassenzettellotterie für ihn sehr wohl und außerdem stecke da noch mehr dahinter:„Einen Kassenbeleg mitzunehmen ist ja jetzt schon normal, wenn man sich irgendetwas Größeres mit Garantie kauft. Und eigentlich sollte das auch in allen anderen Bereichen des Einzelhandels Alltag sein. Außerdem kostet uns die Lotterie vergleichsweise wenig Geld. Dahingegen werden die Steuereinnahmen umso größer.“
Eine Kassenzettellotterie existiert beispielsweise bereits in Kroatien, der Slowakei, Slowenien oder Serbien.